"Raum der Stille" Gemeinsam beten auf dem Campus

Düsseldorf · Seit zwei Wochen gibt es einen "Raum der Stille" für Studenten aller Konfessionen an der Heinrich-Heine-Universität. Es ist ein Ort des Gebets und der Meditation, den seit der Eröffnung vor allem die muslimischen Studierenden nutzen – und den Raum als positives Zeichen werten.

Seit zwei Wochen gibt es einen "Raum der Stille" für Studenten aller Konfessionen an der Heinrich-Heine-Universität. Es ist ein Ort des Gebets und der Meditation, den seit der Eröffnung vor allem die muslimischen Studierenden nutzen — und den Raum als positives Zeichen werten.

Fünfmal am Tag richtet sich Mohamed Onadi gen Osten und spricht auf einem Teppich kniend seine Gebete. Als praktizierender Moslem ist es eine der wichtigsten Säulen seines Glaubens, und seit der Tunesier vor vier Jahren zum Studium nach Düsseldorf gekommen ist, praktiziert der Informatikstudent seinen Glauben auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität in diversen Nischen, Ecken oder unter der Treppe.

Seit zwei Wochen ist das nun anders. Im Trakt der Mathematischen Fakultät gibt es einen "Raum der Stille", der von allen Konfessionen zum Gebet und zur Meditation genutzt werden kann. Doch bislang — also noch in der vorlesungsfreien Zeit — sind es vor allem die muslimischen Studenten, die den Ort regelmäßig aufsuchen.

Bis zu 50 weibliche und männliche Studenten finden sich zu den Gebetszeiten täglich in diesem neuen Rückzugsraum ein. Er ist neutral gehalten, und der untere Rand der Fenster ist milchig verglast, so dass der Blick von außen verwehrt bleibt.

Es geht auch um Akzeptanz

Onadi und seine Brüder und Schwestern fühlen sich hier sehr wohl und freuen sich, dass sie nun einen festen Ort auf dem Campus haben. "Es geht aber nicht nur um den Raum allein, sonder vor allem auch um das Gefühl, akzeptiert zu werden", betont der 27-Jährige.

Denn die Muslime an der Heinrich-Heine-Uni kämpfen bereits seit mehr als zehn Jahren und mit vielen Anträgen um einen eigenen Gebetsraum. "Mit Michael Piper als Rektor ist alles auf den Weg gebracht worden", betont Saban Sincar. Der 22-jährige Jura-Student mit kurdischen Wurzeln setzt sich als Asta-Mitglied in der Multikulti-Hochschulgruppe für die Bedürnisse der Moslems ein. Seiner Schätzung nach gibt es unter den insgesamt 18 000 Studenten der Heine-Uni rund 2800 mit islamischem Glauben.

Doch wie auch Uni-Rektor Piper bei der Eröffnung betonte, sei es ein Raum der religiösen Toleranz und stehe der Nutzung aller Studenten und Mitarbeiter zur Verfügung. Auch wenn er bislang in erster Linie von Moslems besucht wird, ist den Studenten Integration sehr wichtig. "Uns liegt sehr daran, noch mehr mit anderen Religionen ins Gespräch zu kommen", erklärt AbdeliJah Alhamdani (27), Student der Sozialwissenschaften aus Marokko.

Denn weltweite Terroranschläge von Extremisten, aber auch jüngste Protestaktionen der Bürgerbewegung "Pro NRW" in Duisburg gegen Moscheen in Deutschland schürten Ängste und erschwerten das Miteinander. "Die Islamophobie darf nicht weiter wachsen", betont Sincar. "Deshalb werden wir zu Semesterbeginn in der Multikulti-Hochschulgruppe einige Aktionen für den Sommer planen."

Das Ziel: mehr Miteinander — und vielleicht auch künftig in der Tat ein interreligiöses Gebet im neuen Raum der Stille.

(RP)
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