Streit um Straßenbeleuchtung Gaslampen: Glühstrumpf giftig

Düsseldorf · Das Stoffteil ist leicht radioaktiv, weil es das Element Thorium enthält, das die Leuchtkraft garantiert. Mitarbeiter müssen sich vor der Berührung schützen. Einfuhr aus dem Herstellerland Indien nur mit speziellen Zertifikaten.

Streit um Straßenbeleuchtung: Gaslampen: Glühstrumpf giftig
Foto: RP, Werner Gabriel

Der Streit um die Umrüstung der Gasbeleuchtung ist nach wie vor heftig im Gang. Die meisten Bürger wollen das ihnen seit Jahren vertraute Licht erhalten und wehren sich gegen die Pläne der Stadt, nach und nach alles auf strombetriebene Laternen umzustellen. Obwohl die vertrauten alten Gaslaternen erhalten werden sollen, wollen die meisten nicht hinnehmen, dass diese alten Lampen künftig mit Elektrizität leuchten sollen.

Als Sondermüll zu entsorgen

Nur vereinzelt haben sich bislange Bürger gemeldet, die keinesfalls für den Erhalt der historischen Beleuchtung sind. Ihnen sind die alten Lampen schlicht zu wenig hell , und sie fühlen sich in den eher schummrig erhellten Straße nicht sicher. Vor allem in den Gründerstadtteilen gibt es eine ganze Reihe solcher Straßen.

Nun jedoch kommt ein völlig neuer Aspekt in die Diskussion: Ein Leser der RP, offenbar Fachmann in Sachen Laternen-Technik, hat auf Umweltrisiken bei einigen Laternenbauteilen hingewiesen — und das offenbar zurecht. Nach seinen Aussagen sind die Glühstrümpfe der Laternen radioaktiv und müssen als Sondermüll entsorgt werden. Der Umgang mit diesen tütenförmigen Stoffkonstrukten sei außerdem für die Techniker nicht ungefährlich.

Stadtwerke-Sprecher Juan Cava-Marin bestätigt die Aussagen im Wesentlichen. Tatsächlich enthalten die Glühstrümpfe geringe Mengen Thorium, das als radioaktives Element in der Natur vorkommt und in Skandinavien, aber vor allem in Indien gefunden wird. Die Mitarbeiter, so Cava-Marin weiter, seien daher gehalten, beim Arbeiten mit den Glühstrümpfen stets Handschuhe zu tragen. Außerdem würden diese Glühkörper in speziellen Verpackungen aufbewahrt. Für die Entsorgung brauche es besondere Richtlinien, da es sich um Sondermüll handelt.

Hohe Umweltauflagen in Europa

Der gesamte Umgang von Stadtwerke-Mitarbeitern mit den Teilen ist, wie bei problematischen Gerätschaften üblich, durch eindeutige Sicherheitsvorschriften geregelt.

Hergestellt werden die Glühstrümpfe übrigens in Indien. Die Produktion hat es zwar früher in europäischen Ländern ebenfalls gegeben, wurde aber aus Kostengrünen eingestellt. Weil die Umweltauflagen in Europa höher sind als in Indien, vermuteten Kritiker.

Wenn die Stadtwerke diese Teile nach Deutschland einführen, geht auch das nur unter bestimmten Auflagen. Ob es sich tatsächlich um eine Einfuhrgenehmigung nach Kriegswaffengesetz handelt, wie die Laternengegner sagen, war gestern nicht zu klären. Ausschüsse des Rates werden sich in den kommenden Wochen mit dem Thema Laternen befassen. Die Mehrheitsfraktionen im Rathaus (CDU und FDP) haben bereits angekündigt, dass man das Gaslicht erhalten und das Umrüstungsprogramm wohl stoppen will.

(RP)
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