Düsseldorf Galerist bestreitet Deal mit Achenbach

Düsseldorf · Im Betrugsprozess in Essen berichtete der Zeuge, wie sich der Kunstberater in eines seiner Geschäfte gedrängt habe. Im Prozess ging es gestern auch um die Kunstberatung der Berenberg Bank, in der Achenbach Gesellschafter war.

Helge Achenbach: Bilder vom Prozessauftakt
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Der Zeuge Paul S. erinnert sich gut an jenen Morgen, an dem Berthold Albrecht telefonisch bei ihm ein Gemälde kaufte. "Sie können sich vorstellen, dass ich sehr stolz war", sagte der Düsseldorfer Kunsthändler, der sich "zu 20 Prozent" auch als Galerist bezeichnen würde. Am Vorabend hatte er zum privaten Abendessen im kleinen Kreis geladen, auch die Albrechts seien zu Gast gewesen, und Babette Albrecht habe sich dort in Kirchners "Tänzerin" verguckt. So sehr, dass ihr Mann später diskret eben jenes Telefonat mit dem Gastgeber vereinbarte, bei dem das 7,35 Millionen-Euro-Geschäft abgeschlossen wurde.

Albrecht habe ihn um absolute Diskretion gebeten, "zu niemandem ein Wort", das habe er versprochen, sagte der Kunsthändler, der mit Anwältin im Zeugenstand erschien. "Der Morgen hatte gut begonnen." Doch drei Stunden später habe Helge Achenbach vor seiner Tür gestanden, mit dem er "20 Jahre keinen Kontakt" gehabt habe. Als Achenbach ihm gratulierte "zu dem Geschäft mit meinem besten Freund und Kunden", da sei er sehr schockiert gewesen, sagte S., "als hätte mich ein ganzes Gestüt getreten".

Der Kunsthandel, sagt der Kunsthändler, sei ein hartes Geschäft. Da gehe es nur ums Geld, und erst wenn das auf dem Konto sei, sei ein Geschäft gelaufen. Drum habe er "gewisse Befürchtungen gehabt", als Achenbach da vor ihm stand, und alles wusste, über ein Geschäft, das er erst vor ein paar Stunden abgeschlossen hatte. Trotzdem habe er Achenbach in seine "Schatzkammer" geführt, wo der einen Blick auf Gerhard Richters "Maria" geworfen und das Werk sofort reserviert habe. Da sei das Eis gebrochen, sagte S. Er habe sich gefreut, neue Geschäfte mit dem "großen Kunstberater" erhofft, von dem jeder wusste, dass er mit den tollsten Sammlern arbeite. Nur deshalb habe er angeboten, seine Provision von Albrecht mit Achenbach zu teilen. "Er hat es nicht gefordert", betonte S.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Foto: Endermann, Andreas

Als Achenbach aber gewissermaßen im Eiltempo den Richter an Berthold Albrecht verkauft habe, da sei keine Gewinnteilung vereinbart worden. Der Verkauf von ihm an Achenbach sei ein Geschäft unter Kollegen gewesen, der Weiterverkauf Achenbachs Sache. "Ich habe nichts mit ihm geteilt." Achenbach hatte im Prozess erklärt, mit dem Galeristen den Gewinn aus dem Richter-Verkauf geteilt zu haben.

Achenbach ist in Essen unter anderem wegen Betrugs an dem verstorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht angeklagt. Mit ihm sitzt Stefan Horsthemke auf der Anklagebank, der mit Achenbach die Kunstberatung der Berenberg Bank, Berenberg Art Advice geführt hatte. Die Zusammenarbeit dort war von der Bank beendet worden, nachdem Unregelmäßigkeiten in verschiedenen Geschäften, unter anderem auch mit dem Milliardär Christian Boehringer entdeckt worden waren.

Ein führender Mitarbeiter der Bank, der zuletzt Geschäftsführer der Art Advice war, konnte sich gestern nur an wenige Einzelheiten erinnern. Er bestätigte allerdings Angaben beider Angeklagter, wonach die Kunstberatung der Bank erhebliche Liquiditätsprobleme hatte. Das Gründungskapital sei, als er Anfang 2013 in die Geschäftsleitung eingetreten war, bereits weitgehend aufgebraucht gewesen. Für die Einnahmen der Firma habe er sich nicht sehr interessiert, er sei vor allem für die Kosten und deren Reduzierung zuständig gewesen. Die BAA habe inklusive Personalkosten monatlich rund 100 000 Euro Festkosten gehabt.

(RP)
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