Musical in Düsseldorf Chicago begeistert im Capitol-Theater

Düsseldorf · Zwei Mörderinnen, ein listiger Rechtsanwalt und ein Gefängnis voller Sünde: Das Musical Chicago ist ab Dienstag im Capitol-Theater in Düsseldorf zu sehen.

 Mann ermordet? Ach, egal: Mit guten Tricks und klasse Songs mogeln sich die Killerinnen durch.

Mann ermordet? Ach, egal: Mit guten Tricks und klasse Songs mogeln sich die Killerinnen durch.

Foto: ©Tristram Kenton

Nach gut zweieinhalb Stunden wird der wohl wichtigste Satz der Show vom Applaus fast übertönt. Nachdem Roxie und Velma sich nämlich mit Hilfe des zwielichtigen Anwalts Billy, zahlreicher Lügen und vielen Songs durch ihre Mordprozesse gemogelt haben, werden sie frei gesprochen. „Wir sind die lebenden Beweise, dass in den USA die Gerechtigkeit immer siegt“, ruft Velma in Siegerpose, um dann – kaum aus dem Gefängnis entlassen – mit Roxie eine neue Karriere als Showstars zu beginnen.

Indem sich die beiden Mörderinnen zuvor bei ihren Festnahmen, den Gerichtsverhandlungen und letztlich auch bei zahlreichen Interviews mit der Klatschpresse als Opfer statt als Schuldige inszeniert haben, beweisen die Killerladies: „Chicago“ bleibt aktuell. Das Musical erlebte schon 1975 seine Urauführung und noch immer (und mehr denn je) sind die USA ein Land, in dem das Rechtssystem geschickt manipuliert werden kann.

„Chicago“ entstand drei Jahre nach dem großen Filmerfolg von „Cabaret“, bei dem das Autorenduo John Kander (Musik) und Fred Ebb (Texte) schon mit dem Choreographen und Regisseur Bob Fosse zusammengearbeitet hatte. Nach dem Welterfolg von „Cabaret“ konnte „Chicago“ seine Kraft nie so richtig entfalten. Erst seit einem Revival 1996 wurde das Musical zum Dauerbrenner und 2002 sogar mit Renée Zellwegger, Richard Gere und Catherine Zeta-Jones erfolgreich verfilmt.

Mit der Maßlosigkeit auf der Leinwand hat die Show im Capitol-Theater jedoch nicht viel gemeinsam. Die Inszenierung setzt auf optische Zurückhaltung statt auf ein aufwendiges Bühnenbild wie etwa bei den vergangenen Capitol-Erfolgen „Rocky Horror Show“ oder „Dirty Dancing“.

Die Idee, bei „Chicago“ das Live-Orchester auf die Bühne zu holen und die Schauspieler im Vordergrund singen und tanzen zu lassen, ist ausgezeichnet. Denn mit Samantha Peo (Velma) und Carmen Pretorius (Roxie) hat „Chicago“ zwei fantastische Hauptdarstellerinnen. Stimmgewaltig und mit einem hohen Maß an Professionalität begeistern sie die Zuschauer mit ihren Songs.

Velma hat ihren großen Auftritt mit „All that Jazz“, während Roxy mit „Me and my Baby“ für Applaus sorgt. Knastmutter Matron (Ilse Klink) ist furios gut mit „When you’re good to Mama“. Und auch den Männern des Ensembles sind die Songs wie auf den Leib geschneidert: Anwalt Billy Flin verblüfft durch einen Aufsehen erregenden Federtanz sowie mit der berühmte Szene, in der er Roxie als seine Marionette willenlos macht.

Derweil stellt sich Roxies Ehemann Amos mit seinem Solo „Mister Cellophane“ als Naivling vor, der zu seiner Frau hält, obgleich er weiß, dass sie ihn betrogen hat und ihren Geliebten auf dem Gewissen hat.

Für ihre Auftritte reichen den Künstlern mal ein Stuhl, mal eine Leiter, mal ein Hut oder ein geschickt gesetztes Licht. Diese Reduzierung hat den Effekt, dass sich die Zuschauer auf die Texte konzentrieren können, denn immerhin wird „Chicago“ englischsprachig aufgeführt.

Was anfänglich vielleicht etwas irritierend ist, sollte niemanden vom Besuch im Capitol-Theater abhalten. Der Geschichte ist leicht zu folgen, zudem gibt es die Dialoge auf Deutsch parallel zur Handlung auf einer Laufschriftanzeige zu lesen. Am Ende ist kaum mehr vorstellbar, dass es Chicago auch in einer deutschen Fassung gab. Stammzuschauer im Capitol werden sich noch an Anna Montanaro als Velma im Jahr 2001 erinnern.

Fazit: Die neue Fassung von „Chicago“ ist eine großartige Show und  voller großer Momente.

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