Düsseldorf Bei "What's Pizza" muss nochmal der Ofen nachgeheizt werden

Meinung | Düsseldorf · "What's Beef" hat nicht nur den Burgertrend in Düsseldorf ausgelöst, sondern für eine ganze Branche ein neues Level freigespielt. Mit "What's Pizza" will Chef Selim Varol den Erfolg wiederholen. Wieder stimmen Lage, Style, Social-Media-Begleitung und Angebot. Wäre da nicht die Sache mit der perfekten Pizza. Unser Autor berichtet von seinem ersten Besuch.

Das ist "What's Pizza" in Düsseldorf
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Das ist "What's Pizza" in Düsseldorf

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Foto: Daniel Fiene

Immer wenn ich an "What's Pizza" auf der Immermannstraße vorbeiradelte, stieg meine Vorfreude. Der frische Pizzageruch machte mich hungrig und neugierig. Seit Wochen schaue ich mir jedes Foto der Macher auf Instagram und Facebook an. Das "Toykio"-Café ist Geschichte, seit Ende Mai gibt es dort "What's Pizza". Versprochen wird handgefertigte Pizza - die Vorbilder kommen aus Napoli und den USA.

Einen Besuch in den ersten Tagen verkniff ich mir. Die Anlieferung des Ofens dauerte viel länger und es würde noch Zeit zur Einarbeit und Feinabstimmung gebraucht, erfuhr ich im Netz. Schließlich ist der Ofen das Herzstück des Restaurants. Tatsächlich, ein Prachtstück: Ein Steinofen mit glitzernden Mosaik-Steinchen, auf dem eine goldene Darth-Vader-Figur thront.

Ein Blickfang, als ich das erste Mal den Laden betrat. Wer das "Toykio" kannte, entdeckt viel Vertrautes. Dazu Bewährtes aus dem "What's Beef". Am Tresen wird bestellt. Der Kunde bekommt eine Nummer und kann beobachten, wie die Jungs mit Basecap und Schürze um den goldenen Pizzaofen rumwuseln. Auf einem großen Display wird die Nummer aufgerufen, wenn die eigene Pizza fertig ist. Auf dem Tresen hinter der Ausgabe, auf der in anderen Cafés verschiedenen Milchsorten gereicht werden, präsentiert "What's Pizza" verschiedene Gewürze und Öle. Basilikum, Thymian, Oregano, Chilli, Jalapeños, Zwiebeln, Knoblauch.

Düsseldorf: Pinocchio-Pizza zählt zu den Besten
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Mein erster Blick auf die Karte dauert länger: Ich kann zwischen zusammengestellten Empfehlungen wählen. Wie wäre es mit einer "Bianca" ohne Tomatensauce oder eine vegetarische "Tim's Green Box" oder eine "The Dom", inklusive Kartoffelpüree? Als Side werden verschiede Salate angeboten. Dazu Kaffee, Bier (Peroni meets Craft Beere), Nachtisch. Pflicht-Panna-Cotta trifft "Pizza Nutella". Wer seine Pizza komplett konfigurieren möchte, muss die Karte nur drehen: Erst wird der Teig gewählt (Normal oder Vollkorn), dann der Käse und die Toppings (Bio-Ei, Möhren, Avocado, Pinienkerne ...) sowie die Premium-Toppings, wie Büffelmozzarella oder marinierte Garnelen.

An den schwarzen Kacheln werden mittels goldener Letter die Botschaften des Hauses vermittelt ("Fresh rules everything around me"). Neben der Kasse ein kleiner Hinweis, dass es jetzt an sechs von sieben Tagen Fleisch gibt. Zum Start gab es Fleisch nur am Wochenende. Die ersten Kunden kritisierten Preise und Konzept. Ausführlich und vorbildlich haben die Betreiber in sozialen Netzwerken reagiert und Änderungen angekündigt.

Die Erwartungen an "Whats's Pizza" sind hoch. Von der ersten Ankündigung bis zur Eröffnung verging mehr Zeit als geplant. Im Netz liest man von Geschmacksreisen, die Chef Varol unternahm und über die sozialen Netzwerke dokumentierte (siehe die Sammlung in meinem privaten Blog). Bei uns in der Zeitung sind von ihm Sätze zu lesen wie "Wir machen nur das eine Produkt - aber das richtig". Hohe Erwartungen schürten auch die bewährte Qualität von "What's Beef" und die Konkurrenz der vielen anderen guten Pizzerien hier bei uns in der Stadt. Und wie war es nun?

Für mich gab es den Meatballer, klassische Pizza mit Fleischbällchen, dazu ein Craft Beer ("Unfiltred Lager", sehr lecker) für 16 Euro.

Mein erster Gedanke, als ich die anderen Gäste beobachtete: "Oh, die schneiden aber lange." Mein erster Geschmackstest: Ganz so bombastisch wie die Meatballs im Vorbild New York sind sie nicht. Und der Teig? Irgendwie zäh. Beim Schneiden der Pizza blieb genug Zeit, die Gesichter der anderen Gäste zu beobachten. Am großen Tisch eine Gruppe junger Damen, die wirklich Spaß beim Schlürfen ihrer "Limonata A La Mamma" hatten. Nebenan ein Pärchen. Sie fischt mit verzogener Miene etwas Schwarzes von ihrer Pizza.

Auch meine Begleiter waren nur semi begeistert. "Eine solide Drei", meinte mein Kumpel. Zwei zufällig getroffene Kollegen von einem anderen Unternehmen äußerten sich diplomatisch. Begeisterung Fehlanzeige.

Ich vermisse einen alten Pizzabäcker, der seit Jahren einen Familienbetrieb schmeißt und der hippen Umgebung einen Kontrast bietet. Oder weiter Mut, an Teig und Ofeneinstellung zu feilen. Aber ich bin mir sicher, dass dies den "What's Pizza"-Machern gelingen wird. Ihre Leidenschaft wird sie antreiben.

Beim Rausgehen schaute mich mein Kumpel nachdenklich an. "Ist es schlimm, wenn mir die Pizza bei Lupo in der Altstadt besser schmeckt?"

Nein, ist es nicht. Aber ich komme wieder.

(dafi)