Aaper Wald Geheimnis um weiße Weiberchen

Düsseldorf · Die Frauensteine im Aaper Wald beflügeln die Phantasie. Für die einen ist dieser Ort ein geheimnisvolles Kraftfeld, für andere bloß eine interessante geologische Ansammlung. Die Quarzite entstanden vor 35 Millionen Jahren, als sich das Meer zurückzog und dort das Festland entstand.

 Auf einer Anhöhe nahe des Aaper Höhenweges liegen die Frauensteine.

Auf einer Anhöhe nahe des Aaper Höhenweges liegen die Frauensteine.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Wenn die Phantasie ein Zuhause hat, dann könnte es hier sein: eine kleine Anhöhe im Aaper Wald, auf den flüchtigen Blick nicht spektakulär. Viele Spaziergänger gehen achtlos vorüber, aber eine Kennerin, nach dem Weg befragt, nickt verschwörerisch: "Die Frauensteine suchen Sie? Ja, die sind hier." Und nach einer Pause: "Wissen Sie, das ist ein legendärer Fleck." Also, versuchen wir, das Geheimnis dieses mysteriösen Ortes, um den sich Mythen und Sagen ranken, aufzuspüren. Die Zutaten der Geschichte: viele Spuren, keine Beweise.

Die Fakten: Diese Anhöhe nahe des Aaper Höhenweges bietet einen weiten Blick ins Tal, alte, hohe Buchen, junge Birken, wunderbare Stille, ein paar Bänke für die Rast — und eine Gruppe großer und kleinerer urzeitlicher Steine mit geheimnisvollen Ritzungen: die Frauensteine, die in alten Sagen auch "Witte Wiewerkes" (weiße Weiberchen) genannt werden.

Aber welche Bedeutung haben sie? Wie sind sie auf diese Anhöhe gekommen? Und was hat es damit auf sich, dass dies eine kultische Stätte sein soll, manche behaupten gar, ein Kraftfeld? Gleich drei verschiedene Sagen bieten Antworten: Da soll in germanischer Zeit der "Ur-Rhein" bei einer gewaltigen Überschwemmung das Land überflutet haben, die Menschen flüchteten auf die Höhen des Aaper Waldes und errichteten aus Steinen einen Altar. Auf diesem opferte eine Priesterin ihr schneeweißes Lieblingspferd, um Wotan zu bewegen, die Fluten zu bannen.

Eine zweite Sage erzählt von weiß gekleideten Hohepriesterinnen der Germanen, die bei "heidnischen Opferfesten" geweissagt und Zaubersprüche formuliert haben. Der Opferaltar aus Steinen sei dann bei der Christianisierung auseinandergerissen worden, was erklären würde, dass die Steinbrocken daliegen, als seien sie von einem Riesen geschleudert worden. Die dritte Legende rankt sich um die "Wiewerkes", danach wurden sieben Frauen nach einem Richterspruch in Steine verwandelt.

"Das ist natürlich alles überhaupt nicht zu beweisen", erläutert Peter Schulenberg, ehrenamtlicher Archäologe, "denn wären dort Opferstätten gewesen, hätte man Gerätschaften oder Keramikscherben finden müssen." Hat man aber nicht. Er schaut mit wissenschaftlichem Blick auf die Stein-Ansammlung und findet sie "rein geologisch interessant." Entstanden seien diese Quarzite vor rund 35 Millionen Jahren durch versteinerten Sand, nachdem sich das Meer zurückgezogen hatte und hier Festland entstanden war. Es herrschte subtropisches Klima mit hohen Temperaturen und starken Niederschlägen. Schulenberg: "Das waren Regenfälle, wie wir sie uns nicht vorstellen können." Für ihn nichts Rätselhaftes — alles pure Wissenschaft.

An der Bedeutung der Frauensteine aber scheiden sich die Geister: Monika Bunte, pensionierte Lehrerin, deren Leidenschaft der Ur- und Frühgeschichte gehört, spürt auf diesem Hoch-Plateau einen eigenartigen Zauber: "Dies ist ein ganz besonderer Ort. Mir geht es einfach gut, wenn ich hier bin." Sie berichtet von sensiblen Naturen, die hier ein besonderes Kraftfeld vermuten, "die sogar ein spezielles Kribbeln fühlen."

Und welche Bedeutung haben nun die geheimnisvollen Zeichen und Ritzungen im Stein? Monika Bunte berichtet von einer Archäologin, die die Zeichen untersuchte, bis sich schließlich eine Schulklasse mit einem Bekennerschreiben meldete: "Das waren wir!" Allerdings seien längst nicht alle Zeichen durch die jugendliche Aktion zu erklären. "Dass dort schon seit tausenden von Jahren Zeichen hinterlassen werden, zeigt doch auch, dass dies ein besonderer Ort ist." In früheren Jahrzehnten wurden an den Frauensteinen regelmäßig Vollmondpartys gefeiert. Ob das heute noch so ist, wäre durch einen Selbstversuch zu klären.

(jco)
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