Ehre für Künstlerin in Flingern Kunstpreis für Norika Nienstedt

Düsseldorf · Die 69-Jährige aus Flingern hat neuerdings Fans aus fast der ganzen Welt und wird bei der Ausstellung „Die Grosse“ vom Künstlerverein geehrt.

 Norika Nienstedt lebt und arbeitet in einem Wohnatelier in Flingern. Für die Ausstellung „Die Grosse“ wählt sie mehr als 80 Bilder aus.

Norika Nienstedt lebt und arbeitet in einem Wohnatelier in Flingern. Für die Ausstellung „Die Grosse“ wählt sie mehr als 80 Bilder aus.

Foto: Holger Lodahl

Eigentlich drängt Norika Nienstedt wenig an die Öffentlichkeit. Die Künstlerin arbeitet in ihrem Wohnatelier, das etwas abseits und ruhig vom Großstadttrubel in einem Hinterhof an der Ackerstraße liegt. Nur selten nimmt sie an Ausstellungen teil. „Ich bin ja eher die Außenseiterin der Düsseldorfer Kunstszene“, sagt sie. „Weil ich oft meinen Stil verändere, bin ich wohl nicht so leicht einzuordnen.“

Um so größer ist Nienstedts Freude, nun besonders geehrt zu werden. Die 69-Jährige bekommt vom Verein „Die Grosse Kunstausstellung NRW“ den Kunstpreis der Künstler. „Ich arbeiten nun schon seit mehr als 50 Jahren als Künstlerin, aber dies ist meine erste Auszeichnung“, sagt Norika Nienstedt erfreut.

Entdeckt wurde sie vor einigen Jahren von Michael Kortländer. Der Ausstellungsleiter von „Die Grosse“ machte einen Rundgang bei der Aktion Kunstpunkte, an der Norika Nienstedt mit ihren Werken teilnahm. „Er hat mich aufgefordert, mich bei ,Die Grosse‘ zu bewerben“, sagt sie. Chancen hat sie sich allerdings nicht ausgerechnet. Für die jährlich im Kunstpalast im Ehrenhof stattfindende Ausstellung bewerben sich jeweils bis zu 1000 Künstler, kaum ein Drittel wird zugelassen. Aber die Collagen von Norika Nienstedt sind beim Auswahlverfahren gut angekommen, in den vergangenen zehn Jahren sind die Werke fünf Mal ausgestellt worden.

Für die kleinen Formate kombiniert die Künstlerin ausgeschnittene Motive aus Katalogen, Bildbänden, Modemagazinen sowie aus Zeitungen und Naturmagazinen. Indem sie diese Fragmente übereinanderlegt, immer wieder neu arrangiert, eigentlich wichtige Details verdeckt und bis dato unbeachtete Einzelheiten betont, entsteht ein völlig neues Motiv, das geheimnisvoll, surreal und verwirrend auf den Betrachter wirkt. Eindeutige Aussagen bieten die Bilder selten, zuweilen ist Kritik an Umweltverschmutzung oder Kriegen zu erkennen. „Ich mache die Collage zuallererst für mich, mir müssen sie gefallen und sie müssen ein Glücksgefühl in mir hervorbringen“, sagt Nienstedt. Der Betrachter soll sich selbst einen Eindruck machen.

Getan hat das immer wieder in den vergangenen Jahren Michael Körtländer. „Norika Nienstedt hat in ihren Werken eine ganz besondere Bildsprache“, sagt er und hat aus diesem Grund das Portfolio von Norika Nienstedt in die Auswahl für den Kunstpreis geholt und ihr den Preis zugesprochen. „Sie arbeitet schon so lange kontinuierlich, ohne aufdringlich zu sein. Genau für Künstler wie sie ist unsere Auszeichnung, die für Frau Nienstedt nun mehr der verdienten Aufmerksamkeit sorgt“, sagt Kortländer. Eine Prämie von 5000 Euro bekommt Norika Nienstedt als Preisträgerin, zudem erhält sie bei der Ausstellung „Die Grosse“ im Juni und Juli eine wesentlich größere Fläche für ihre Collagen als üblich. Auf voraussichtlich zwei Wänden kann Nienstedt bis zu 80 Werke platzieren, eine hohe Zahl, aber dennoch nur etwa zehn Prozent des Gesamtwerkes. Denn Nienstedt schätzt, dass sie in Schubladen und in Regalen gut 800 Bilder lagert.

Und obwohl daher die meisten Collagen erst einmal im Atelier bleiben – die Motive selbst haben viele Betrachter. Denn Norika Nienstedt hat in den Corona-Lockdown die sozialen Online-Netzwerke entdeckt. Eine Freundin riet ihr, sich ein Instagram-Profil zuzulegen, ab und zu eine Collage zu fotografieren und das Bild online zu präsentieren. „Seit dem haue ich fast jeden Tag ein Bild raus“, sagt Nienstedt und ist völlig verblüfft über den Erfolg. Bald 2000 Follower hat sie auf Insta, sodass die Flingeraner Collagen nun in Kanada, in Südamerika, in mehreren Ländern Europas und sogar in Neuseeland betrachtet werden. „Ich bekomme viele positive Resonanz, ab und zu verkaufe ich sogar ein Bild durch Insta“, sagt die Künstlerin, die sogar Anfragen internationaler Galerien erhält. Annehmen wird sie diese Angebote erst mal nicht. In den nächsten Wochen wird Norika  Nienstedt gut beschäftigt sein, die 80 Bilder für „Die Grosse“ sowie für eine Sonderedition auszuwählen. „Da wird mir die Auswahl noch schwerfallen.“

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