Düsseldorf Gerresheimers Interims-Chef hebt die Dividende

Düsseldorf · Finanzvorstand Rainer Beaujean hat vorübergehend die Leitung der AG übernommen. Der Chef hatte das Handtuch geworfen.

Das hätte sich der Finanzvorstand der Gerresheimer AG so auch nicht vorgestellt. Rainer Beaujean ist in den Düsseldorfer Unternehmen, in denen er bislang im Vorstand saß, meist der Mann für die zweite Reihe, der Experte für die tiefen Welten der Finanzen. So war es einst beim Düsseldorfer Kranbauer Demag Cranes, heute Konecranes. Und so war es jahrelang bei den Bilanzpressekonferenzen des Düsseldorfer Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer AG. Diesmal war es anders. Bei Gerresheimer war nach gefühlten Jahrzehnten der Chef Uwe Röhrhoff im Herbst gegangen. Auf ihn folgte Christian Fischer, der zuvor 25 Jahre bei der BASF gearbeitet hatte. Eine einzige Pressekonferenz gab Fischer, das war im Oktober. Bereits am 4. Februar, kaum vier Monate nach Amtsantritt nahm Fischer dann völlig überraschend seinen Hut. Aus persönlichen Gründen habe Fischer um die einvernehmliche vorzeitige Beendigung seiner Tätigkeit gebeten, hieß es Anfang Februar von Gerresheimer.

"Die Entscheidung beruht nicht auf unterschiedlichen Vorstellungen zur strategischen Ausrichtung oder der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft", ließ der im MDax notierte Konzern verlautbaren. Und ausgerechnet der sparsame Finanzvorstand Rainer Beaujean musste gestern in die erste Reihe. Interimistisch ist er der Sprecher des Vorstands der Gerresheimer AG. Der Spezialverpackungshersteller hat im vergangenen Jahr mit der schrumpfenden Nachfrage der Pharmakunden gerungen. Doch trotz Umsatzeinbußen konnte der Düsseldorfer Konzern aber seine Profitabilität leicht verbessern, wie Beaujean im Hotel Interconti an der Kö verkündete. Daher sollen die Aktionäre eine um fünf Cent auf 1,10 Euro angehobene Dividende erhalten.

"Wir sind für die nächsten Jahre zuversichtlich, dass wir nachhaltig und profitabel wachsen und unsere starke Stellung in den Märkten für Pharma, Healthcare und Kosmetik weiter ausbauen werden. Dafür haben wir wichtige Weichen gestellt und strategische Prioritäten für die nächsten Jahre festgelegt", sagte Beaujean. Während die Erlöse 2017 um zwei Prozent auf 1,35 Milliarden Euro schrumpften, kletterte der bereinigte operative Gewinn auf 310 (Vorjahr: 308) Millionen Euro. Ursprünglich hatte der Vorstand Erlöse von 1,4 Milliarden Euro und einen Operativgewinn von 320 Millionen Euro angepeilt. Er hatte aber im Oktober schon gewarnt, wegen der Schwäche im Pharmageschäft, die Prognose wohl eher nicht zu erreichen.

Auch für 2018 bleibt das Management vorsichtig: Der Umsatz soll im besten Fall 1,4 Milliarden Euro erreichen und operative Gewinn zwischen 305 und 315 (Vorjahr: 310) Millionen Euro liegen. Der Aktienkurs fiel gestern um sechs Prozent auf 62,95 Euro.

Die Gerresheimer AG ist ein weltweit führender Lieferant der Pharmaindustrie. Die Firma stellt Spezialprodukten aus Glas und Kunststoff her, meist Medikamentenverpackungen.

Das Unternehmen ist weltweit vertreten und produziert mit rund 10.000 Mitarbeitern mit Werken in Europa, Nord- und Süd-Amerika und Asien. Hervorgegangen ist es aus der Gerresheimer Glas AG, die im gleichnamigen Stadtteil ihre Produktion hatte. Heute gibt es keine Produktion mehr in Düsseldorf. Der Konzernsitz ist aber in der Düsseldorfer Airport-City.

(tb)
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