Derendorfer Jonges Förderverein will Friedhof retten

Düsseldorf · Der Protest gegen den geplanten Neubau der Victoria-Versicherung an der Fischerstraße lässt die Derendorfer Jonges und deren "Förderverein zur Erhaltung des alten Friedhofs Golzheim" kalt. Im Gegenteil: Der Verein freut sich, dass der Konzern sich für das historische Grabfeld stark machen will.

Derendorfer Jonges: Förderverein will Friedhof retten
Foto: RP/Thomas Busskamp

Viele Jahre ruhte der Golzheimer Friedhof vor sich hin. Zwischen den Gräbern von Immermann, Schadow, Rethel und Weyhe verirrten sich hin und wieder ein paar Spaziergänger, ab und zu mähten Mitarbeiter des Gartenamts das Gras oder beschnitten die Bäume. Doch seit bekannt wurde, dass die benachbarte Victoria-Versicherung eine derzeit als Parkplatz genutzte, knapp 10000 Quadratmeter große asphaltierte Fläche zwischen Friedhof und Fischerstraße bebauen möchte, ist das historische Gräberfeld zum Top-Thema geworden.

Der Protest gegen den Neubau formiert sich in der Bürgerinitiative "Rettet den Golzheimer Friedhof", die fürchtet, dass die Gräber durch den Neubau verschatten könnten, dass ein Frischluftkanal zugebaut wird - und vor allem, dass die rund 200 kostenlosen Parkplätze verloren gehen. Mehr als 14000 Unterschriften wurden zur Einleitung eines Bürgerbegehrens eingereicht, das der Rat jedoch für unzulässig erklärte. OB Erwin schaffte mit FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann Fakten, indem sie per Dringlichkeitsbeschluss den Verkauf an Victoria ermöglichten.

Dann gibt es aber auch noch den "Förderverein zur Erhaltung des alten Friedhofs Golzheims", eine Untergruppe des Heimatvereins Derendorfer Jonges, die sich seit 1989 dem Erhalt der teils stark verfallenen Gräber verschrieben hat. Schlaflose Nächte bereitet ihnen der Neubau jedenfalls nicht. "Eigentlich ist der Friedhof jetzt ein Hinterhof", so Karl-Heinz Meyer, Vorsitzender der Jonges und des Fördervereins. "Ich denke sogar, dass er nach der Bebauung aufgewertet wird - trotz des Gebäuderiegels." Anfangs habe der Förderverein auch Bedenken gehabt, doch die habe Victoria durch Nachbesserungen zerstreuen können; etwa durch die Aufwertung des Eingangsbereichs zum Friedhof und durch die Reduzierung des Baukörpers. "Damit können wir leben."

Überzeugt hat die Jonges und die 35 Mitglieder des Fördervereins vor allem das angekündigte Engagement des Versicherungsunternehmens für den historischen Friedhof: Der Konzern wird eine sechsstellige Summe, möglicherweise in Form einer Stiftung, für den Erhalt der zum Teil erheblich sanierungsbedürftigen Gräber zur Verfügung stellen. 20000 Euro schießt die Victoria sofort zu, damit aktuell das Grab der Familie Simon Hohmann konserviert werden kann: Die Inschrift soll wieder sichtbar gemacht, der Zaun repariert und ein Baumstumpf entfernt werden.

"Wir haben uns bewusst für ein ,normales' und nicht für ein Ehrengrab entschieden", sagt Meyer. Denn bei den Gräbern ehrenhafter Persönlichkeiten soll die Stadt nicht aus der Pflicht entlassen werden. Ebenso bei der Friedhofspflege: Das Gartenamt habe jetzt einen Pflegeplan aufgestellt, wann und wie oft es im Einsatz sein wird. Auch für die Bürgerinitiative, unter deren Unterstützern sich auch Mitglieder des Fördervereins finden, rät Meyer: "Wenn es 14000 Bürger gibt, die per Unterschrift bekundet haben, den Golzheimer Friedhof retten zu wollen, können sie das gerne tun und bei uns Mitglied werden."

(RP)
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