Düsseldorf-Garath Gereizte Stimmung nach Brandstiftung im Hotel Achteck

Düsseldorf · Nach der Brandstiftung im Hotel Achteck vermuten viele einen Anschlag auf die ehemalige Flüchtlingsunterkunft. Nicht zuletzt, weil Rechtsextremisten in Düsseldorf-Garath öfter von sich reden machen als in anderen Stadtteilen.

 Im Juli 2015 protestierten viele Menschen gegen die Flüchtlingshetze der Republikaner vor dem Hotel Achteck.

Im Juli 2015 protestierten viele Menschen gegen die Flüchtlingshetze der Republikaner vor dem Hotel Achteck.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Am dritten Tag nach dem Feuer hat die "EK Achteck" noch nicht viel vorzuweisen. Dass die Ermittlungskommission nicht viel mehr weiß, als dass ein oder mehrere Täter den Brand im Hotel an der Garather Fußgängerzone "wissentlich und gewollt" gelegt haben, ist nicht ungewöhnlich: Brand-Tatorte sind komplex und meist auch kompliziert. Zeugen müssen gesucht und befragt, ihre Aussagen ausgewertet und die reichlich gesicherten Spuren von verschiedenen Kriminaltechnikern untersucht werden.

Ungewöhnlich aber ist, dass die Brandermittler vom ersten Tag an vom Staatsschutz unterstützt werden. Und es darf bezweifelt werden, dass die vorsätzliche Brandstiftung in einem Hotel, das ein aus Indien stammendes Paar gepachtet hat, in einem anderen Teil Düsseldorfs sofort das Dezernat für die Verfolgung politisch motivierter Straftaten auf den Plan gerufen hätte. Doch lange nach dem Ende der montäglichen "Dügida"-Aufmärschen sind fremdenfeindliche Parolen und offene Schmähungen gegen Geflüchtete wie gegen Flüchtlingshelfer in Garath noch präsenter als anderswo.

Das mag zum Teil an der Umtriebigkeit einzelner Populisten liegen, an die man sich im Stadtteil schlicht gewöhnt hat. Seit 20 Jahren halten die Republikaner hier ihren einzigen Sitz in einer Düsseldorfer Bezirksvertretung. Dass die Ergüsse des Mandatsträgers bisweilen wegen menschenverachtender Inhalte nicht auf die Tagesordnung kommen, verdreht er gern zur Kritik am Demokratieverständnis der Mehrheit. Nicht einmal die routinegemäß für langjährige Mitgliedschaft verliehene Ehrennadel der Stadt konnte Karl-Heinz Fischer behalten, sie wurde ihm - bis dahin in der Stadtgeschichte beispiellos - wegen seiner Stimmungsmache gegen Flüchtlinge entzogen.

Gehör findet der Republikaner dagegen in der Fußgängerzone, da, wo sich immer eine Handvoll Menschen trifft, an denen Bildungs- und andere Chancen vorbeigegangen sind. Regelmäßig dienen sie als Publikum für die Funktionäre seiner Partei, die Fischer zum Kampf gegen "Lügenpresse", etablierte Politiker und Flüchtlinge holt. Gegenüber vom Hotel Achteck, in dem ein paar Monate lang Flüchtlinge untergebracht waren, prosten sie nickend den Rednern mit den schlichten Parolen und einigen wenigen Überzeugten aus dem "Dügida"-Gefolge zu. In Holthausen, Oberbilk und Eller dagegen fanden die Reps bei ihren Gastspielen deutlich weniger interessierte Zuhörer.

Und dann sind da noch einige gealterte Skinheads und Hooligans, die seit der Auflösung der letzten "Kameradschaft" keine rechte Basis mehr hatten. Seit der "Hogesa"-Straßenschlacht in Köln, die im Herbst 2014 als Demonstration deutscher Fußballschläger gegen Salafisten angemeldet war, hat sich das geändert. Die Garather Bomberjackenträger treten mit neuem Selbstbewusstsein auf, wenn sie in der Fußgängerzone und am S-Bahnhof Menschen mit augenscheinlichem Migrationshintergrund anpöbeln. Im Visier haben sie aber auch jegliche Politiker links von den Republikanern.

Die Garather Ratsfrau der Linken, Angelika Kraft-Dlangamandla, machte Anfang des Jahres öffentlich, dass Rechtsextreme sie persönlich bedrohten. Wenige Tage danach überfielen Neonazis die Gründungsversammlung eines linken Bündnisses für Toleranz und gegen Fremdenhass in der Garather Freizeitstätte.

(RP)
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