Düsseldorf Forensiker beweisen auf der Bühne Fingerspitzengefühl

Düsseldorf · Vergewaltigung als Thema einer Show? Geht. Wenn es sich um eine "Wissenschaftsshow" handelt, wie sie die Rechtsmediziner der Uni am Wochenende auf die Beine gestellt haben.

Und wenn die Akteure dabei mit so viel Fingerspitzengefühl vorgehen, wie es die Ermittler für5 ihre Arbeit brauchen - und wie es bei der "Forensischen Nacht" selbstverständlich ist. Und sowieso, wenn die Show das Krisentelefon der Frauenberatungsstelle finanziert wird, deren Anliegen auch ist: "Das Thema Vergewaltigung muss raus aus der Tabuzone".

Dass es schwere Kost erwartet, war dem Publikum spätestens nach den Ausschnitten aus einem Grimme-Preis-gekrönten Fernsehfilm klar. Wo aber die Zuschauer mit dem eindringlich gespielten Opfer litten, war für die Experten auch die Darstellung der Ermittlungen schmerzhaft. Da schlendert die Kommissarin auf dem Weg zum Tatort an einer Blutspur entlang ("Kuck mal, da ist Blut"), befragt ihr Kollege die verletzte Frau, die mitten am Tatort ihre Katze füttert.

Wie es richtig geht, zeigten echte Tatortspezialisten: Udo Moll und Andreas Fritsch von der Düsseldorfer Kripo und der belgische Schäferhund Falk. Während Fritsch als Spurensicherer am abgesperrten Tatort am besten allein arbeitet, befragt Moll Opfer und Zeugen möglichst weit weg. Und hätte im Film-Fall natürlich Diensthund Falk auf die Blutspur angesetzt.

Nicht nur im Fernsehen passieren bisweilen gravierende Fehler. Auch Ärzte ruinieren nicht selten wertvolle Beweise, wenn sie ein schwer verletztes Vergewaltigungsopfer retten. Das eine schließe das andere aber nicht aus, betonte die Chefin des rechtsmedizinischen Instituts, Stefanie Ritz-Timme. Deshalb versuchen die Forensiker, möglichst viele Ärzte im Land in Sachen Spurensicherung zu schulen, die in NRW auch möglich ist, ohne dass ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Das soll Opfern ermöglichen, die Entscheidung über eine Strafanzeige in Ruhe und selbst zu treffen.

(RP)
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