Konzert in der Arena Gefällig: Bon Jovi in Düsseldorf

Düsseldorf · Er steht ganz vorne auf der Bühne, er bedankt sich beim Publikum, und dann beginnt er ein Lied. Da ist kaum Licht, ein Spot wird auf Jon Bon Jovi gerichtet, er singt a cappella, es ist gegen Ende des Zugabenblocks, und jeder rechnet mit einer Ballade, einem Tränenzieher, einem schmusigen Lebewohl.

Das ist Jon Bon Jovi
10 Bilder

Das ist Jon Bon Jovi

10 Bilder

Aber als man den Text erkennt, "once upon a time / not so long ago", und sich wundert, schalten sie die Bühnenbeleuchtung an, so hell, und die Gitarren heulen auf, so laut: Es ist "Livin' On A Prayer", der große Hit aus wilderen Zeiten, und den Refrain singen 48 000 Menschen mit, das Schlagzeug treibt sie vor sich her: "Take my hand and we'll make it, I swear."

Die amerikanische Rockband Bon Jovi tritt in der ausverkauften Düsseldorfer Esprit-Arena auf, und ihr gelingt, was so vielen an diesem Ort schwerfällt: Von Lied zwei an hat sie die Halle im Griff, das Stadion ist ein Wohnzimmer, jeder fühlt sich gebraucht. "You Give Love A Bad Name" spielen sie früh, und das Lied von 1986 ist immer noch sehr schön glitschig und giftig, man kann gar nicht anders, als es zu schlucken und berauscht zu sein.

Bon Jovi ist eine der populärsten Bands des Planeten. Seit 1995 haben sie jedes ihrer Alben in den deutschen Charts auf Platz eins gebracht, und wer auf dem Weg zur Arbeit im Autoradio keinen Song von ihnen hört, wohnt wahrscheinlich direkt neben dem Büro. Das Herz dieser Band ist ihr Sänger, der 49-jährige Jon Bon Jovi ist der wichtigste Mann im Stadion, der einzige Hardrocker, den man auch im Bible Belt mögen darf — er ist nicht böse, sondern lieb, ein gediegener Charismatiker. Weil er ein tailliertes Shirt ohne Ärmel trägt, sieht man, dass da bloß zwei Tattoos an seinen Oberarmen sind, untypisch für das Genre, aber Bon Jovi verbringt seine Zeit lieber in Filmstudios, er arbeitete auch als Schauspieler, in der Serie "Ally McBeal" etwa.

Sein Kumpel, Gitarrist Richie Sambora, sieht mit Klunkerkette, Sonnenbrille, langem Wams, Jeans mit Ledereinsatz und rotem Shirt aus wie Hape Kerkeling, wenn der sich als rumänischer Zuhälter auf Besuch in Las Vegas verkleiden würde. Gemeinsam verteilen sie Luft-Küsschen, sie nehmen der Musik, die ihre Wirkung einst im Vorprogramm der Scorpions bei deren USA-Tournee 1984 entfaltete, den Dorn. Die Band spielt tadellos, aber die Songauswahl ist ohne große Pointen getroffen worden, der erste Hit "Runaway" fehlt, ebenso "These Days" und "Always", man baut auf das gefällige Midtempo aus der Spätphase des Werks. Wie wichtig indes die einfachen, durch die Reibung von Strophe und Refrain zündenden Raketen sind, spürt man bei "It's My Life": drei Akkorde, große Euphorie; wird man sich lange dran erinnern.

Nach mehr als zwei Stunden inklusive nachgereichtem Geburtstagsständchen für Richie Sambora (er wurde am 11. Juli 52 Jahre alt) und dem wunderbaren "I'll Be There For You" als emotionalem Höhepunkt wirkt Jon Bon Jovi müde. "Keep The Faith" stemmt er nur mehr mit Mühe, aber das ist bereits der letzte Song vor den Zugaben.

Heftiger Applaus, Zufriedenheit im Publikum.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort