Düsseldorf Fotoschätze aus Flingern gesucht

Düsseldorf · Thomas Bernhardt, Gründer der Geschichtswerkstatt Düsseldorf, sammelt für sein neues Buchprojekt Bilder aus alten Zeiten in Flingern, die Geschichten erzählen. Eigene Fotos aus seiner Kindheit im Stadtteil hat er schon ausgewählt.

 Das Bild zeigt einen Ausflug von Thomas Bernhardt (r.) und seiner Familie ins Freibad Flingern.

Das Bild zeigt einen Ausflug von Thomas Bernhardt (r.) und seiner Familie ins Freibad Flingern.

Foto: Bernhardt

Ein Blick in alte Familienalben und die Erinnerungen sind wieder da - vielleicht etwas verklärt, aber so lebendig, dass man sich plötzlich wieder an Details erinnert, von denen man gar nicht mehr wusste, dass sie die ganze Zeit da waren. Im Rückblick werden aber auch Entwicklungen und Zusammenhänge sichtbar. So geben die alten Schwarz-Weiß-Fotos von Thomas Bernhardt, Gründer der Geschichtswerkstatt, Einblicke in die Kindheit und Jugend, als man sich in Freibädern mit Ballspielen die Zeit vertrieb und nicht mit elektronischem Klimbim.

 Erinnerungen an 1988, als die Polizei zwei Wohnungen in den besetzten Häusern an der Kiefernstraße räumte.

Erinnerungen an 1988, als die Polizei zwei Wohnungen in den besetzten Häusern an der Kiefernstraße räumte.

Foto: Werner Gabriel

Geschichten aus dem Alltag aus Flingern - die will Stadthistoriker Bernhardt mit vielen Fotos und Texten in einem neuen Buch erzählen, das bereits im kommenden Jahr erscheinen soll. Dafür sucht er alte Postkarten, Fotos, Anekdoten und Geschichten, um die Entwicklung des Stadtteils ab 1900 lebendig zu machen - vom alten Arbeiterviertel bis zum hippen Stadtteil.

Bei Flingern denkt man an große Namen und Ereignisse wie Fortuna Düsseldorf, die viele Jahre im Paul-Janes-Stadion am Flinger-Broich spielten, an die Hausbesetzungen und -räumungen 1988, an Serienmörder Peter Kürten, der dort lebte, bis er 1930 festgenommen wurde, oder auch daran, dass die Toten Hosen einst ihren ersten Proberaum in Flingern hatten.

Doch Bernhardt sucht nicht nur die Bilder und Geschichten, die man schon kennt. Er will gerne das ganz normale Leben in dem Stadtteil im Wandel der Zeit rekonstruieren und sucht deswegen Fotos, die nicht nur private Momentaufnahmen sind, sondern auch Hintergründe aufzeigen, etwas über die Zeit erzählen, in der sie entstanden. Zum Beispiel über das Freizeitverhalten, über Sitten und Gebräuche oder auch über die Entwicklung vom armen Arbeiterviertel zum beliebten Ausgehviertel. Auf einem Bild sieht man Fußballheld Toni Turek zum Beispiel dabei, wie er eine Wirtin knutscht. "Das Foto zeigt ihn als Menschen", sagt Thomas Bernhardt.

Bis Weihnachten kann man dem Chronisten der Stadt seine Fotos und Karten mit ein paar Zeilen Text zuschicken - am besten per Mail. Bernhardt, der viele Jahre in Flingern lebte, hofft auf viele Einsendungen. Bei seinen vorangegangenen Projekten war die Resonanz oft gut - so gab es für "Fotoschätze" rund 1500 Einsendungen. Einige Düsseldorfer brachten ihre Erinnerungen sogar kistenweise bei ihm vorbei.

"Viele Menschen wollen gerne Geschichten erzählen, alte, aber auch junge Menschen", sagt Stadthistoriker Bernhardt. Spuren zu hinterlassen: Das war den Menschen schon immer wichtig.

(RP)
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