Golfen im Sauerland Nur Augen für den weißen Ball

Düsseldorf (RPO). Golfen, das ist elitär. Ein Sport für Reiche und Schöne, ein Sport für die Upper-Class. Könnte man meinen. Nicht aber im Sauerland. Hier erfreut sich der Freizeitsport immer größerer Beliebtheit. Auch bei "normalen" Touristen.

Freizeit im Sauerland
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Fragt man Tim Hoffmann nach seiner Lieblingsfarbe, muss der junge Mann nicht lange überlegen. Grün mag er am liebsten. Und Weiß. Denn der 27-Jährige Sauerländer nicht nur sehr naturverbunden - vor allem ist er Golfspieler. Genauer: Golfpro und Manager beim GolfSport Sorpesee in Sundern-Amecke.

Wie überall im Land wird auch hier, zwischen Märkischem Kreis und Hochsauerland, Golf immer beliebter. Laut einer Statistik des Deutschen Golfverbands rangiert Golf in der Liste der Sportarten mit den meisten Mitgliedern mittlerweile auf Rang elf - noch vor Schwimmen, Basketball oder auch Skifahren.

Allein im größten deutschen Bundesland sind nach Angaben des Golfverbands Nordrhein-Westfalen derzeit 167.000 Golfer organisiert. Die Zahl derer, die sich für das Spiel mit dem kleinen weißen Ball auf grünem Grund interessieren, schätzt Hoffmann jedoch auf nahezu eine halbe Million. "Doch die Schwelle ist höher als bei anderen Sportarten", sagt Hoffmann. "Viele haben Angst, sich zu blamieren oder etwas falsch zu machen", glaubt er. Außerdem hafte dem Sport noch immer das Image des Elitären an.

Gegen das Image des Elitären

Hoffmann und sein Kollege Karsten Braunz (32) wollen gegen dieses Image an. "Golf für Jedermann" ist deshalb das Motto in Sundern, wo am Wochenende zudem Hunderte Wanderer, Mountainbiker und Wassersportler unterwegs sind. Denn das beschauliche Sundern hat auf bescheidenen 195 Quadratkilometern nicht nur jede Menge Wald und Wiesen zu bieten.

Gleich neben dem 9-Loch-Golfplatz mit vielen Bäumen und ebenso viel Wasserhindernissen erstreckt sich zudem der Sorpesee. Die Talsperre ist ein "ungeheurer Schatz, nicht nur als Trinkwasserreserve", sagt Franz Rogoll, Vorstandsvorsitzender des Stadtmarketings Sundern - und manchmal auch Golfspieler.

In der Saison kommen die Menschen auch aus dem Ruhrgebiet hierher, um zu baden, zu campen, zu segeln oder einfach nur auf der erst vor zwei Jahren neu gestalteten Promenade zu flanieren. Zwei Millionen Tagesgäste zählt der kleine Ort im Sauerland laut Rogoll jährlich.

"Der einzige Gegner bist du selbst"

Wenige Kilometer weiter haben die Menschen indes gerade nur Augen für den kleinen weißen Ball, der doch irgendwie zu treffen sein muss - um dann möglichst weit zu fliegen. Beim Schnupperkurs, den GolfSport Sorpesee regelmäßig anbietet, geht dabei noch so mancher Schlag ins Leere. Vorbei am Ball ins frisch gemähte Grün. Oder schlicht in die Luft. Doch das macht gar nichts. "Denn auf dem Golfplatz hast du nur einen Gegner", beschreibt Tim Hoffmann seine besondere Beziehung zu dem Sport. "Und das bist du selbst."

"Deshalb sind beim Spiel mit dem kleinen weißen Ball auch alle gleich", sagt der 27-Jährige, der selbst erst als Jugendlicher mit dem Golfsport angefangen und zuvor auch gegen andere, größere Bälle getreten oder geschlagen hat. Beim Golf ist er geblieben. Und das nicht nur, "weil ich dafür das meiste Talent hatte".

Denn beim "Golf für Jedermann" spielt der Millionär mit dem Gärtner - und keiner fragt danach. Darauf legen Hoffmann und Braunz denn auch besonderen Wert. So geht es auf der Terrasse des Clubhauses durchaus auch mal rustikal zu, wenn nach dem Schnupperkurs oder einem Turnier bei Bier und Bulette "die Runde" noch einmal analysiert wird.

Wanderer und Radfahrer gesellen sich dazu

Da gesellen sich dann gern auch die Wanderer oder Radfahrer dazu - oder auch die Mitglieder der Clubs in der Umgebung. Denn im Umkreis von nur rund 40 Kilometern laden auch die Golfclubs Sauerland (Arnsberg-Herdringen) und Möhnesee ebenfalls zu Schnupperkursen für Neueinsteiger ein. Überdies gibt es "Greenfee-Vereinbarungen" der drei Clubs, deren Mitglieder dann auf den jeweils anderen Plätzen eine Ermäßigung bekommen.

Aber wie der Name schon sagt, ist das Sauerland nicht gerade die norddeutsche Tiefebene, weshalb dort durchaus auch ein paar "Berge" auf den Golfspieler warten. Erst recht im Hochsauerland, wo unter anderem in Schmallenberg, Brilon und Winterberg ebenfalls Golfplätze zum "Wandern mit Verstand" einladen, wie es einmal ein Golfspieler ausgedrückt hat.

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