Streit um Tempolimit Fußgänger contra Radfahrer

Düsseldorf · Die Frage nach einem Tempolimit für Radfahrer regt Fußgänger und Radler gleichermaßen auf: Eine Fußgänger-Initiative aus Wittlaer hatte die Begrenzung gefordert. Mehrere hundert Zuschriften erreichten die Redaktion bis gestern zu dem Thema.

 Zwischen Radfahrern und Fußgängern gibt es immer wieder Konflikte.

Zwischen Radfahrern und Fußgängern gibt es immer wieder Konflikte.

Foto: RP, Thomas Bußkamp

Alle halten zwar eine Tempobegrenzung für nicht durchsetzbar oder nicht erwünscht — gleichzeitig berichten sie aber von unvereinbar scheinenden Interessen. Dabei werfen Fußgängern Radlern Rasen und Frechheit vor, die Radfahrer halten Spaziergänger für ignorant, weil sie Wege blockieren. Viele wünschen sich eine Kennzeichnungspflicht für Fahrräder — und alle appellieren an die gegenseitige Rücksicht.

Das sagen die Fußgänger:

Heiner W. Havermann Mir hat ein Radfahrer den Einkaufswagen aus der Hand gefahren und dann zugesehen, dass er schnell verschwindet. Das ist Fahrerflucht. Der Ordnungsdienst und die Polizei sollten durch Protokolle und Anzeigen die Radfahrer zur Einhaltung der Verkehrsregeln und zur Rücksichtnahme auf andere Verkehrsteilnehmer zwingen. Dabei sollte auch Führerscheinentzug kein Tabuthema sein.

Margrit und Manfred Kappes Bei schönem Wetter trauen wir uns weder auf die Rotterdamer Straße noch auf den Deich in Lohausen. Die an uns vorbeisausenden Radfahrer kann man nicht akzeptieren.

Sieglinde Peterschun Es hat sich eingebürgert, ohne Klingelzeichen an Fußgängern vorbeizurasen. Fahrräder könnten mit Nummernschildern versehen werden, so dass man Raser anzeigen könnte.

Walter Pelshenke Würden sich auch die Autofahrer so über die Vorschriften hinwegsetzen wie es leider immer mehr Radfahrer tun, würde Chaos auf den Straßen herrschen. Und: Warum werden überhaupt noch neue Radwege angelegt, wenn viele Radfahrer diese ignorieren und stattdessen lieber undiszipliniert mit heftigem Klingeln über die Gehwege fahren und dabei Fußgänger gefährden?

Bernd Jungehülsing Der Fußweg an der Rheinallee ist seit zwei Jahren auch für Radler freigegeben. Das führte dann zum Dammbruch: Radfahrer schießen nun pöbelnd und klingelnd durch die Fußgänger. Rentnergruppen — zu Dritt und Viert nebeneinander fahrend — scheuchen pöbelnd Familien auseinander, die hier ihren Sonntagsspaziergang machen.

Lous Dassen Auch hier auf dem Buschgasser Weg in Wittlaer ist es mittlerweile lebensgefährlich, weil die Rennradfahrer und normale Radfahrer immer meinen, die ganze Straße gehöre ihnen. Dabei sind hier oft Spaziergänger aber vor allem alte Menschen mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs.

Helgard Esser Unten an der Düssel ist ein Spaziergängerweg, der überwiegend von älteren Menschen mit und ohne Gehhilfe, Müttern mit Kleinkindern und Kinderwagen sowie Hundebesitzern genutzt wird. Dieser Weg wird von Radfahrern als Rennstrecke benutzt und zwar ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn man etwas hinterher ruft, wird man beleidigt und beschimpft.

Das sagen die Radfahrer:

Stefan Klinke Letztens war der Radweg auf der Kö, der sogar recht gut ausgewiesen ist, überfüllt mit Fußgängern. Klingeln bringt da nichts. Meiner Meinung nach sollte es mehr Radwege auf der Straße geben. Auf diesen Wegen hatte ich als Radler weder Probleme mit Fußgängern, noch mit Autofahrern.

Marianne Schmidt Täglich erlebe ich rücksichtslose Fußgänger, die auch auf Bitte auszuweichen, aggressiv reagieren, teils in Begleitung von Hunden, die ihnen, wie es scheint, Sicherheit geben. Ich fahre bestimmt nicht schnell, aber was sich da an manchen Tagen abspielt, ist nicht mehr schön. Sollen wir Radfahrer denn Slalom fahren?

Ingo Zoller Fahrzeuge gehören auf die Fahrbahn. Alle, nicht nur Kraftfahrzeuge, sondern auch die Fahrräder. Und da, wo Fahrzeuge und Fußgänger zwangsweise durchmischt werden, hat jeder Verkehrsteilnehmer sich rücksichtsvoll gegenüber den anderen zu verhalten.

Hubertus Mühle Tatsache ist, dass das Rheinufer nicht nur den Fußgängern gehört, sondern auch ein Radweg für Ausflüge und eine Trainingsstrecke für Radsportler ist. Daran darf nichts geändert werden. Mit Tempo 15 Radfahren kann kein ernstgemeinter Vorschlag sein. Ein solches Schneckentempo ist für Radfahrer eine unakzeptable Bevormundung.

Mirko Kerkmann Mir ist zum Beispiel völlig unverständlich, wie fünf erwachsene Menschen die komplette Breite des Weges ausnutzend zusehen, wie ein Kind von sechs Jahren, das offensichtlich noch sehr unsicher auf dem Rad sitzt, klingelnd auf sie zukommt und trotzdem keinen Platz machen.

(RP)
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