Das Programm des Open Source Festivals Tocotronic spielen am Samstag auf der Rennbahn

Düsseldorf · Es ist wieder Open Source: Am Samstag treten Künstler wie Joan As Police Woman und Kamaal Williams in Grafenberg auf.

 Tocotronic - die deutsche Rock-Band mit Saenger Dirk von Lowtzow bei einem Konzert am 26.04.2015 im Hamburger Mojo Club.  KEINE PERSOENLICHKEITSRECHTE VORHANDEN, NUR FUER REDAKTIONELLE VERWENDUNG, KEINE WERBUNG. KEINE WEITERGABE AN DRITTE | Verwendung weltweit

Tocotronic - die deutsche Rock-Band mit Saenger Dirk von Lowtzow bei einem Konzert am 26.04.2015 im Hamburger Mojo Club. KEINE PERSOENLICHKEITSRECHTE VORHANDEN, NUR FUER REDAKTIONELLE VERWENDUNG, KEINE WERBUNG. KEINE WEITERGABE AN DRITTE | Verwendung weltweit

Foto: picture alliance / Jazzarchiv/Jazz Archiv/Michi Reimers

Es wäre eigentlich egal, wer da auftritt, das Open Source Festival könnte man allein schon wegen der Atmosphäre genießen. Zum Glück ist es in den zurückliegenden zwölf Jahren indes nie dazu gekommen, dass einem die Musiker egal gewesen wären, die an der Rennbahn in Grafenberg gespielt haben (und auch nicht im Strandbad Lörick, wo das Festival ja einst begann). Dafür waren sie zu hochwertig, mitunter gar Herzensangelegenheit, und so ist das nun auch wieder: Es kommen nämlich Tocotronic.

Am Samstag ist also wieder Open Source Festival, und genau genommen hat es am Freitag bereits begonnen, denn erstmals gab es den Open Source Congress. Er fand just dort statt, wo ab Samstagmittag musiziert wird, nur dass nicht der Sound der Gegenwart zur Aufführung kam, sondern Ideen der Zukunft verhandelt wurden. Es ging darum, wie wir uns künftig ernähren, wie wir demnächst arbeiten, und zu den vielen prominenten Referenten und Sprechern, die Einblick gaben in ihr Denken, gehörte auch Deutschlands Lieblingsphilosoph Richard David Precht. „Willkommen in revolutionären Zeiten!“, rief er zur Begrüßung, er weiß halt, wie man Akzente setzt, und damit gab er im Grunde das Motto der gesamten Veranstaltung aus: Open Source ist ja mehr als ein Festival. Das Zusammensein steht im Vordergrund, das gemeinsame Erleben unter freiem Himmel.

Den Soundtrack liefern nun Tocotronic, die mit ihrer aktuellen Platte „Die Unendlichkeit“ auf Platz eins der deutschen Charts standen. Von 22 Uhr an werden sie auf der Hauptbühne von „Teenage Riot im Reihenhaus“ und „Panic Depression im Elternhaus“ singen. Herrlich.

Und auch vorher schon treten bemerkenswerte Künstler auf. Der Londoner Jazzer Kamaal Williams etwa, der sich mit Miles Davis ebenso auskennt wie mit Mobb Deep und der mit „The Return“ eine Platte vorgelegt hat, die in zehn Kapiteln vom Sommer erzählt. Oder die Amerikanerin Laurel Halo, die zu den spannendsten Eletronik-Künstlerinnen gehört, die es gerade so gibt. Soeben veröffentlichte sie ihr Album „Raw Silk Uncut Wood“: sphärisch, verspielt; Elfen tanzen im Effektgewitter.

Sehr besonders sind ja auch Cigarettes After Sex aus Texas. Als deren Debütalbum im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, waren auch viele von jenen aus dem Häuschen, mit denen man bisher gar nicht so viel über Musik gesprochen hatte. Dream-Pop könnte man das nennen oder Ambient-Rock. Musik jedenfalls, die man am besten im Freien hört, wenn die Sonne ihre letzte Runde dreht, und dazu passend werden Leadsänger Greg Gonzalez und seine Jungs zwischen 20 und 21.15 Uhr auftreten. Vorher wird es ein bisschen lauter, Zugezogen Maskulin sind dann nämlich dran. Aggressiver deutscher Rap mit gescheiten Texten, die einem klarmachen, dass man sich engagieren sollte – aufstehen, bitte! –, weil man sonst „halb Mensch, halb Couch“ ist, und das will man ja auch nicht. Davor wiederum tritt Joan As Police Woman aus den USA auf. Songwriting-Kunst zum Zuhören.

Das Tolle am Open Source ist darüber hinaus, und das sprach bei der Eröffnung am Freitag auch OB Thomas Geisel an, dass es Neues vor einem ausbreitet. Neues von hier, könnte man auch sagen, denn gut die Hälfte der Künstler, die Festival-Chef Philipp Maiburg eingeladen hat, stammt tatsächlich aus NRW. Auf der Young Talent Stage treten zwischen 14.30 und 22 Uhr Newcomer auf. Und auf der Carhartt-Bühne kann man arriviertere Musiker erleben. Eine von ihnen ist die großartige Daniela Georgieva aus Düsseldorf, die sich Pony nennt, elektronische Musik zwischen Disco und Techno produziert und dazu performt. Und: Die wilde Jagd ist auch da. Sebastian Lee Philipp verbirgt sich hinter diesem Namen, er überträgt in die Jetztzeit, was man einst als Musik aus der Düsseldorfer Schule bezeichnete. Treibende Stücke zwischen Krautrock und Elektronik. Philipp führt sein neues Album auf, „Uhrwald Orange“, und das erste Stück davon heißt „Flederboy“, das sollte man jetzt gleich mal spielen.

Das ist die allerbeste Einstimmung auf den Tag an der Rennbahn.

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