Kultur-Tipp Filmlegenden werden zu Artisten
Düsseldorf · Bis 2. November ist das Programm "Stars of Hollywood" im Apollo-Varieté zu sehen. Präsentiert wird eine gelungene Mischung aus Akrobatik, Tanz, Witz und Gesang.
Charlie Chaplin tippelt in typischer Stummfilm-Manier über die Bühne. Er wirbelt seinen Stock durch die Luft, zieht Grimassen und übergibt der Dame in der ersten Reihe mit Hundeblick eine Rose - allerdings nur den Stiel. An der Blüte schnuppert er selbst noch genüsslich, ehe er sein Missgeschick bemerkt.
Nathalie Enterline hat die Mimik und Gestik Chaplins verinnerlicht und verwandelt sich dennoch innerhalb weniger Sekunden vom schwarz gekleideten Filmhelden in eine knallrot-schillernde Artistin. "Der Hut ist ein Teil von ihr, der Stock eine Erweiterung", heißt es auf der Homepage von Nathalie Enterline, und tatsächlich scheint es, als sei sie mit diesen beiden Utensilien bereits auf die Welt gekommen. Im Alter von drei Jahren begann die Amerikanerin ihre Ballettausbildung, früh übte sie auch das so genannte "Twirling" - eine Form der Jonglage mit einem Metallstab. Mit geschickten Fingern wirbelt Enterline den Stab um sich herum, dreht ihn, wirft ihn in die Höhe und fängt ihn sicher wieder auf - und das, während sie mit gelenkigen Bewegungen ihre tänzerischen Fähigkeiten präsentiert.
Die erfahrene Artistin ist bereits vor vielen Jahren im Apollo-Varieté aufgetreten und eröffnet nun wieder die neue Show "Stars of Hollywood". Bis 2. November erwecken Artisten, Tänzer und Sängerinnen die Legenden der Kinogeschichte zum Leben. Moderator Mariano Skroce führt - ganz stilecht in der Rolle eines Regisseurs - durch den Abend, die vier Damen der Steve-Bor-Dancers stellen als "The Hollywood Babes" bekannte Filmmotive in Form von spritzigen Choreographien dar. Doch in der Stadt der Träume sind nicht nur Filme, sondern auch zahlreiche dazugehörige Ohrwürmer entstanden, die Katie Shepard mit ihrer mal kraftvollen, mal sanften Stimme singt.
Für die "Stars of Hollywood" sind wieder Spitzenartisten aus der ganzen Welt nach Düsseldorf gekommen: Der Franzose Sampion Roland Bouglione stammt aus einer renommierten Zirkus-Familie. Mit neun Jahren begann er mit dem Stepptanzen und beweist im Apollo, dass er sich hinter Fred Astaire nicht verstecken muss. Doch er hat nicht nur schnelle Füße, sondern auch geschickte Finger: Mit Leichtigkeit jongliert er kleine weiße Bälle durch seine Beine hindurch, lässt sie über den Boden wieder zurück in seine Hände fliegen und wagt mitten in der Jonglage einen Flicflac.
Ingid Korptisch begann bereits mit fünf Jahren ihre Ballettausbildung. Ihr Partner Mario Rauscher ist unter anderem mehrfacher australischer Meister in der Sportgymnastik. Zusammen zeigen sie als "Duo Sadima" gleich zwei Nummern: Einmal mit akrobatischem Tanz, einmal am Vertikaltuch erzählen sie eine Liebesgeschichte zwischen Bedrohung und Berührung, Annäherung und Unnahbarkeit - ganz wie in den Dramen Hollywoods.
Doch auch die Action darf in der Filmfabrik nicht fehlen: Santiago Ruiz Retes beherrscht den Umgang mit Lasern mindestens ebenso gut wie seine Kollegen von Star Wars. Die beiden Artisten Alla und Reydi bilden das "Duo Reyal", das eine weltweit seltene Form der Paarakrobatik am "Chinesischen Mast" zeigt. Scheinbar schwerelos schwingen sich die beiden um den hohen Mast, halten einander in immer wieder überraschenden Posen. Charmant lässt Magier Daniel Craven die Zuschauer an ihrem Verstand zweifeln, sei es auf der Suche nach dem eben noch vorhanden Knoten im Seil oder einer spurlos verschwundenen Frau. Ina Armbruster
