Provisorische Lösungen Ganztag: Eltern müssen aushelfen

Düsseldorf · An vielen Gymnasien gibt es zu wenig Räume für den Ganztagsunterricht. Am Comenius-Gymnasium regeln Eltern den Mensa-Betrieb. Am Leibniz-Gymnasium müssen Kinder für das Essen zwei Straßen überqueren.

 Mutter Bettina Arndts verteilt das Mittagessen an Schüler des Comenius-Gymnasiums in Oberkassel. Die Mensa ist dort in einem Container untergebracht.

Mutter Bettina Arndts verteilt das Mittagessen an Schüler des Comenius-Gymnasiums in Oberkassel. Die Mensa ist dort in einem Container untergebracht.

Foto: Bußkamp, Thomas

Kurz vor halb eins wird es laut in den beiden Containern auf dem Schulhof des Comenius-Gymnasiums. 240 Kinder wollen ihr Mittagessen und drängeln sich vor der Essenausgabe. Verteilt wird das Essen von Eltern. "Ohne diese Hilfe würde der Ganztag nicht funktionieren", sagt der stellvertretende Schulleiter Claus Faßbeck.

 Weil es zu wenig Unterrichtsräume gibt, müssen die Schüler des Leibniz-Montessori-Gymnasiums in Pempelfort ihre Freiarbeit im Flur ausführen.

Weil es zu wenig Unterrichtsräume gibt, müssen die Schüler des Leibniz-Montessori-Gymnasiums in Pempelfort ihre Freiarbeit im Flur ausführen.

Foto: Bußkamp, Thomas

Auch im neuen Schuljahr müssen sich viele Schulen, die eine Ganztagsbetreuung haben, mit provisorischen Lösungen behelfen. Denn die Stadt arbeitet die notwendigen Sanierungen nach einer Prioritätenliste ab. Und auf dieser liegt das Comenius-Gymnasium an 14. Stelle. Das bedeutet, dass der Zeitpunkt der Baumaßnahme, die einen siebenstelligen Betrag kosten soll, noch nicht feststeht. Verbindliche Termine gibt es lediglich für die ersten zehn Schulen.

"Ursprünglich sollte der Umbau 2012/2013 passieren, aber ich rechne damit nicht vor 2017 ", sagt Claus Faßbeck vom Comenius-Gymnasium. Der Oberkasseler Schule fehlen die Bauten für einen Ganztagsbetrieb. "Wir brauchen 1600 Quadratmeter", so Faßbeck. Im Augenblick regeln eine 400-Euro-Kraft und eine Sozialpädagogin den Mensa-Betrieb. Dazu helfen jede Woche 25 Eltern aus. "Uns bleibt nichts anderes übrig", sagt Bettina Arndts, während Daniela Pötzscher wütend ist, dass sich "die Stadt auf die Eltern verlässt".

Im Rathaus kann man die Sorgen verstehen. "Wir passen die Planungen jährlich an", sagt eine Sprecherin des für die Bauarbeiten zuständigen Dezernats. Allerdings werden für die Sanierungen laut Haushaltsplan im kommenden Jahr nur noch 24 Millionen Euro und damit sechs Millionen weniger als 2011 zur Verfügung stehen. Ein Umstand, der Lehrer Faßbeck skeptisch in die Zukunft blicken lässt. "Wenn nächstes Schuljahr 100 Kinder mehr in den Ganztag kommen, wird es schwierig."

Ähnlich ist es am Leibniz-Montessori-Gymnasium in Pempelfort, das Rang 13 auf der Prioritätenliste belegt. Anfang Juli forderten Eltern und Lehrer ein Vorziehen des endgültigen Mensabaus. Doch dies wurde abgelehnt, weswegen die Schule weiter mit einer provisorischen Lösung arbeiten muss. Das Mittagessen wird in den Räumen einer Kirche eingenommen, die nur über zwei stark befahrene Straßen zu erreichen sind. Für Schulleiter Bernd Verfürth ist es "nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert".

Bei der Stadt sucht man deshalb eine Alternative, sagte gestern die Sprecherin der Stadt. Sie betonte allerdings auch, "Übergangsmaßnahmen seien nicht zu vermeiden". Am Leibniz-Gymnasium werden zur Zeit zwei Räume umgebaut. Eine zufriedenstellende Lösung ist dies aber nicht für die Schule, an der 180 Schüler der unteren Jahrgangsstufen am gebundenen (also verpflichtenden) Ganztag teilnehmen.

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