Karneval 2018 in Düsseldorf Freie Sicht aufs jecke Treiben für Menschen mit Handicap

Düsseldorf · Beim Düsseldorfer Rosenmontagszug gibt es seit fünf Jahren eine Besonderheit: Am Graf-Adolf-Platz können Menschen mit Rollstuhl auf einer besonderen Tribüne zuschauen. Und auch für Sehbehinderte ist gesorgt.

 "Klasse ist das hier", sagt Lucia Wirtz. Mit Tochter Sigi Wagner (54, links) schaute sie auf der barrierefreien Tribüne am Graf-Adolf-Platz dem Zoch zu.

"Klasse ist das hier", sagt Lucia Wirtz. Mit Tochter Sigi Wagner (54, links) schaute sie auf der barrierefreien Tribüne am Graf-Adolf-Platz dem Zoch zu.

Foto: hpaw

20 Jahre war Lucia Wirtz (83) nicht mehr beim Straßenkarneval. Mal hatte sie keine Lust, mal war sie zum Höhepunkt der Karnevalsession im Urlaub, sagt die alte Dame, die nicht mehr so gut laufen kann. Aber es wäre ihr auch zu mühsam gewesen, mit ihrem Rollator in die Innenstadt zu fahren - nur um dann, auf dem Gefährt sitzend, auf die Hinterseiten ihrer Vordermänner zu schauen, während der Rosenmontagszug vorbeifährt.

Doch dann las ihre Tochter Sigi Wagner in der RP vom Angebot von AOK und Assistenzdienst Deutschland: Am Graf-Adolf-Platz gab es in dieser Session bereits zum fünften Mal eine barrierefreie Tribüne. Mit einer breiten Rampe und behindertengerechten WCs für Rollstuhlfahrer - und einem Blinden-Reporter, der Menschen mit Sehbehinderung über Funk eine Beschreibung des Zochs ins Ohr schickt.

Ein Angebot, das beispielsweise Josefin Böckamp (35) großartig findet. Die sehbehinderte Erkratherin ist mit Mann Sven und ihren Kindern auf der Tribüne - zum ersten Mal beim Karneval. Die Kopfhörer auf den Ohren, wird sie das erste Mal Zeugin eines Zochs. Und sie ist begeistert: "Der Reporter erzählt mit solcher Leidenschaft!" Kein Wunder, Frank Breuer macht den gleichen Job sonst bei Fortuna-Spielen.

Jahr für Jahr ist die Warteliste für die Tribüne lang. Bis zur nächsten Session hoffen die Organisatoren auf einen weiteren Sponsor - dann könnte angebaut werden.

(hpaw)
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