Pilotprojekt Volle Museen in Düsseldorf am kostenlosen Sonntag

Düsseldorf · Das Pilot-Projekt ist bislang ein voller Erfolg. Die Zahl der Besucher in Düsseldorfer Museen hat sich im Schnitt mehr als verdoppelt. Ende des Jahres will die Politik prüfen, ob es bei der Regelung bleibt.

Blick ins Schifffahrtsmuseum (Archivbild).

Blick ins Schifffahrtsmuseum (Archivbild).

Foto: Andreas Endermann

Wer sonntags ins Schifffahrtsmuseum geht, braucht vor allem eins: Geduld. „Wir platzen aus allen Nähten, haben bereits entschieden, Kindergeburtstage nicht mehr am Sonntag anzubieten“, sagt Annette Fimpeler. Um den Überblick zu behalten, hat die Leiterin des Museums sogar das Personal aufgestockt. Kamen sonst an diesem Tag 300 bis 350 Besucher, um sich über Hochwasser und Eisgänge, den Rhein und das Rheinland zu informieren, sind es jetzt meist zwischen 600 bis 800, an einigen Sonntagen wurde sogar die 1000-er Marke geknackt. „Es kommen auch Menschen, die wir sonst hier nicht sehen. Das Ganze ist ein Erfolgsmodell“, sagt Fimpeler.

Das sieht Maria Krüll aus Neuss genauso. Gekommen ist sie mit Mann und Enkelkindern. „Schiffe sind cool, und der Seilzug hat auch Spaß gemacht“, sagt Til (7). Seine Augen glänzen, und die Oma sagt, sie seien hier, weil der Eintritt frei ist. Ein paar hundert Meter weiter schlendert Jürgen Henningfeld durch das Filmmuseum. Während Lia zur Kulisse von „Petterson und Findus“ möchte, freut sich Tahl über die Erklärung grüner Hintergründe „Der Greenscreen ist richtig cool“, sagt der Zehnjährige. Sein Vater lobt die Düsseldorfer Politiker: „Das ist hier wirklich familienfreundlich.“ Und auch im Stadtmuseum loben Marie Heczkova und Monika Schilling die Neuerung: „Eine gute Idee.“

Dass Eintrittsgelder wegfallen, findet Kulturdezernent Hans-Georg Lohe in einem bestimmten Umfang in Ordnung. „Deshalb können wir das beispielsweise im Aquazoo oder im Kunstpalast auch nicht machen, die Einnahmeverluste wären dort zu hoch“, sagt er. Tatsächlich ist das Pilotprojekt auf Film-, Goethe-, Hetjens-, Schifffahrts-, Stadt- und Theatermuseum sowie das Heinrich-Heine-Institut beschränkt. Die genauen Kosten will Lohe nach Ende des Probelaufs ermitteln. Vorab sei bereits der Sammeletat für besondere Projekte leicht eingekürzt. worden. „Es macht Sinn, mal auf eine zusätzliche Wechselausstellung zu verzichten, wenn dadurch unsere Museen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden.“ Die Ausmaße des Zustroms am Sonntag haben aber auch ihn überrascht. Für unsere Redaktion hat er die Zahlen in vier der sieben Einrichtungen noch einmal aktualisiert. So kamen 2019 an den Sonntagen des zu Ende gehenden ersten Quartals 7312 (gleicher Zeitraum des Vorjahres: 2680) Besucher ins Schifffahrtsmuseum, 4095 (1216) ins Filmmuseum, 3274 (879) ins Hetjens-Museum und 2569 (981) ins Stadtmuseum. An allen sieben Standorten waren es zwischen Januar und März 19.250 (Vorjahr: 7800) Kulturinteressierte.

 Marie Heczkova und Monika Schilling kommen gerne am Sonntag ins Stadtmuseum.

Marie Heczkova und Monika Schilling kommen gerne am Sonntag ins Stadtmuseum.

Foto: Anne Orthen (ort)

Stadtmuseumschefin Susanne Anna fühlt sich durch die Zahlen in der Auffassung bestärkt, zumindest in ihrem Museum ganz auf Eintritt zu verzichten. „Es wird überwiegend aus Steuergeld finanziert, es dient der Bildung und sollte deshalb ein Bürgermuseum sein, das jedem zu jeder Zeit ohne Kosten offensteht.“ Dass selbst Schüler, die unter der Woche mit ihrer Klasse kommen, einen Euro berappen müssen, widerstrebt auch Eberhard Kranz vom Freundeskreis des Museums. „Das passt nicht zu einem Mitmach-Museum“, sagt er. Damit trifft er den Nerv von Ulrike Schneider. Die Vize-Vorsitzende des Seniorenrats würde eine solche Entscheidung begrüßen. „Wir sind froh, dass wir die Sonntage anstelle des zunächst für unsere Altersgruppe angedachten Werktage durchsetzen konnten, aber eigentlich ist es nur ein Anfang.“

Jürgen Henning mit seinen Kindern Lia (7) (li.) und Tahl (10) zu Besuch im Film- Museum.

Jürgen Henning mit seinen Kindern Lia (7) (li.) und Tahl (10) zu Besuch im Film- Museum.

Foto: Anne Orthen (ort)
Jürgen Henningfeld mit seinen Kindern Lia (7, l.) und Tahl (10) im Filmmuseum.

Jürgen Henningfeld mit seinen Kindern Lia (7, l.) und Tahl (10) im Filmmuseum.

Foto: Anne Orthen (ort)

Dass aus diesem Wunsch im kommenden Jahr Wirklichkeit wird, ist eher unwahrscheinlich. „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen“, meint Lohe. Schon jetzt gebe es freien Eintritt und Ermäßigungen für Kinder, Jugendliche und Düsselpass-Inhaber sowie die „happy hour“, also den freien Eintritt in der letzten Stunde vor Schließung. Und Manfred Neuenhaus (FDP), Vize-Vorsitzender im Kulturausschuss, ergänzt: „Der Erfolg spricht für sich, aber wir sollten das Projekt sorgfältig auswerten, bevor wir es weiterentwickeln.“

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