Bilder des Düsseldorfer Malers Franz Monjau Ein Platz im Museum gesucht

Düsseldorf · Viel ist nicht übriggeblieben vom Schaffen Franz Monjaus, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte und im KZ Buchenwald starb. Für zwei Bilder wird nun ein Platz im Museum gesucht.

 „Weite Landschaft“ heißt das Werk von Franz Monjau. Seine Witwe schenkte die Werke einer Düsseldorferin. Ihr Wunsch: Die Bilder sollen in einem Museum hängen.

„Weite Landschaft“ heißt das Werk von Franz Monjau. Seine Witwe schenkte die Werke einer Düsseldorferin. Ihr Wunsch: Die Bilder sollen in einem Museum hängen.

Foto: KUNST- UND AUKTIONSHAUS PETER KARBSTEIN

Eine Wohnung kann viel über das Leben eines Menschen verraten. Besonders dann, wenn die Bewohnerin – wie im Fall von Helene B. – schon über 50 Jahre dort beheimatet ist. Ihre Möbel sind Zeitzeugen. Zwar stumme Zeugen. Doch werden die vergangenen Jahrzehnte an ihnen genauso lebendig wie in den Erzählungen der Hausherrin.

Sie erzählen von einer Zeit, als zum Waffelbacken der Herd noch mit Kohle befeuert werden musste. Als Betten aus Massivholz geschreinert wurden. Und als technische Geräte noch mit Fokus auf Langlebigkeit gebaut wurden. Der Bauknecht-Kühlschrank von 1965 erfüllt noch immer tadellos seinen Dienst in B.s Küche.

Zwei Exponate in diesem Kleinstmuseum der Nachkriegszeit, die eine noch viel längere, aber auch traurigere Geschichte erzählen, fehlten in den letzten Wochen. Dort, wo sie jahrzehntelang im Wohnzimmer hingen, zeigten sich dunkle Umrisse an der Wand. Es sind zwei Aquarelle, die sich zwischenzeitlich in den Lagerräumen des Auktionshaus Karbstein befanden – geht es jedoch nach dem Wunsch der Besitzerin, hängen sie möglichst bald in einem richtigen Museum.

Helene B., die ihren vollen Namen aus persönlichen Gründen lieber nicht öffentlich nennen möchte, ist im Besitz zweier Bilder des Düsseldorfer Malers Franz Monjau, die bisher niemals in einem Museum hingen. Viel ist nicht übriggeblieben vom Schaffen Monjaus, eines ehemaligen Meisterschülers Henry Nauens. Was die Nazis nicht direkt vernichteten, fiel nach einem alliierten Luftangriff einem Brand in seinem Atelier zum Opfer. Lediglich einige wenige Werke und das Wandfries im Rheingoldsaal der Rheinterrassen zeugen heute noch von seiner künstlerischen Tätigkeit. Lange währte sie nicht, denn Monjau war Mitglied der Künstlervereinigung „Rheinische Sezession“. Seine Bilder entsprachen nicht den Vorstellungen der Nationalsozialisten von „völkischer Kunst“. Sein Ausschluss aus der „Reichskammer der bildenden Künste“ 1933 war effektiv ein Berufsverbot. Untertauchen musste er ab 1940 jedoch wegen seiner jüdischen Wurzeln mütterlicherseits. Noch heute erinnert ein Stolperstein in der Leopoldstraße 22 an seinen letzten Zufluchtsort, bevor er ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde, wo er zwei Monate vor Kriegsende starb.

Auch B. hat eine tiefere Beziehung zum Judentum. Ihr Vater, ein Gegner der Nazis, versteckte während des Krieges eine jüdische Familie in seinem Keller. „So etwas prägt einen bis heute“, sagt die 87-Jährige. Per Zufall lernte sie während ihrer Ausbildung zur Gymnastiklehrerin Monjaus Ehefrau Mieke kennen. Die beiden freundeten sich an. Von Mieke erhielt B. zur Geburt ihrer Kinder auch die besagten Aquarelle mit den Titeln „Hafen“ und „Land“. „Sie nahm mir jedoch das Versprechen ab, dass ich sie nur an ein Museum abgeben darf, sollte ich sie einmal verkaufen wollen“, erzählt B. „Um das Gedenken an ihren Ehemann aufrecht zu erhalten.“ Ein Versprechen, das sie lange belastete und das Helene B. jetzt im hohen Alter gerne einlösen würde. Doch bisher stieß sie nur auf Ablehnung.

 „Mit sieben Papierarbeiten und einem Gemälde sind wir bei dem Künstler schon gut aufgestellt. Selbst geschenkt könnten wir es kaum annehmen, da schlicht der Platz zum Lagern fehlt“, erklärt Barbara Till, stellvertretende Sammlungsleiterin des Kunstpalasts. Auch das Stadtmuseum, immerhin Nachlassverwalter der Monjau-Levin-Stiftung, besitzt einige der seltenen Werke. Für einen weiteren Kauf der auf 700 und 800 Euro geschätzten Bilder fehle es jedoch an Etat, teilte das Museum mit.

Über das Auktionshaus hofft B. nun, dass vielleicht noch andere Kunsthäuser  auf die Bilder von Franz Monjau aufmerksam werden könnten. Auch internationale Museen wie das United States Holocaust Memorial Museum in Washington möchte sie nun kontaktieren. Nur an einen Privatmann abgeben will sie die Bilder auf keinen Fall. Denn ihr liegt nicht nur das künstlerische Andenken an Monjau am Herzen.

 Bei einem Bombenangriff im Juli 1943 wurden große Teile seines Werks zerstört. Das Bild „An der Nordsee“ ist eines der wenigen erhaltenen.

Bei einem Bombenangriff im Juli 1943 wurden große Teile seines Werks zerstört. Das Bild „An der Nordsee“ ist eines der wenigen erhaltenen.

Foto: KUNST- UND AUKTIONSHAUS PETER KARBSTEIN

Die Bilder sind für sie auch Zeichen, die sie gegen den wieder steigenden Antisemitismus in Deutschland setzen möchte. Für ihre Sympathiebekundungen musste sie sogar selbst schon Anfeindungen über sich ergehen lassen. „Umso mehr ist mir ein Anliegen, dass die Bilder keine Dekorationsstücke bleiben. Sondern dass sie stattdessen die Erinnerung an Monjau und den Holocaust in Deutschland aufrecht erhalten.“

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