Zum Internationalen Frauentag Wie Generalkonsulinnen aus acht Ländern füreinander einstehen
Düsseldorf · So geht gelebte internationale Zusammenarbeit: Diplomatinnen aus acht Ländern von den USA bis zur Ukraine haben in Düsseldorf eine enge Gruppe namens „Frauenpower“ und sind längst Freundinnen. Eine Geschichte über echte Frauensolidarität.
Was haben die Türkei, Marokko, die USA, die Tschechische Republik, die Ukraine, Serbien, Portugal und Japan gemeinsam? Alle diese Länder haben eine Frau als Generalkonsulin nach Düsseldorf entsandt. Acht Frauen, die auf dem Papier erst einmal nicht viel gemeinsam haben, weder die Muttersprache noch den kulturellen Hintergrund. Und die trotzdem so vieles verbindet.
„Wir Frauen in der Diplomatie sind mit ganz speziellen Herausforderungen konfrontiert, und die sind bei uns allen ähnlich“, sagt die portugiesische Generalkonsulin Lídia Bandeira Nabais. „Wir haben eine anstrengende Aufgabe, für die wir oft rund um die Uhr erreichbar sein müssen. Wir sind aber auch Mütter, die in einem fremden Land einen Kinderarzt suchen müssen, eine Kinderbetreuung, eine Schule.“
2018 entstand bei den damaligen Generalkonsulinnen in Düsseldorf die Idee, sich zusammenzutun. „Die Powerfrauen“ heißt die Gruppe, die kein Club ist und kein eingetragener Verein, sondern einfach immer die Gemeinschaft derjenigen Konsulinnen, die gerade in Düsseldorf tätig sind. Von den Gründerinnen ist noch Branislava Perić (Serbien) dabei, ihre damaligen Amtskolleginnen aus Spanien und Griechenland haben Düsseldorf inzwischen verlassen (und sind in die Ehemaligengruppe gewechselt, die ebenfalls weiter Kontakt hält).
Wer also neu als Generalkonsulin nach Düsseldorf kommt, wird unkompliziert neu aufgenommen. „Ich bin völlig begeistert von der Solidarität und Freundschaft, die einem hier entgegengebracht wird“, sagt Kristina Larischová (Tschechische Republik), die anfangs überrascht war von dieser ungewöhnlichen Gemeinschaft, die sie so noch nirgends sonst erlebt hatte. „Das gesamte Konsularische Korps hier in Düsseldorf funktioniert sehr gut, aber diese Frauengruppe ist noch einmal etwas ganz Besonderes.“
Die Mitglieder, sagt die im Sommer 2021 nach Düsseldorf gekommene US-amerikanische Generalkonsulin Pauline Kao, hätten sich alle erfolgreich in einer Männerwelt behauptet: „Ich habe großen Respekt und große Achtung vor allen hier, es sind tolle Frauen.“ Wer sie einmal miteinander erlebt, kann diesen gegenseitigen Respekt fühlen. Die Frauen hören einander zu, lassen sich gegenseitig ausreden, ergänzen die Aussagen der anderen und lachen viel und gerne miteinander. Es wird viel englisch gesprochen, aber auch viel deutsch. Auf Veranstaltungen trifft man sie oft gemeinsam an. Mögen ihre Herkunftsländer auch gelegentlich unterschiedliche Interessen haben – die Konsulinnen haben eine Ebene gefunden, professionell und persönlich füreinander einzustehen.
Professionell, wenn etwa Iryna Shum Unterstützung braucht, die ukrainische Generalkonsulin, deren Heimatland sich seit mehr als einem Jahr im Krieg befindet: „Ich kam mitten in der Pandemie hier an und es war meine erste Führungsposition – aber ich habe schnell Kontakte knüpfen können.“ Wenn eine Veranstaltung organisiert werden soll und jemand eine Telefonnummer, eine Adresse, eine Empfehlung braucht.
Ohnehin fällt es den Frauen als Gruppe noch leichter, Termine zu vereinbaren; im Landtagswahlkampf 2022 konnten sie so (zusammen) den CDU-Spitzenkandidaten und späteren Ministerpräsidenten Hendrik Wüst treffen, bei den Oberbürgermeistern des Landes rennen sie oft offene Türen ein. „Der Aufbau eines guten Netzwerks ist für uns entscheidend“, sagt die türkische Generalkonsulin Ayşegül Gökçen Karaarslan.
Privat, wenn beispielsweise eine von ihnen schwanger ist und die anderen während der Pandemie eine digitale Baby-Party organisieren. Oder wenn sie ihre Kinder einander vorstellen, die einander von Beginn an verstehen, weil sie alle dieses besondere Leben kennen mit dem immer wiederkehrenden Wechsel, alle paar Jahre ein neuer Wohnort.
Setsuko Kawahara aus Japan ist als letzte zur Gruppe gestoßen. „Ich bin wohl die Dienstälteste in der Gruppe, und ich habe inzwischen gemerkt, wie wichtig es ist, dass wir unsere Erfahrungen weitergeben und mit jüngeren Frauen teilen.“ Die anderen pflichten ihr bei: Vorbilder wollen sie sein und vorleben, was möglich ist mit Hartnäckigkeit und Zusammenarbeit. Die marokkanische Generalkonsulin Lalla Loubna Ait-Bassidi ist stolz darauf, die erste Frau zu sein, die ihr Heimatland in Düsseldorf vertritt. Kürzlich hat sie erlebt, wie bei einem Termin eine Landsmännin durchgehend mit ihrem männlichen Mitarbeiter sprach, anstatt mit ihr – bis jemand die Frau aufklärte, wer nun eigentlich die Generalkonsulin sei. „Das war ihr zuerst ein wenig unangenehm, aber sie fand es auch toll, dass eine Frau diese Position innehat. Und ich freue mich, dass ich für diese Entwicklung stehe.“
Vorurteile und Klischees gibt es im diplomatischen Dienst wie in jeder anderen Branche: „Ich vertrete nicht nur mein Land, sondern ich vertrete in gewisser Weise auch alle Frauen“, sagt Pauline Kao. „Wenn ich meine Aufgabe nicht gut machen würde, dann würden alle fragen: Liegt es an ihr, oder sind Frauen allgemein für eine solche Position nicht qualifiziert?“ „Oder zu emotional?“ fügt Iryna Shum hinzu. Die Frauen lächeln.