Upcycling in Düsseldorf Geschenke mit Vorleben

Düsseldorf · Beim Upcycling sieht man nicht allen Gegenständen ihre Geschichte an: Aus einem Papierkaffeebecher wird eine Lampe, aus einem alten Fahrradschlauch ein Mäppchen für Stifte. Sandra Buchhorn von der Caritas zeigt, wie es geht.

 Sandra Buchhorn in ihrer Werkstatt. Sie braucht nicht viel, um aus alten Gegenständen etwas Neues herzustellen.

Sandra Buchhorn in ihrer Werkstatt. Sie braucht nicht viel, um aus alten Gegenständen etwas Neues herzustellen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als der Fotograf in Sandra Buchhorns Büro etwas in den Papierkorb wirft, sagt sie: "Ich hole es gleich wieder raus. Aus Butterbrotpapier kann man schöne Sachen machen." Sie lacht. Nur ein Scherz. Solche Witze hat Sandra Buchhorn in den vergangenen Monaten häufig zu hören bekommen. Denn aus alten Verpackungen, die gewöhnlich in der gelben Tonne landen, fertigt sie dekorative und praktische Dinge. Upcycling heißt dieser Trend aus der Do-it-yourself-Szene.

"Meist ist die Herstellung ganz einfach, aber man erzielt eine unheimliche Wirkung", sagt Sandra Buchhorn. Das beste Beispiel ist Emil. So hat sie die originelle Schweine-Lampe getauft. Der rosa Körper stammt von einer Lenorflasche, die Füße sind aus Kork. Die Haare und der Ringelschwanz aus Moosgummi kommen aus dem Bastelladen, die LED-Leuchte im Innern aus dem Kaufhaus.

Ein Objekt, das ebenfalls für Aufsehen sorgt, ist Kunibert, die Schmetterlingslampe. Dass der Körper aus einem To-go-Kaffeebecher stammt, ahnt niemand. Schließlich wurde die Verpackung mit kleinen Perlen beklebt und mit Flügeln versehen. Bei dem neonfarbenen Schminktäschchen verrät der Stöpsel sofort die Vergangenheit als Schwimmflügel.

"Ich finde es schön, wenn Dinge eine Vergangenheit haben", sagt Sandra Buchhorn. Wie beim Recycling geht es auch beim Upcycling darum, nachhaltig mit Ressourcen umzugehen. Aber im Unterschied dazu dient es der Herstellung eines einzigartigen Objekts, das einen neuen ästhetischen Reiz hat. Oft kommt das auch bei Menschen gut an, die normalerweise keinen Spaß am Basteln haben.

In Schulklassen, wie neulich bei den Projekttagen der Montessori-Sekundarschule, achtet Sandra Buchhorn darauf, dass die Objekte in kurzer Zeit angefertigt werden können. "Zuerst wollten alle eine Vogelstation aus Tetrapak machen, aber als sie die Geldbörsen aus einer Schampooflasche sahen, wollten plötzlich alle das machen", erzählt Sandra Buchhorn. Für viele hatte auch der noch anhaltende Schampooduft seinen Reiz.

Beim Herstellen entdecken dann manche, dass es je nach Flasche gar nicht so einfach ist, sie mit einer Lasche zurechtzuschneiden und einem Druckknopf zu versehen. "Den einen fällt es leichter als den anderen, und das Material ist auch unterschiedlich. Aber es gibt immer jemanden, der einem hilft", sagt Sandra Buchhorn.

Je nach Zusammensetzung der Gruppe werden diese Zusammenhänge und Werte auch in Gesprächen thematisiert. Denn die Kurse sind Teil eines Projekts der Caritas im Erzbistum Köln unter dem Motto "vielfalt. viel wert". Dabei geht es darum, das Positive von gesellschaftlicher Vielfalt zum Ausdruck zu bringen und die Entwicklung gemeinsamer Werte unter den Teilnehmern zu fördern.

Können sich die Teilnehmer der Workshops sich von ihren Produkten trennen, kommen sie einem guten Zweck zugute. Sie werden im Kaufhaus Wertvoll der Caritas an der Völklinger Straße angeboten. Dort können Bedürftige zu kleinen Preisen gebrauchte Möbel, Kleidung und andere Gegenstände kaufen.

Zehn skurrile Geschenketipps
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Wer nach dem Kursus mit dem Upcycling weitermachen will, den warnt Buchhorn: "Bloß keinen Müll horten. Und auch nicht mehr als nötig einkaufen." Schließlich geht es auch darum, auf diese Weise Müll zu reduzieren. Für den Schmuck und die Schlüsselanhänger aus Fahrradschläuchen hat sie bei der Fahrradstation am Hauptbahnhof nach Material gefragt. Besonders interessant findet es Buchhorn, wenn Flicken oder die Aufschrift auf dem Schlauch noch auf dem Schlüsselanhänger zu sehen sind. "Dann hat man wirklich ein Unikat."

(RP)
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