Schwimmkurs für Muslima Frauen allein im Bad

Düsseldorf · Muslimische Frauen und Mädchen lernen erstmals in ihrem Leben Schwimmen. Die Düsseldorfer Bädergesellschaft hat für sie extra einen Schwimmkursus ins Leben gerufen.

 Die Bädergesellschaft hat für Muslima extra einen Schwimmkursus ins Leben gerufen.

Die Bädergesellschaft hat für Muslima extra einen Schwimmkursus ins Leben gerufen.

Foto: AP, AP

Sieben Frauen in Badeanzügen tummeln sich im Lehrschwimmbecken der Gemeinschaftsgrundschule an der Sonnenstraße. Am Beckenrand steht Sonja Kindler im sportlich-dunkelblauen Bade-Einteiler. "Gleichmäßig hoch und runter", fordert die 34-jährige Diplom-Sportlehrerin ihre Schützlinge auf. Über Wasser sollen sie einatmen, unter Wasser ausatmen. "Und das 20mal hintereinander."

Die Schwimmerinnen in spe halten sich am Beckenrand fest und tauchen immer wieder unter. "Wie soll man denn da zählen?", fragt eine keck, als sie mit nassen Haaren auftaucht. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches beim Schwimmkursus für Frauen. Wenn die Teilnehmerinnen nicht ausschließlich Muslima wären. Männer haben keinen Zugang.

Die Kleiderordnung dagegen ist locker. Alle Frauen tragen Badeanzug. "Manche erscheinen in Radlerhosen und T-Shirt statt Badeanzug. Eine Frau ist mal mit einer Schlafanzughose erschienen", erzählt Sonja Kindler. "Aber das sind eher Ausnahmen." Allen Frauen gemeinsam: Sie konnten bisher nicht schwimmen. "In der Türkei lernt man das nicht in der Schule", erzählt die 34-jährige Çabuk. Nach wenigen Kursstunden sagt die zweifache Mutter stolz: "Ich kann jetzt schwimmen." Und dabei blitzen ihre Augen vor Genugtuung.

Die gleichaltrige Ucaner kichert, wenn sie an ihre Tauchversuche denkt. "Das ist ganz schön schwer, mit den Händen den Boden zu berühren. Aber es macht viel Spaß." Schüchtern nickt die 30-jährige Kocyigit bei den Worten ihrer türkischen Schwimmpartnerin. Das Trio freut sich, die Angst verloren zu haben. Und Çabuk hat noch ein Ziel vor Augen. "Vielleicht traue ich mich auch mal, ohne festen Boden unter den Füßen zu schwimmen."

Schwimmlehrerin Sonja Kindler freut sich über die enthusiastischen Aussagen ihrer Schützlinge. Wobei sie einschränkt: "Türkische Frauen sind oft moderner, Frauen aus Afghanistan oder dem Iran zurückhaltender." Die nächste Schwimmgruppe bestätigt ihre Erfahrungen.

Obwohl westlich gekleidet, lassen sich die fünf Frauen nur ungern ablichten. Die neunjährige Sohal ist nicht so scheu. Sie hat bereits in der Schule Schwimmen gelernt. "Ich kann mit offenen Augen tauchen." Sohal ist mit ihrer älteren Schwester Mina dabei, die seit einem Jahr Schwimmen kann. Beide sind ehrgeizig, sie tauchen nach Plastikringen, während ihre dicken schwarzen Haarzöpfe wie bei Wassernixen ebenfalls unter Wasser gleiten.

Die Schwimmerinnen tragen übrigens keine Kopftücher.Männer haben schließlich keinen Zugang.

(RP)
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