Düsseldorfer Schulen Ganztag: Eltern fordern Qualität

Düsseldorf · Besser qualifizierte Kräfte und mehr Niveau fordern viele Eltern für die Nachmittagsbetreuung an Schulen. Zudem wollen viele flexiblere Abholzeiten. Lob für einzelne Projekte und Schulen gibt es auch.

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Die Debatte um die Qualität des Offenen Ganztags an Düsseldorfer Schulen (OGS) hält an. Neben Lob für einzelne Projekte üben Eltern vor allem Kritik an der Nachmittagsbetreuung. Die wichtigsten Stimmen im Überblick.

Die RP-Leser Torsten und Petra Sommer zahlten bislang für ihre beiden Kinder 80 Euro im Monat. Künftig sollen es 150 Euro sein. Das Ehepaar findet diese Erhöhung "unverschämt" und zieht Konsequenzen. "Wir haben die OGS-Betreuung umgehend zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt." Eine Entscheidung mit Konsequenzen: Petra Sommer wird ihre bisherige Arbeitszeit halbieren, um sich künftig wieder früher am Tag um den Nachwuchs zu kümmern.

Kein Verständnis für die massive Kritik am Gebührensprung vor allem für höhere Haushaltseinkommen hat dagegen Monika Retza. "Hat je einer der besser verdienenden Eltern einmal ausgerechnet, dass er bei einem Monatsbeitrag von 150 Euro sein Kind für 7,50 Euro täglich bis zu neun Stunden am Tag sicher betreut weiß?", fragt sie. Retza stört vor allen Dingen die "planlose Schulpolitik". Viele Schulen hätten weder Räumlichkeiten noch ausreichend Personal, um die Kinder gut zu versorgen.

Simone Fiedler aus Lörick, deren Tochter in die 2. Klasse geht, weiß, dass einige Eltern mit der Betreuung der Hausaufgaben unzufrieden sind. Problematisch findet sie die Unflexibilität des OGS-Angebots, vor allem die festen Abholzeiten (" ...unglaublich, dass Eltern, die vielleicht selbst Urlaub haben..., ihr Kind nicht früher abholen können").

Über "schlechte räumliche Bedingungen in Containern", einen viel zu hohen "Geräuschpegel" und "häufigen Personalwechsel" klagt Vera Weiser, die selbst sieben Jahre als Erzieherin im Offenen Ganztag einer Grundschule arbeitete. Unter diesen Bedingungen sei "eine sinnvolle, am Kind orientierte pädagogische Arbeit nicht leistbar". Die eingesetzten Qualitätszirkel befassten sich kaum mit pädagogischen Inhalten, sondern "mit neuen Verordnungen und der Essenstemperatur im Mittagessen".

Gegen die pauschale Kritik des Stadtelternrats und vieler Eltern wenden sich Monika und Bernd Stobrawe. "Wir haben seit vier Jahren nur gute Erfahrungen mit der OGS der St. Rochus-Schule in Pempelfort gesammelt. Gute und engagierte Erzieherinnen und Erzieher bieten ein ansprechendes Angebot." Mit dem Offenen Ganztag leisteten Land und Stadt einen wichtigen Beitrag zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein Lob, dem sich Alexandra Schmidt aus Wersten anschließt. An der Marienschule gebe es ein engagiertes OGS-Team mit hervorragendem festen Personal.

Den Kritikern pflichtet dagegen Karl Tauschke vom Sportverein DJK Agon 08 bei, der mit vielen Schulen zusammenarbeitet. Oft, so sein Eindruck, würden die Kinder "nur verwahrt" und müssten "mit niveaulosen Aktivitäten bis zum Feierabend die Zeit überbrücken". Er fragt, warum die OGS nicht noch viel intensiver mit Sportvereinen kooperiere.

Katrin und Stefan Major sehen ihre Tochter Julia, die in eine zweite Klasse der Volker-Rosin-Schule geht, in der OGS häufig unterfordert. Außerdem fordern sie mehr Flexibilität bei den Abholzeiten.

Kein Verständnis für die möglicherweise bevorstehende "sofortige Schließung" einer OGS-Gruppe an der Kleinen Gelben Schule in Lohausen hat Dirk Brokatzky. Hier werde am falschen Ende gespart.

Eine deutlich bessere Qualifikation des OGS-Personals fordert Birgit Stenger, die über ein Sportstudium verfügt und seit vier Jahren verschiedene Sportarbeitsgemeinschaften leitet. Ihr Credo: "Qualität beginnt mit Qualifikation."

(RP)
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