Anton-Betz-Stiftung Gesucht: Ein Mittel gegen Diabetes

Düsseldorf · Diabetes zählt zu den Volkskrankheiten, die zwar therapierbar, aber nicht heilbar sind. Das Institut für Stoffwechselphysiologie der Heine-Universität forscht deshalb nach neuen Wirkstoffen, die eine Heilung ermöglichen. Institutsleiter Eckhard Lammert stellte seine Arbeit jetzt erstmals einem breiteren Publikum in einem Vortrag vor.

 Eckhard Lammert referierte in der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz.

Eckhard Lammert referierte in der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz.

Foto: Christoph Göttert

Menschen, die stets nach vorne denken und sich mit dem Ist-Zustand nicht zufriedengeben, sind ein wichtiger Motor unserer Gesellschaft. Einer dieser Pioniere arbeitet und lebt in Düsseldorf: Professor Eckhard Lammert leitet das Institut für Stoffwechselphysiologie an der Heinrich-Heine-Universität und hat ein erklärtes Ziel: die Volkskrankheit Diabetes zu heilen.

Seinen visionären Blick in eine mögliche Zukunft stellte er jetzt erstmals einem breiteren Publikum vor. Auf Einladung der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post überzeugte der Forscher bei seinem Vortrag in der Kunstsammlung NRW auf mehrfache Weise.

So legte er etwa zu Beginn offen, dass er selbst seit 22 Jahren am Diabetes Typ I erkrankt sei und es ihm auch privat ein großes Anliegen sei, an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Mit seiner verständlichen und strukturierten Reise durch die Diabetes-Forschung holte der 39-Jährige im Anschluss die zahlreichen Zuhörer ab und informierte über Krankheitsbild, Forschungsstand sowie über mögliche Chancen in der nahen Zukunft.

Oberstes Ziel war dabei, das Bewusstsein zu schulen. So führte Lammert seinem Publikum vor Augen, dass eine Blinddarmentzündung im Gegensatz zu heute vor rund 100 Jahren noch tödlich verlief. Eine Weiterentwicklung, die seiner Einschätzung nach auch auf Diabetes übertragbar ist: "Die Forschung liefert bislang viele Hinweise dafür."

Als Beispiel nannte Lammert die Entdeckung von zwei Substanzen, die seit mehr als 50 Jahren die Behandlung von Diabetes Typ II, dem sogenannten Alterszucker, mit Tabletten ermöglicht. "Bei der Behandlung von kranken Soldaten mit Antibiotika entdeckte man zufällig, dass die Patienten in den Unterzucker fielen", erklärte der Wissenschaftler. Seither werden mit sogenannten Sulfonylharnstoffen Diabetes-Patienten eingestellt und therapiert. Ähnlich sei es bei Bockskraut gewesen — einer Heilpflanze, deren Substanzen ebenfalls eine positive Wirkung auf die Produktion von Insulin hat.

Der Mangel an Insulin, der zu Diabetes führt, steht in Zusammenhang mit Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die aufgrund ihrer insalartigen Anordnung und ihres Entdeckers auch Langerhans-Inseln genannt werden. Das Ziel von Lammert ist es, Substanzen zu finden, welche die Produktion der Langerhans-Inseln wieder anregen und vor allem auch erhalten. Aktuell untersucht sein Team die Lotusblume unter anderem mit einem speziellen Lesegerät, das zum Großteil von der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post finanziert wurde. Diese Analysen lassen Lammert hoffen, dass es nach Studien und klinischen Tests in einigen Jahren eine heilsame Wirkstoffkombination gegen Diabetes geben wird.

Auch sei eine systematische Suche nach Substanzen sinnvoll: "Vielleicht steht bereits ein Medikament in der Apotheke, von dessen Potenzial wir noch nichts wissen." Bisher sind nur zehn der insgesamt 250 Wirkstoffkategorien auf Diabetes hin getestet worden. Doch die Förderung der Forschung reiche bislang nicht aus, um einen bahnbrechenden Erfolg zu erzielen. "Wir sind auf die Hilfe aus der Gesellschaft angewiesen", sagt Lammert.

Auf diese Weise könnte aus seiner Vision Realität werden.

(RP)
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