Düsseldorf Gestatten, mein Name ist Sölvi Loreley

Düsseldorf · Sophie und Maximilian nannten die meisten Eltern ihre 2015 in Düsseldorf geborenen Kinder. Doch auch ungewöhnliche Namen wie Tiago Sem wurden registriert. Das sind ihre Geschichten.

 Elvira Johannsen will mit Tochter Sölvi Loreley und Ehemann Thorsten bald den namensgebenden Loreley-Felsen besuchen.

Elvira Johannsen will mit Tochter Sölvi Loreley und Ehemann Thorsten bald den namensgebenden Loreley-Felsen besuchen.

Foto: David Young

Sölvi Loreley ist ein freundliches Mädchen. Das rechte Ohr ihrer Stoffgiraffe im Mundwinkel zieht sich ihr Mund zu einem Lächeln. Sie grunzt. Der Name passt. Denn Sölvi, erklärt ihre Mutter Elvira Johannsen, leitet sich vom Frauennamen Solveig ab. "Im Norwegischen bedeutet das Sonnenweg oder Weg zur Sonne. Genau das wünsche ich ihr auch: einen guten, sonnigen Lebensweg", sagt Elvira Johannsen. An der Zimmertür haben die Johannsens den Namen ihrer Tochter in bunten Holzbuchstaben angebracht. Nur bei dem "ö" mussten sie improvisieren: Die beiden Punkte sind aufgemalt. Für Elvira und Thorsten Johannsen war Sölvi Loreley ein besonderes Glück. Sie sind - nach allgemeinen Statistiken - recht spät Eltern geworden. Ihre Tochter kam im Juli zur Welt, beide sind heute 45.

 Judith, Elena, Zoe und Thomas Hamann (v.l.n.r) freuen sich über Familienzuwachs Tiago Sem (vorne).

Judith, Elena, Zoe und Thomas Hamann (v.l.n.r) freuen sich über Familienzuwachs Tiago Sem (vorne).

Foto: andreas endermann

Ein nordischer Name, fanden sie, passe gut in die Familie, mit dem Nachnamen ergibt er ein stimmiges Bild. Sölvi sei in Norwegen als Frauenname bekannt, in Island hingegen als Männername. "Wir waren uns recht schnell einig über den Vornamen", erzählt Johannsen. "Ich habe meinen Mann dann überredet, noch einen Zweitnamen auszusuchen. Loreley, das ist für mich eher eine Erinnerung. Ich glaube nicht, dass unsere Tochter unbedingt einmal so betörend singen wird wie die Figur aus der Legende." Sie lacht. Die gute Erinnerung, das sind die malerischen Bilder vom Rhein mit dem Loreley-Felsen bei einer Zugfahrt Richtung Frankfurt oder Süddeutschland. Auch der Klang gefiel den Johannsens. "Ein seltener und schöner Name." Dass der Klang des Namens für viele Eltern ausschlaggebend ist, hat auch die Gesellschaft für Deutsche Sprache in einer Umfrage herausgefunden. Bei Mädchennamen lag hierauf sogar ein besonderer Fokus.

Tiago Sem ist ebenfalls ein Juli-Kind. Allerdings stammt sein Name nicht aus der nördlichen, sondern der südlichen Hemisphäre. Tiago ist die portugiesische Form von Jakob. "Ich habe den Namen vor fünf Jahren zum ersten Mal gehört und er ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen", berichtet Mutter Judith Hamann. Weil sich Eltern immer schwertun, wie die Mutter von drei Kindern sagt, kamen auch noch andere Namen unter die Lupe, wie zum Beispiel Mats. Auch nordisch. Doch schließlich überzeugte der Klang von "Tiago" Judith und Thomas Hamann. "Mit Fußball hat das allerdings nichts zu tun", sagt Hamann und lacht. Manchmal werde sie auf eine Namensgebung brasilianischen oder portugiesischen Spielern angesprochen.

Die meisten Menschen, denen sie begegnet, sind jedoch erst einmal verdutzt. "Vor allem die ältere Generation tut sich etwas schwer damit, andere finden den Namen aber auch ausgesprochen schön." Auch die jüngere Tochter der Hamanns trägt einen eher ungewöhnlichen Namen: Zoe kommt aus dem griechischen. Elena hingegen, so heißt das älteste Kind, ist mittlerweile in Düsseldorf ein eher gängiger Name. "Ich höre oft Namen wie Ellen oder Elena, auch in Kombination mit Sophie", berichtet Elvira Johannsen, Mutter von Sölvi Loreley. Wichtig war auch den Eltern von Tiago Sem, dass ihr Sohn einen Namen trägt, der nicht allzu häufig ist. Sie wollten verhindern, dass er am Ende in der Schule mit dem abgekürzten Nachnamen kombiniert werden muss, um ihn von anderen Kindern zu unterscheiden. "Von einer Bekannten habe ich jetzt aber gehört: Sie kennt zumindest noch einen Jungen, der auch Tiago heißt", sagt Judith Hamann erfreut.

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Auch den zweiten Namen ihres Sohnes suchte die Familie mit Bedacht aus. Sem ist nach biblischer Überlieferung neben Ham und Jafet einer der Söhne Noahs und steht damit am Anfang einer ganzen Dynastie. "Wir hatten erst über Sam als Kurzform von Samuel nachgedacht, aber die biblische Variante gefiel uns dann besser."

(RP)
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