Öffentlicher Nahverkehr Gehbehinderte Frau testet die Bahn auf Barrieren

Düsseldorf · Fortschritte bei der Barrierefreiheit, aber noch keine heile Welt: Vorsichtig positiv fällt die Bilanz von Karin Wolters aus. Einen Tag lang war die Rollstuhlfahrerin aus Flingern auf Einladung der Bahn als Testfahrerin unterwegs. "Unter durchaus realistischen Bedingungen", wie sie augenzwinkernd sagt. Los ging es nämlich mit einem Zugausfall. "Wir mussten improvisieren und außerplanmäßig in Essen umsteigen."

 Die Rheinbahn setzt auf Hochbahnsteige.

Die Rheinbahn setzt auf Hochbahnsteige.

Foto: RP, Andreas Bretz

Mehrere Stunden hatte Wolters Zeit, sich mit den Gegebenheiten in verschiedenen Zügen (Regionalbahn, Regionalexpress) zu befassen. Unterschiedlich bewertet sie die Rampen, die Menschen mit Handikap den Einstieg erleichtern sollen. "Nicht jede technisch aufwendige Lösung ist auch praktikabel." Überraschend gut kommen bei der 50-Jährigen die eher altmodischen Rampen in den S-Bahnen weg. "Die stehen in einem Schrank neben der Tür, werden bei Bedarf vom Zugführer selbst ausgeklappt und sind nie defekt." Ein besonderes Problem für Schwerbehinderte stellen nach Wolters Einschätzung die Zugtoiletten dar. Auch hier plädiert die gelernte Kinderkrankenschwester für mechanische Schiebetüren. "Die elektronischen sind oft kaputt. Das Personal schließt die Toiletten dann häufig ab und die Betroffenen kommen während der Fahrt in echte Not."

Mehr Flexibilität erwartet Wolters vom Mobilitätsservice der Bahn, bei dem Behinderte Helfer für eine Zugfahrt anfordern können. "An vielen Bahnhöfen komme ich sehr gut ohne Helfer klar. Muss ich auf längeren Strecken umsteigen, will ich selbst festlegen, wo ich Hilfe brauche und wo nicht."

(RP)
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