Gesundheit in Düsseldorf „Viele Kinderarztpraxen sind am Limit“

Düsseldorf · Der Ansturm auf die neuen Corona-Impfstoffe ist bislang ausgeblieben, sagt die Obfrau der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte. Dennoch seien viele Kinderarztpraxen an ihrer Belastungsgrenze. Warum das so ist.

 Monica Naujoks ist die Obfrau der Kinder- und Jugendärzte.

Monica Naujoks ist die Obfrau der Kinder- und Jugendärzte.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Wer in den Düsseldorfer Kinderarztpraxen anruft, muss es zurzeit oft mehr als einmal tun, um durchzukommen: Der Ansturm auf die Praxen der Kinder- und Jugendmediziner ist enorm. Doch das liegt nicht an der großen Nachfrage nach Terminen für Impfungen mit den neuen Corona-Impfstoffen oder auch die Grippeschutzimpfungen.

Hintergrund: Seit Kurzem sind die an die Omikron-Varianten abgestimmte Impfstoffe verfügbar, die die Ständige Impfkommission für Menschen ab zwölf Jahren für die Boosterimpfung empfiehlt. Tatsächlich habe die Nachfrage danach bislang noch nicht angezogen, sagt die Obfrau der Düsseldorfer Kinder- und Jugendärzte, Monica Naujoks. Dennoch sei man in vielen Praxen zurzeit „am Limit“, was die niedergelassene Ärztin mit Sorge betrachtet.

Viele Eltern seien wegen der zunehmenden Infekte verunsichert, würden teilweise wegen eines Infekts mehr als einmal in die Praxis kommen, sagt Naujoks. Ein Husten sei aber eben nicht nach drei Tagen weg und daran könne man auch mit dem Besuch in der Praxis nichts ändern.

Wegen der Hygienemaßnahmen seit Corona-Ausbruch wie dem Masketragen sei man nun schneller empfänglich für Erreger, das Immunsystem müsse sozusagen erst wieder hochgefahren, gestärkt werden und das eben auch dadurch, dass man sich jetzt immer wieder mal hier und da ansteckt.

Eine Situation, an die sich viele Mütter und Väter erst wieder gewöhnen müssten. Zudem habe die Corona-Pandemie viele Eltern ängstlicher werden lassen. Durch die Struktur der Kleinfamilie seien zudem viele Familien auf sich gestellt, da habe man nicht die Großmutter daheim, die zum Beispiel einen warmen Wickel empfehlen könne. Naujoks, die selbst Mutter ist, kann nachvollziehen, dass viele Eltern diese Zeit als anstrengend empfinden. Oft habe man das Gefühl, dass wenn jeder in der Familie mit der einen Krankheit durch sei, schon wieder einer neu erkranke.

Damit die Kinderarztpraxen nicht mehr überlastet sind, seien aber nicht nur die Eltern gefragt, sondern auch die Kitas: Denn sie würden in enigen Fällen eine Gesundschreibung des Kindes fordern. So passiere es nicht selten, dass Eltern in der Praxis vorstellig würden, weil das Kind Durchfall oder die Hand-Fuß-Mund-Krankheit hatte und die Kita das Kind erst wieder aufnehme, wenn ein Kinderarzt das Kind „gesund“ schreibt.

„Das ist unsinnig“, sagt Naujoks. Bei der Hand-Mund-Fuß-Krankheit könne man zum Beispiel sehr gut sehen, ob die charakteristischen Flecken noch da sind oder nicht. Bei einer Durchfallerkrankung könnten die Ärzte wiederum nicht mal eben prüfen, ob sie noch vorliegt. Zudem handele es sich bei dem Nachweis um eine Selbstzahler-Leistung: Bis zu fünf Euro müssten Eltern je nach Praxis schon mal dafür zahlen.

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