Düsseldorf Gerresheimer enttäuscht Anleger

Düsseldorf · Die Bilanz 2011 des Spezialverpackungsherstellers Gerresheimer ist hervorragend. Die Aussichten immerhin vielversprechend. Doch die Börsenanleger hatten noch mehr erwartet. Die Aktie fiel gestern um zehn Prozent.

Für den unbedarften Betrachter ist das, was Gerresheimer-Vorstandschef Uwe Röhrhoff gestern an Zahlen im Düsseldorfer Melia-Hotel präsentierte ein ansehnliches Ergebnis. 2011 war für den Düsseldorfer Spezialverpackungshersteller Gerresheimer ein ausgesprochen gutes Jahr. Im Ende November abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 steigerte Gerresheimer den Gewinn um mehr als 16 Prozent auf 54,4 Millionen Euro. Auch der Umsatz des Unternehmens, das weltweit 10 000 Mitarbeiter beschäftigt, legte noch einmal kräftig. 1,1 Milliarden Euro wurden vergangenes Jahr eingenommen — knapp sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Für das Geschäftsjahr 2012 geht Gerresheimer von einem Umsatzwachstum von fünf bis sechs Prozent aus. "Bei einem angenommenen durchschnittlichen Wechselkurs des Euro zum US-Dollar von 1,30 entspricht das sogar einem Umsatzwachstum von sieben bis acht Prozent", sagte Gerresheimer Finanzvorstand Hans-Jürgen Wiecha.

All das müsste Anleger eigentlich wohlgesonnen stimmen. Doch die sind erfolgsverwöhnt. Der Gerresheimer-Vorstand erwartet für 2012 eine so genannte "operative Marge" von rund 19,5 Prozent. Diese Kennzahl zeigt an, wieviel operativer Gewinn durch den Jahresüberschuss erzielt wird und gilt als wichtiger Rentabilitätsindikator. Die Prognose liegt bei Gerresheimer damit leicht unter der Marge des Geschäftsjahres 2010/11 von 19,9 Prozent. Analysten zeigten sich davon enttäuscht. Die Aktie verlor zwischenzeitlich zehn Prozent. Die Aktionäre konnten auch durch die Ankündigung, die Dividende von 50 auf 60 Cent zu erhöhen, nicht besänftigt werden. Allerdings hatte die Aktie auch eine außergewöhnliche Erfolgsrallye hingelegt und war von gut 14 Euro 2009 kontinuierlich in die Region um 35 Euro geklettert. Den Startkurs vom Börsengang erreichte das Papier aber bislang nicht (siehe Grafik).

Im Vorstand gab es einen überraschenden Wechsel. Stefan Grote, bislang Manager bei Tesa/Beiersdorf, leitet künftig den Bereich Röhrenglas und Laborglas. Sein Vorgänger Max Raster verlässt das Unternehmen. Sein Vertrag wäre noch bis 2014 gelaufen. Er erhält zwei Jahresgehälter als Abfindung. "Unterschiedliche Auffassungen zur weiteren strategischen Ausrichtung der verantworteten Geschäftsbereiche haben zu diesem einvernehmlichen Schritt geführt", sagte Aufsichtsratschef Gerhard Schulze. De facto heißt das: Die Zahlen waren zu schlecht.

(RP/jco)
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