Aquazoo Gegengift, das Leben rettet

Die Tierpfleger im Aquazoo müssen noch wachsamer sein, als sie es ohnehin schon sind. Würden sie jetzt von der Monokelkobra gebissen, dürften sie nicht auf schnelle Hilfe vertrauen. Das Gegengift für solche Fälle hat der Zoo in der vorigen Woche abgegeben. Ein 51-Jähriger benötigte das lebensrettende Antiserum, weil ihn in Hamburg sein eigenes Reptil verletzt hatte. Vier Stunden nach dem Hilferuf aus dem Norden konnte ihm der Wirkstoff verabreicht werden.

 Schlange mit Hunger auf Heizdecken: Python Houdini.

Schlange mit Hunger auf Heizdecken: Python Houdini.

Foto: AP, AP

Der Aquazoo ist verpflichtet, dieses und ein weiteres Antiserum bei einem Biss durch die Texas-Klapperschlange bereit zu halten: für die Tierpfleger und für Besucher, die trotz aller Sicherheitsvorkehrungen in die Terrarien mit den Giftschlangen gelangen könnten. "Beides ist aber zum Glück noch nie vorgekommen", sagt Wolfgang Gettmann, Direktor des Aquazoos. Und weil der Zoo der Giftzentrale angehört, muss er im Bedarfsfall das Gegengift zur Verfügung zu stellen. Das passiert laut Gettmann häufiger als früher, weil immer mehr Privatleute Reptilien, auch giftige, als Haustiere entdecken.

Fast schwieriger als an die Schlangen zu kommen, ist die Beschaffung des Antiserums. Bis Nachschub eintrifft, vergehen Wochen, mitunter Monate. Das Gegengift, das nach einem Biss der Monokelkobra Leben retten kann, wird aus Südostasien importiert und unterliegt strengen Quarantänebestimmungen. Auch bei der Lagerung der kostbaren Substanzen (mehrere hundert Euro kosten die Ampullen) sind Vorschriften zu beachten, sagt Markus Juschka. Der technische Assistent betreut die Reptilienabteilung im Aquazoo.

Die Anti-Seren werden in einem Kühlschrank im Wachraum des Zoos aufbewahrt. Dieser Raum ist rund um die Uhr besetzt. Wird ein Serum benötigt, muss es auch auf dem Transport gekühlt werden.

Nach Auffassung des Reptilien-Experten Juschka ließen sich Schlangenbisse in den meisten Fällen vermeiden. Die wenigsten Schlangen seien aggressiv, sondern verspritzten ihr Gift nur dann, wenn sie sich angegriffen fühlen - oder wenn sie eine Beute wittern. "Wer erst sein Kaninchen gestreichelt hat und sich dann dem Terrarium nähert, muss sich nicht wundern, wenn er gebissen wird", meint Juschka.

"Nicht das Serum an sich ist gefährlich, sondern der Schock, den es mit dem Biss hervorruft." Herzversagen sei die häufigste Todesursache nach einem Schlangenbiss. In 99 von 100 Fällen gingen Bisse aber glimpflich ab. Das Gefährlichste im Umgang mit giftigen Reptilien ist Routine, warnt Markus Juschka. Der Aquazoo schult seine Mitarbeiter mindestens zweimal jährlich und lässt die Giftschlangen im Wechsel von verschiedenen Pflegern betreuen. Dies führe zu erhöhter Wachsamkeit. Sie ist jetzt um so höher wegen des fehlenden Antiserums. Es müsste in einem anderen Zoo angefordert werden. Aquazoo-Direktor Wolfgang Gettmann: "Ich bin zuversichtlich, dass dieser Notfall nicht eintreten wird."

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