Besuch im Altenzentrum in Düsseldorf Frau Schneider geht es gut

Düsseldorf · Rentnerin Monika Schneider lebt in einem Altenzentrum der Caritas. Sie gehört zu den bedürftigen Menschen, die von der Bürgerstiftung vor Weihnachten einen Einkaufsgutschein erhalten. Ein Besuch.

 Monika Schneider lebt im St. Josefshaus in Oberbilk. Früher arbeitete sie als Arzthelferin.

Monika Schneider lebt im St. Josefshaus in Oberbilk. Früher arbeitete sie als Arzthelferin.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Sie fährt im Rollstuhl durch die Gänge, was aus medizinischer Sicht nicht unbedingt notwendig ist. Der Arzt hat letztlich noch einmal mit Monika Schneider darüber gesprochen und ja, nun sei sie ja auch motiviert, wieder aufzustehen, sagt sie, den Rollstuhl zu verlassen. Doch natürlich ist das mühsam, sie hat Schmerzen und außerdem: Man kann ja an dem einen Tag motiviert sein, doch dann ist man es an dem anderen Tag wieder nicht. Das Leben ist eben schwierig, es ist ein ständiges Auf und Ab, ein Kampf auch, selbst hier im Oberbilker St. Josefshaus, Altenzentrum der Caritas.

Monika Schneider ist froh, dass es ihr im Moment so gut geht, sie ist freundlich, ausgeglichen, sie lacht viel. Ihr genaues Alter möchte sie nicht in der Zeitung lesen, aber so viel kann man sagen. Sie ist Rentnerin, lange schon. Früher hat sie als Arzthelferin gearbeitet, sie hat sogar gelernt, wie man Spritzen setzt, weiß Röntgenbilder zu lesen. Sie hatte ein schönes Leben, sagt sie, hat es noch. Auch wenn sie als bedürftig gilt: Sie gehört zu den Düsseldorfern, die die Bürgerstiftung zu Weihnachten mit einem Einkaufsgutschein über 20 Euro unterstützt.

Sie wohnt in einem Zimmer in der dritten Etage mit Ölbildern an den Wänden, und mit einem Fernseher. Es ist ein bisschen zu kalt in dem Zimmer, weil Frau Schneider hier nicht heizt: Ihre Pflanzen, die auf der Heizung stehen, würden die Hitze nicht vertragen, und sie hat ja dieses wunderbar warme Federbett ihrer Mutter. Vom Bett aus schaut sie auf ihr Nachschränkchen, wo eine ganze Batterie von Parfüm-Flakons aufgereiht ist. "Ich liebe Parfüm", sagt Frau Schneider.

Mit dem ersten Mann, einem Architekten, den sie mit 19 Jahren heiratete, das ging nicht lange. Damals hatte sie Düsseldorf verlassen, lebte in Trier, doch sie kam zurück, weil sie ihn einfach nicht mehr geliebt hat. "Und man kann ja nicht mit jemandem zusammenbleiben, wenn da nichts mehr ist", sagt sie. "Also ich kann das nicht." Danach lernte sie einen neuen Mann kennen, bekam Kinder, heiratete ihn. Und dann war da die Episode mit ihrem Sohn. Als der Junge drei Monate alt war, stellten die Ärzte ein Lungenproblem fest. Das Kind musste operiert werden, und lange Zeit war nicht klar, ob er es schaffen würde, doch er schaffte es dann doch. Und dann, mit 21 Jahren starb er doch noch an den Folgen der Krankheit, ganz plötzlich. Das war Mitte der 90er Jahre. Und es warf Monika Schneider aus der Bahn.

Damals begann das Trinken. Sie ist nie wirklich abgestürzt, sagt sie, aber seitdem ist sie eben alkoholabhängig. Sie bekommt auch jetzt, im Josefshaus, regelmäßig Sekt. Sie ist nie betrunken, aber sie kann eben auch nicht mehr ganz ohne. Nach dem Tod ihres Sohnes trennte sie sich auch von ihrem zweiten Mann, "weil da nichts mehr war". Ihre dritte Beziehung dauerte dann 18 Jahre. 2009 konnte sie nicht mehr alleine leben. Nach diversen Klinikaufenthalten kam Monika Schneider schließlich nach Oberbilk ins Altenzentrum. Sie möchte nicht mehr weg, auch wenn der Aufenthalt hier mehr als ihre magere Rente verschlingt.

Frau Schneider bekommt 100 Euro Taschengeld im Monat. Davon muss sie den Frisör bezahlen, Kosmetika und Kleidung. Etwa einmal in der Woche besucht sie ihre Mutter, die ebenfalls noch in einem Altenheim der Caritas lebt. Sie bringt dann immer Lebensmittel mit, die die Mutter gerne isst, Lachs zum Beispiel, die Mutter ist dünn geworden, sagt sie, Lachs ist teuer.

Frau Schneider wünscht sich Gesundheit für ihre Mutter, dass sie noch lange lebt. Und sie wünscht sich, dass sie ihre Enkelkinder mal wiedersieht. Früher war ihr zweiter Mann oft zu Besuch. Doch als er einmal bemerkte, dass sie etwas getrunken hatte, kam er nicht mehr. Das ist nun schon Monate her. Es ist schwierig, sagt Frau Schneider.

(RP)
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