Verkehr in Düsseldorf Auf der Suche nach den Stolperfallen

Gerresheim · Düsseldorf nimmt am Fußverkehrs-Check 2020 in NRW teil. Dabei sollen Probleme von Fußgängern aufgezeigt und Lösungsansätze entwickelt werden. In Gerresheim wurde jetzt in der Praxis getestet, wo es im Alltag hakt.

 Gerd Kozyk demonstriert, wie gefährlich die Stufen am Alten Markt in Gerresheim gerade für Sehbehinderte sind.

Gerd Kozyk demonstriert, wie gefährlich die Stufen am Alten Markt in Gerresheim gerade für Sehbehinderte sind.

Foto: Marc Ingel

Kopfsteinpflaster ist schön anzuschauen und verbreitet stets historischen Charme. Für in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen, Rollator- oder Rollstuhlfahrer, ist dieser Untergrund aber ebenso ein Gräuel wie für Sehbehinderte. Diese Erkenntnis ist nicht neu, stand aber am Auftakt des Fußverkehrs-Check-Rundgangs in Gerresheim. In der Praxis sollte auf Anregungen von Bürgern, den „Alltagsexperten“, aufgezeigt werden, wo im Straßenraum Stolperfallen lauern oder Hindernisse bestehen, die eben nicht zwingend dauerhaft unüberwindbar sein müssen.

Die Stadt Düsseldorf ist eine von zwölf Kommunen im Land, die an dem Projekt von NRW-Verkehrsministerium und dem Zukunftsnetzwerk Mobilität teilnehmen. Rund 27 Prozent aller Wege werden in Düsseldorf zu Fuß zurückgelegt, dass es nicht mehr sind, hat eben auch mit den Hürden zu tun, die sich jedem Fußgänger im Alltag in den Weg stellen. Das sind natürlich oft die „Kontrahenten“ im Straßenverkehr, Auto-, aber oft genug auch Radfahrer, ebenso können es aber zu behebende Details sein, die stören.

Davon gab es auch in Gerresheim genug, und am Beispiel des Kopfsteinpflasters auf dem Gerricusplatz wurde schnell deutlich, dass es immer auch die Möglichkeit eines Kompromisses gibt. Die Nachteile des historischen Pflasterbelags liegen auf der Hand, aber wie eine Barfußläuferin hervorhob, habe das Ganze viele ökologische Vorteile, wie etwa die Wasserdurchlässigkeit. Beides sollte parallel möglich sein, indem man etwa ebene Gehbahnen anlegt, optimalerweise kontrastreich abgesetzt, die ein barrierefreies Passieren ermöglichen. Auch das Anschleifen des Pflasters oder die Fugenverfüllung könnten helfen, wie Andrea Fromberg vom Gutachterbüro Via Köln, das das Projekt federführend begleitet, hinzufügte.

Ein typisches Beispiel für den Konflikt zwischen Fußgängern und unsachgemäß parkenden Autofahrern bietet der Marktplatz am Neusser Tor. Eigentlich sollten lediglich Marktbeschicker die Möglichkeit haben, die Pöller für die Durchfahrt an der Gräulinger Straße temporär zu entfernen. Da diese aber nicht richtig funktionieren, kann das praktisch jeder tun und mit dem Auto bis vor das Café fahren. Verwaltungsstellenleiterin Claudia von Rappard konnte beruhigen: „Das Vergabeverfahren für die versenkbaren Poller ist raus, aktuell ist das nur ein Provisorium.“ Was Fromberg zudem anprangerte, sind die Ketten zwischen Pollern entlang der Straße: „Sie sind von Sehbehinderten nur schwer wahrzunehmen und zu hinterfragen.“

Wie gefährlich Stufen sind, demonstrierte Gerd Kozyk vom Behindertenrat am Alten Markt. Jeweils zwei Stufen bilden hier für den Sehbehinderten eine „heimtückische Falle“. Fromberg empfahl hier als Sofortmaßnahme die Markierung mit Kontrastkanten, „mittelfristig sollte man aber sogar über Rampen nachdenken, um auch Rollator- und Rollstuhlfahrern entgegenzukommen“. Quer gegenüber hat sich das Schumacher in Corona-Zeiten mit seiner Terrasse ausgedehnt. „Daran ist auch nichts auszusetzen“, sagte eine Teilnehmerin des Rundgangs, die auf Krücken angewiesen ist. „Es gibt jedoch auch noch eine Theke, die nach außen zum Bürgersteig hin ausgerichtet ist. Jetzt kommt da kaum noch einer durch“, klagte sie. Und so konnten Fromberg und ihr Team noch viele weitere hilfreiche Hinweise sammeln, wo es Fußgänger in Gerresheim ziemlich schwer haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort