Fortuna Düsseldorf gegen den HSV Hamburg Gewalttäter stören Fußball-Fest

Düsseldorf · Hooligans aus Düsseldorf und Hamburg hatten sich zu Prügeleien verabredet. Die Polizei war im Dauereinsatz.

Bundesliga 12/13: HSV-Fans zündeln – Feuer in Fortunas Stadion
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Bundesliga 12/13: HSV-Fans zündeln – Feuer in Fortunas Stadion

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Sie kommen zum Fußball, um sich zu prügeln, verabreden sich mit ihren Gegnern, und sie gehen dabei mit strategischer Planung vor, um nicht entdeckt zu werden. Das Problem mit solchen Hooligans, die in der Polizeisprache der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) "Gewalttäter Sport" heißen: "Sie locken andere gewaltbereite oder durch Alkohol enthemmte Fans zum Mitmachen", sagt Hundertschaftsführer Peter Peters von der Düsseldorfer Bereitschaftspolizei, die am Freitag gemeinsam mit mehreren Hundertschaften aus NRW diese Täter aufzuhalten hatte.

Die ersten kamen erst gar nicht an. 28 stark alkoholisierte HSV-Fans hatten schon in Münster auf einem Rastplatz randaliert. Ihr Bus wurde am Breitscheider Kreuz gestoppt. Darin fanden die Polizisten einen Schlagring und diverse sogenannte Polenböller. Auf die Durchsuchung folgte die Feststellung der Personalien, und der Einsatzleiter in Düsseldorf verhängte gegen alle Businsassen einen Platzverweis fürs Düsseldorfer Stadtgebiet. Eine Polizeieinheit begleitete den Bus zurück in Richtung Norden.

Während in der Arena das Banner des HSV-Fanclubs "Chosen Few" in Flammen aufgeht und das Spiel erst starten kann, nachdem die Feuerwehr den wohl durch einen Bengalo versehentlich ausgelösten Brand gelöscht hatte, setzten sich 27 polizeibekannte HSV-Hooligans in eine Altstadt-Kneipe. Viele von ihnen haben Stadionverbot. Die Polizei behält sie im Auge. Nicht nur auf beiden Seiten des Stadions, auch in der Altstadt sind seit dem frühen Abend reichlich Polizisten unterwegs.

Auch szenekundige Beamte aus Hamburg sind dabei und stellen fest, dass ihre rund 220 Problemfans bereits deutlich betrunkener als bei anderen Auswärtsspielen sind, und dass von den insgesamt 7000 Hamburger Fans im Stadion ungewöhnlich viele nach dem Spiel noch in die Altstadt wollen.

Schon in der Halbzeitpause verlagert die Polizei deshalb immer mehr Kräfte vom Stadion an die Partymeile. "Chosen Few" wird dort nicht mehr feiern. Der Fanclub, der sich für die Legalisierung von Pyrotechnik in Stadien stark macht, ist vorzeitig nach Hause gefahren. Häme wegen des verbrannten Banners, das in Fankreisen hohen Symbolwert hat, wird im Internet bereits kübelweise über den Club ausgegossen.

Nach dem Abpfiff füllt sich die Altstadt rasant. Zum üblichen Partyvolk gesellen sich tausende Fortuna-Fans und mehr als 3000 Anhänger des HSV. Während die große Mehrheit bloß friedlich feiern will, sammeln sich etwa 100 meist junge Männer und Frauen, die der Hamburger Ultra-Szene zugeordnet werden, vorm Kommödchen. Fortuna-Ultras treffen sich einige Meter weiter auf dem Lieferplätzchen mit älteren Hooligans. Die Polizei zeigt deutliche Präsenz bei beiden Gruppen, aus denen sich immer wieder zwei bis drei Personen lösen.

In den Gassen um Stifts- und Carlsplatz suchen sie Kontakt zu Gleichgesinnten aus dem anderen Lager. Mehrmals stoppt die Polizei Schlägereien, bis gegen ein Uhr eine Gruppe Hooligans in Fortuna-Farben sich plötzlich auf die HSV-Anhänger an der Andreaskirche stürzt. Die attackieren ihrerseits die einschreitende Polizei mit Flaschenwürfen, greifen sogar die Polizeihunde an. Die Polizisten setzen Reizgas und Schlagstock ein. Trotzdem sind am Ende fünf Beamte verletzt. 17 Gewalttäter verbringen die Nacht im Gewahrsam.

Die HSV-Fans wurden später von der Polizei zum Hauptbahnhof begleitet, um weitere Prügeleien mit Fortuna-Anhängern zu verhindern. Die letzten 100 "Problemfans" verließen die Stadt gegen 4 Uhr per Bus - sie früher wegzuschicken, war wegen der Ruhezeiten der Fahrer nicht möglich. Der Polizeieinsatz endete schließlich nach zwölf Stunden.

Die Partie Fortuna-HSV stand lediglich "unter Beobachtung" von ZIS und DFB. Am Freitag steht die Begegnung gegen Eintracht Frankfurt an, die dagegen als sehr riskant gilt. Der Polizeiaufwand wird dann noch deutlich größer sein.

(ila)
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