Erste Handarbeitsmesse in Düsseldorf Wollrausch am Rhein
Düsseldorf · Handarbeiten ist wieder in. Wer sich nicht glaubt, hätte sich am Wochenende in den Rheinterrassen überzeugen können. Da tummelten sich 2000 und mehr Strickfans beim ersten Düsseldorfer Wollfestival
Überall in den Rheinterrassen haben sich kleine und größere Gruppen von Handarbeit-Fans zusammengefunden. Sie sitzen an Tischen oder draußen auf der Mauer, stricken zusammen und tauschen sich aus. „Wir haben hier einen überdimensionalen Stricktreff“, erzählt Organisatorin Daniela Johannsenova. Mehr als 2000 Besucher aus ganz Deutschland sind am Wochenende gekommen, um an den vielen Ständen nach besonders schöner Wolle für ihre neuen Strickprojekte zu suchen. „Viele von uns kennen sich schon über das Internet und aus diversen Blogs. Es ist toll sich hier endlich mal zu treffen“, findet Besucherin Tanja Elle.
Rund 50 Aussteller mit hochwertigen Wollprodukten und Handarbeitszubehör haben im Radschlägersaal Platz für das Wollfestival gefunden. Große Produzenten sucht man vergeblich. Stattdessen bieten kleine Spinnereien, Färber und Wollgeschäfte ihre Produkte an. „Meine Mutter hatte sich ihre Ziegen ursprünglich als Hobby angeschafft“, erzählt Runa Tschekorsky Orloff. „Dann hat sie sich gedacht, dass sie eigentlich auch die Wolle nutzen könne und angefangen selbst zu färben.“ Inzwischen verkauft sie die Wolle ihrer Ziegen zum Spinnen, als Garn oder auch als komplette, handgefertigte Strickstücke.
Es müssen nicht immer Ziegen sein
An der Rohwolle ist Elle besonders interessiert. Vor drei Monaten hat sie angefangen, selbst mit der Handspindel zu spinnen und damit ein neues Hobby gefunden. „Das habe ich mir selbst mit Hilfe von Youtube beigebracht“, erzählt sie. Es sei doch viel schöner, alles von Anfang an selber zu machen, als industriell gefertigte Wolle zu kaufen. Ganz an die Basis will sie aber nicht gehen. „Wenn ich mir jetzt noch Schafe oder Ziegen kaufen würde, würde das mit Sicherheit meine Ehe gefährden“ lacht sie.
Dabei müssen es laut Spinn-Expertin Katharina Stoll aber gar nicht zwingend streng riechende blökende Paarhufer sein. „Eigentlich kann man mit allem, was man verdrehen kann, spinnen. Hundehaare sind zum Beispiel in diesem Jahr ganz in. Und auch Katzenhaar eignet sich gut“, erzählt sie, während sie einem Ehepaar erklärt, wie man eine Handspindel verwendet.
Ursprünglich fand das Wollfestival im Deutschen Sport und Olympia Museum in Köln statt. Da die Veranstaltung aber immer erfolgreicher wurde, musste ein größerer Ort her. Den fand Johannsenova in den Rheinterrassen und ist glücklich mit der neuen Heimat der Veranstaltung. „Unsere Stammbesucher sind begeistert von der hellen Location. Ich finde, wir haben hier eine perfekte Symbiose aus Wollsüchtigen und Gastronomie, denn das Catering ist einfach toll. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin an diesem Ort bleiben können.“