„Portrait“ Fotomagazin für Porträts

Warum ein Ehepaar mit einem eigenen Kunst-Magazin erfolgreich ist.

 Ein Porträt, das an Malerei erinnert.

Ein Porträt, das an Malerei erinnert.

Foto: Gemmy_Woud-Binnendijk

Fotomagazine gibt es in Bahnhofsbuchhandlungen trotz stark sinkender Absatzzahlen noch zahlreich. Dabei sind sie vor allem eines: Ratgeber für Interessierte und Werbefläche für neue Produkte. So preisen sie technische Neuheiten an, geben Hilfestellungen bei der Bildbearbeitung oder zeigen Tricks. Also alles sehr angewandt und verbraucherfreundlich. Dass dabei jedoch der künstlerische Wert der Fotografie in Vergessenheit gerät, ärgerte Eib und Nina Eibelshäuser. „Wir haben lange darüber nachgedacht, ein neues Fotomagazin nach unseren Vorstellungen auf den Markt zu bringen“, sagt Nina Eibelshäuser.

Sie selbst hatte jahrelang Fotomagazine gestaltet, ihr Mann Eib ist gefragter Fotograf und Dozent für fotografische Lichtgestaltung an der Hochschule Düsseldorf. „Wir wussten also aus Berufserfahrung, was wir wollten, und wo die Nische für unser Magazin sein soll“, sagt Eibelshäuser. Herausgekommen ist das Magazin „Portrait“ – eine Herzensangelegenheit des Ehepaares.

Und beim Durchblättern merkt der Leser sofort, dass hier zwei Foto- und vor allem Portraitbegeisterte am Werk sind. Die Fotos sind ausgesucht, abseits des fotografischen Mainstreams, die Druckqualität ist sehr gut, und die Texte mit Liebe geschrieben.

Das Layout von Nina Eibelshäuser setzt sich dabei durch seine Unaufgeregtheit und Klarheit angenehm vom überbordenden Einerlei anderer Fotomagazine ab. Die Titelseite kommt schlicht und ohne Text daher. „Potrait ist ein Gemeinschaftswerk von meinem Mann und mir, wir ergänzen uns sehr gut“, sagt die Willicherin.

Die erste Ausgabe, die dieses Jahr im April auf den Markt kam, wurde noch durch eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt. 3000 Euro kamen durch Spender zusammen, um den kostspieligen Druck zu finanzieren. Als Gegenleistung erhielten die Spender die signierte Erstausgabe des Magazins, ein Fotoshooting mit Eib Eibelshäuser oder eine Postkartenreihe.

„Wir waren so erfolgreich, dass wir jetzt auch ohne weitere Unterstützung weitermachen können“, sagt Eibelshäuser. Bei einer Auflage von 3000 Stück pro Ausgabe und dem Vertrieb alleinig über die eigene Webseite bleibe „Potrait“ aber natürlich weiterhin ein Non-Profit-Projekt. Die dritte Ausgabe soll im Mai erscheinen.

Daneben gibt es in dem Magazin, das einem Konzept nach festgelegten Rubriken folgt, aber auch Interviews, fotografische Didaktik oder die Vorstellung von jungen Talenten. Das aktuellen Heft macht mit Tomaso Baldessarini und seiner intimen Fotoreihe von Transvestiten auf. Starke Persönlichkeiten blicken einen da an, immer als Mann zu erkennen, aber trotzdem voller Weiblichkeit. Hinter dem so italienisch klingenden Künstlernamen versteckt sich ein junger deutscher Fotograf.

Mit Andreas Bretz bekommt auch der Fotoredakteur der Rheinischen Post einen wohlverdienten Auftritt in „Portrait“. Angefangen hat seine Karriere bei der RP vor mehr als 20 Jahren als Sportfotograf in den unteren Fussballligen des Ruhrgebietes. Über die Arbeit als Fotoreporter ist er immer wieder auch mit Prominenten in Kontakt gekommen und lichtete sie ab. Davon zeugt ein lässig auf der Sofalehne liegender Udo Lindenberg, die Zigarre im Mund, in einer Hotelsuite. Doch auch bodenständig kann Bretz: Das beweist sein wunderbar einfühlsames, doppelseitig abgedrucktes Bild einer alten Frau in ihrer altmodisch eingerichteten Küche. Im Hintergrund hängt ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift „Oma ist klasse“. Dabei schaut die Frau zufrieden in die Kamera, ihr faltiges Gesicht zeugt von einem bewegten Leben.

Eine ganz andere, aber nicht minder interessante Herangehensweise an die Porträtfotografie hat die Niederländerin Gemmy Boud-Binnendijk. Ihre Bilder erinnern unweigerlich an die flämische Porträtmalerei des 17. Jahrhunderts. Vor dunklem Hintergrund stehen Kinder, angezogen in altertümlichen Kleidern, und schauen teilnahmslos in die Kamera.

Durch Ausleuchtung und sicherlich auch einiger Bearbeitung am Computer erhalten die Kindergesichter einen seltsamen, wie gemalt wirkenden Teint. Dabei erinnern die Bilder im Stil vor allem an Anthonis van Dycks (1599 bis 1641) Portraits von Jugendlichen.

Zum Abschluss bekommen auch noch die Spender der Crowdfunding-Kampagne eine Ehrenseite im Magazin. Namentlich danken die beiden Macher, Eib und Nina Eibelshäuser, den Förderern für ihre Unterstützung. „Dank ihrer Hilfe geht es mit unserem Magazin weiter“, freut sich Eibelshäuser. Denn gegen den Trend des Print-Martkes hat das Ehepaar ein wunderbares Nischenprodukt auf den Markt gebracht, für fotografiebegeisterte Amateure und Profis, aber eben nicht nur.

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