Fundsachen-Versteigerung der Bahn in Düsseldorf Verloren, versteigert, verschenkt

Düsseldorf · Was der eine im Zug vergisst, verschenkt der nächste vielleicht zu Weihnachten: Bei der Fundsachen-Versteigerung der Bahn in Düsseldorfer Hauptbahnhof waren am Wochenende einige kuriose Schnäppchen zu holen.

 Auktionator Walter Schreiner bringt unter anderem eine Drohne bei der Fundsachenversteigerung am Hauptbahnhof an den Mann.

Auktionator Walter Schreiner bringt unter anderem eine Drohne bei der Fundsachenversteigerung am Hauptbahnhof an den Mann.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Einen Geigenkoffer samt Inhalt – den streckt Auktionator Walter Schreiner in die Luft. Startgebot 15 Euro! So günstig wie bei der Fundsachen-Versteigerung im Hauptbahnhof kommt man kaum einmal an ein edles Musikinstrument. Am Samstag war es wieder so weit.

Den größten Willen, Geigenbesitzer zu werden, hatte Folkert Gerhartz aus Aachen. Für 64 Euro gehörte ihm das gute Stück schließlich. Irgendein Passagier hatte es irgendwann einmal zurückgelassen – und konnte von der Deutschen Bahn nie ermittelt werden. Wie in jedem Jahr vor Weihnachten versteigerte die Bahn die Fundsachen, die bundesweit in Bahnhofsgeländen, in den Zügen oder Schließfächern gefunden wurden. Wenn die Adresse bekannt ist, bemühen sich die Mitarbeiter der Deutschen Bahn, den Besitzer zu ermitteln. Dies gelingt häufig innerhalb von 14 Tagen. „Wir verschicken verlorene Gegenstände vielfach nach Japan, China, Australien und in die USA“, sagt Udo Feld, der das Zentrale Fundbüro der Deutschen Bahn leitet. „60 Prozent der verlorenen Gegenstände gehen so an die Besitzer zurück, bei Koffern und Laptops liegt die Rückführungsrate sogar bei mehr als 85 Prozent.“ Bleibt die Suche nach dem Besitzer erfolglos, darf das Unternehmen die Fundsachen nach drei Monaten in die Versteigerung geben. Die Zentrale ist in Wuppertal. 250.000 Fundgegenstände zählt die Bahn jährlich bundesweit.

Wer am Samstag ohne Ambitionen zur Versteigerung in den Hauptbahnhof kam, konnte sich fragen, wer wohl ein Interesse hat an diesem Sammelsurium an persönlichen oder weniger persönlichen Gegenständen. „Aus reiner Gaudi“ habe er zugeschlagen, fasste es Folkert Gerhartz fröhlich zusammen, als er seinen Geigenkoffer von Udo Feld überreicht bekam. Er freue sich schon, die Geige bald seiner Frau zu schenken. Musikalisch sei man zwar nicht, aber auch als Deko tut sich so ein altes Instrument nicht schlecht.

Folkert Gerhartz und sein Freund hatten ordentlich Konkurrenz, eine große Menschentraube hatte sich im Eingangsbereich am Konrad-Adenauer-Platz versammelt und streckte eifrig die Arme in die Luft. 620 Euro für einen Laptop war eines der Höchstgebote an diesem Samstag. Aber auch 450 Euro für eine zurückgelassene Kamera zahlte jemand. Ansonsten waren auch Dinge wie eine Weihnachtskrippe, Fahrradhelme oder eine Massageauflage unter den Verlustgegenständen, ebenso wie ein flauschiges Bärenkostüm. Alles fand einen Abnehmer. Besonders beliebt waren zudem Handys, die im Schnitt für 220 Euro versteigert wurden. Udo Feld überreichte die Ware, unterschrieb und quittierte.

Wichtig ist dem Leiter des Fundsachenbüros, dass alle Gegenstände vor der Versteigerung eingehend geprüft werden. Die Bahn stellt sicher, dass es sich nicht um Diebesgut handelt. Persönliche Daten auf Handys und Laptops werden von einem Fachbetrieb gelöscht. Alles kann grundsätzlich in die Versteigerung, außer Waffen und Drogen – die gehen zur Polizei. Vielfach werden bei Auktionen der Bahn auch verlorene Koffer versteigert, und auch diese werden von Mitarbeitern überprüft: „Unterwäsche und miefende Socken werden vor der Versteigerung herausgenommen“, sagt Udo Feld. Die sonstigen Inhalte seien zum Teil sehr hochwertig. Und tatsächlich boten viele bei den so genannten „Überraschungskoffern“ mit, die Auktionator Walter Schreiner zum Start für einen Euro anbot.

 Auch ein Smartphone wurde versteigert.

Auch ein Smartphone wurde versteigert.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Häufig nach vorne zu Udo Feld kamen letztlich Folkert Gerhartz und sein Freund aus Aachen, die in Düsseldorf eigentlich nur ihren neuen Gebrauchtwagen abholen wollten. Nach dem Geigenkoffer nahmen sie noch eine ersteigerte Drohne, ein Kuschelkissen und einen Puppenwagen mit Puppe für nur zwei Euro entgegen. Über Letzteres soll sich die zweijährige Tochter zu Weihnachten freuen.

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