Düsseldorfer Wehrhahn-Linie Gigantischer Tunnelbohrer nimmt Betrieb auf

Düsseldorf · 1302 Tonnen Ingenieurskunst gehen am Montag auf eine 3,4 Kilometer lange Fahrt, damit Düsseldorf in knapp fünf Jahren über eine zweite U-Bahn-Strecke verfügt. Die 65 Meter lange Bohrmaschine für die Wehrhahn-Linie wird nach der Tunneltaufe um 11 Uhr gestartet ­- gut spürbar für die Anwohner.

Wehrhahn-Linie: Das ist die Tunnelbohrmaschine
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Die Maschine liegt aktuell im Schacht acht Meter unter der Oberfläche und wird zu einigen Erschütterungen führen. "Aber es geht schnell in die Tiefe, dann wird niemand mehr etwas merken”, sagt Projektleiter Gerd Wittkötter. Der Start erfolgt trotz der Ermittlungen über Pfusch am Bau gemäß des ursprünglichen Zeitplans.

Nachdem bekannt geworden war, dass beim Kölner U-Bahn-Bau zwei Mitarbeiter wichtige Eisenteile gestohlen und verkauft sowie Protokolle gefälscht hatten, waren auch die Düsseldorfer Bauarbeiten untersucht worden. Dabei tauchten Unregelmäßigkeiten in mindestens 27 Protokollen auf.

Dies soll nach Angaben der Verantwortlichen keinen Einfluss auf den Start des Bohrers haben, weil von den Manipulationen ausschließlich Schlitzwände betroffen sind und diese nur an den künftigen Bahnhöfen der Wehrhahn-Linie erstellt werden.

Der Bohrer des süddeutschen Unternehmens Herrenknecht ist ein so genanntes Mixschild, das sich durch vielschichtige Böden und auch bei hohem Wasserdruck graben kann. Das Schneidrad an der Vorderseite der Maschine (Durchmesser: 9,50 Meter) arbeitet sich durch Erde und Stein. Der "Errektor” im Heck der Maschine setzt die Tunnelwände zusammen. Jeweils sieben "Tübbings” (gebogene und 6,5 Tonnen schwere Betonteile) bilden einen Ring. Auf der Strecke werden 12144 "Tübbings” eingebaut.

In Düsseldorf ist mit dieser Technik bereits ein Kanalprojekt und die U-Bahn an der Philipshalle verwirklicht worden. Der Bohrer wird pro Tag durchschnittlich zehn bis zwölf Meter vorankommen. Nach rund acht Monaten soll er die Benrather Straße erreichen und dort auf den bereits vorhandenen U-Bahn-Schacht stoßen. Die Maschine wird dann auseinandergebaut und in der Grube am Corneliusplatz (Königsallee) wieder zusammengesetzt. Von dort gräbt sie dann den zweiten Ost-Strang der U-Bahn bis zum Wehrhahn.

Die zuständigen Politiker begleiten den Start mit unterschiedlichen Gefühlen. "Die Tunnelbohrmaschine ist das geschlossenste und vermutlich sicherste System beim U-Bahn-Bau. Aber wir müssen offensiver überlegen, wo im Projekt kriminelle Energie wirken könnte”, sagte Grünen-Verkehrsexperte Norbert Czerwinski. Der Vorsitzende des Düsseldorfer Ordnungs- und Verkehrsausschusses, Martin Volkenrath (SPD), erklärte, dass zu viel passiert sei, als dass alle Zweifel ausgeräumt sein könnten.

"Wir müssen deshalb alle denkbaren prüfungen durchführen und jedem Gerücht nachgehen”, betonte der Sozialdemokrat. Vertreter von CDU und FDP äußerten sich dagegen optimistisch. "Angesichts all der Kontrollen können wir sagen, dass wir hier so sicher bauen, wie schon lange kein Bauvorhaben in Deutschland umgesetzt worden ist”, sagte Andreas Hartnigk, CDU-Verkehrs- und Bauexperte sowie Aufsichtsratsvorsitzender der Rheinbahn.

"Wenn wir auch nur ein bisschen Sorge hätten, hätten wir natürlich unser Veto gegen den Start eingelegt”, erklärte FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus.

(RP)
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