Gedenkstunde in Düsseldorf Wehrhahn-Attentat soll unvergessen bleiben

Düsseldorf · Mit einer Gedenkstunde und Lavendelpflanzen haben Bürger, Politiker, Studierende und Künstler an den Anschlag vor 22 Jahren erinnert. Damals wurden zehn Menschen durch eine Splitterbombe verletzt.

 Das Gedenken wurde auch auf den Boden gesprüht.

Das Gedenken wurde auch auf den Boden gesprüht.

Foto: veke

Am 27. Juli 2000 um 15.03 Uhr detonierte ein Sprengsatz am S-Bahnhof Wehrhahn – zehn Menschen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt, eine schwangere Frau verlor ihr ungeborenes Kind. Genau 22 Jahre später um dieselbe Uhrzeit haben sich Bürger, Politiker, Studierende und Künstler zu einer Gedenkstunde am Tatort getroffen, organisiert vom Erinnerungsort Alter Schlachthof der Hochschule Düsseldorf und dem Kulturzentrum Zakk. Die Teilnehmer legten Lavendel nieder, die Künstlerin Aylin Celik las ein Gedicht vor.

Die Gedenkstunde sei auch ein Erinnern daran, dass „eine solche Tat, ein so heimtückisches Attentat, auch in unserer Stadt passieren“ könne, sagte Philipp Schlee, Bürgermeister des Bezirks 2. „Wir müssen gemeinsam wachsam sein, was Rassismus und Antisemitismus angeht.“ Die Opfer waren auf dem Heimweg von einem Sprachkurs, sie kamen aus Russland, der Ukraine, Kasachstan und Aserbaidschan, sechs von ihnen gehörten der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde an. Ein rassistisches oder antisemitisches Motiv rückte darum schnell in den Fokus. Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder rief den „Aufstand der Anständigen“ aus.

Am Wehrhahn erinnert erst seit zwei Jahren eine Tafel an das Verbrechen. „Spät, aber nicht zu spät“ sei diese aufgestellt worden, sagte Annette Klinke, Bürgermeisterin des Bezirks 1. Heute dient die Gedenktafel nicht nur Passanten zur Information, sondern ist auch Lehrmaterial. Das Zakk führt an der benachbarten Werner-von-Siemens-Realschule Projekte zur Erinnerung an den Anschlag durch – die Schülerinnen und Schüler gehen dabei auch an den Ort des Geschehens. Zudem gebe es Initiativen, eine Homepage zu gestalten, ein Theater zu inszenieren und den Anschlag auch wissenschaftlich aufzuarbeiten, sagte Christine Brinkmann vom Zakk.

Aufgeklärt ist das Verbrechen bis heute nicht. 16 Jahre nach dem Attentat, im Januar 2017, wurde ein Tatverdächtiger aus der rechten Szene in Ratingen festgenommen. Gegen ihn wurde das Verfahren wegen mutmaßlichen versuchten Mordes in zwölf Fällen eröffnet. Die Düsseldorfer Richter entließen ihn aber aus der Untersuchungshaft und sprachen ihn schließlich frei, weil eindeutige Beweise fehlten.

(veke)
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