Düsseldorf Geständnis im Enkeltrick-Prozess: Bewährung

Düsseldorf · Mit einem Geständnis hat ein Musiker (57) beim Amtsgericht seinen Betrugsprozess erheblich abgekürzt. Er gestand, Anfang des Jahres für eine Kölner Betrügerbande als Geldabholer bei drei so genannten Enkeltrick-Taten eingesprungen zu sein. In allen drei Fällen misslang die "üble Masche, mit der Senioren um ihre Ersparnisse gebracht werden sollten", so das Gericht am Mittwoch.

Polizei warnt vor Enkeltrick
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Foto: picture alliance / Sebastian Gol/dpa

Weil der Angeklagte nur eine "Randfigur" war und bisher nicht vorbestraft, wurde er mit 15 Monaten Bewährungsstrafe belegt und aus der U-Haft entlassen.

Mit diversen Ensembles hatte der Gitarrist sogar international aufgespielt, sich dabei aber nie um Altersvorsorge gekümmert noch um eine Krankenversicherung. Als bei ihm dann ein Tumor am Ohr festgestellt wurde und zwei Operationen nötig waren, sei er ins Rheinland gereist, um hier die Behandlungskosten zu verdienen.

Das sind die dreisten Maschen der Betrüger
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Foto: dpa, Marc Müller

Dabei sei er vom Oberhaupt einer Kölner Großfamilie angesprochen worden, ob er "ein bisschen Geld verdienen" wolle. Ohne nach Details zu fragen, habe er zugesagt, für 100 Euro bei bestimmten Adressen von Senioren Bargeld oder Schmuckstücke abzuholen und der Großfamilie zu überbringen.

Bei zwei Abholversuchen in Köln stand aber schon die Polizei vor der Tür der Betrugs-Opfer, so dass der Angeklagte abgezogen wurde. Beim dritten Versuch in Düsseldorf hatte er noch mehr Pech. Ausgerechnet einen 70-jährigen Ex-Fahnder der Polizei hatte die Großfamilie als Opfer auserkoren, ein Anrufer hatte sich bei dem pensionierten Beamten am Telefon als "Enkel" gemeldet und dringend 50.000 Euro für einen angeblichen Schiffs-Einkauf auf der boot-Messe gefordert.

Zum Schein ging auch der Ex-Fahnder darauf ein, alarmierte aber die Polizeikollegen, stellte dem Abholer eine Falle — und machte den 57-Jährigen dingfest. Per Telefonüberwachung waren die Ermittler der Großfamilie an diesem Tag ohnehin dicht auf den Fersen. Das Gericht befand, der Angeklagte sei für die Betrügerbande nur ein "Notnagel" gewesen und weil er bereits sechs Monate in U-Haft saß, wurde er direkt nach dem Urteil freigelassen. Nach eigener Darstellung will er jetzt sofort in seine Heimat zurückkehren.

(wuk)
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