Flugbetrieb am Morgen gestört Mitglieder der Letzten Generation blockieren Düsseldorfer Flughafen

Düsseldorf · Eine Aktion von Klimaaktivisten hat am Donnerstagmorgen den Betrieb am Flughafen Düsseldorf gestört. Sieben Menschen hatten sich auf Landebahnen festgeklebt. Inzwischen sind die Bahnen wieder frei, es gibt aber weiter Verzögerungen.

Flughafen Düsseldorf und Hamburg: Letzte Generation klebt sich fest - Störung
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Festgeklebt — Aktivisten blockieren Airport Düsseldorf

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Foto: dpa/David Young

Die Aktivisten der Letzten Generation haben am Flughafen Düsseldorf Landebahnen blockiert. Gegen sechs Uhr klebten sich am Donnerstag sieben Menschen auf dem Vorfeld des Flughafens fest, wie ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei sagte. Der Flugbetrieb war teils komplett eingestellt, teils eingeschränkt.

Drei der festgeklebten Aktivisten waren schnell zu lösen gewesen, bei den anderen vier dauerte es deutlich länger. Inzwischen sind die Flugbahnen wieder frei. Dennoch müssten Passagiere auch in den nächsten Stunden noch mit Verzögerungen rechnen, sagte eine Flughafen-Sprecherin. Auch am Hamburger Flughafen hatte es zeitgleich Aktionen der Letzten Generation gegeben.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte kein Verständnis: „Diese Klimachaoten sind keine Aktivisten, sondern Kriminelle. Das zeigen die konzertieren Aktionen heute auf den Flughäfen in Düsseldorf und Hamburg deutlich.“ Flugzeuge, die die Landung abbrechen müssen, Familien, denen man den Start in den Urlaub verderben will – das habe rein gar nichts mit legitimem Protest zu tun. „Wer da mitmacht, muss wissen: Gefährlicher Eingriff in den Luftverkehr und Nötigung sind Straftaten“, sagte Reul unserer Redaktion.

Flughafen Düsseldorf: Klimaaktivisten blockieren Airport - Passagier genervt​
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Klimaaktivisten blockieren Flughafen - Passagiere genervt

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Foto: Anne Orthen (orth)

Die Aktivisten veröffentlichten auf Twitter ein Video, das sie bei der Aktion in Düsseldorf zeigt: „Ich bin Regi, ich bin 21, und wir blockieren hier heute den Flughafen in Düsseldorf“, sagt die Aktivistin. „Wir können nicht länger zusehen, wie unsere Erde brennt und die Bundesregierung jeden Tag mit ihrem fossilen Wahnsinn weiter Öl ins Feuer gießt. Deshalb blockieren wir heute hier den Flughafen Düsseldorf“, heißt es weiter in dem Video. In einer Mitteilung heißt es, die Bewegung protestiere damit „gegen die Planlosigkeit und den Gesetzesbruch der Regierung in der Klimakrise“. Somit wollten die Aktivisten die Fahrt der Flugzeuge zur Startbahn blockieren, hieß es in einer Mitteilung weiter.

Die Aktivisten liefen bei ihrer Aktion auf das Vorfeld und die Landebahn, nachdem sie einen Sicherheitszaun durchschnitten hatten. Am frühen Morgen war zunächst noch nicht klar gewesen, ob sich noch weitere als die bis dahin bekannten Aktivisten auf dem Gelände aufhalten, hatte es aus Sicherheitskreisen geheißen.

Die Polizei habe angefangen, die Menschen vom Vorfeld zu lösen, sagte ein Polizeisprecher gegen acht Uhr morgens. Der Flugbetrieb war zu dieser Zeit stark beeinträchtigt. Laut Webseite wurden mehrere Ankunftsflüge zum Flughafen Köln/Bonn umgeleitet, Abflüge verspäteten sich.

Eine RP-Redakteurin saß in einem Flugzeug, das eigentlich schon früh morgens starten sollte. Der Kapitän sagte demnach gegen 6.30 Uhr, dass es zwei Stunden Wartezeit geben könnte. Gegen 7.30 Uhr wurde die Nordbahn laut Flughafen wieder freigegeben.

Wie viele Flüge von der Protestaktion betroffen waren, konnte eine Sprecherin zunächst nicht sagen. Vom Düsseldorfer Flughafen aus wurden mehrere Ankunftsflüge zum Flughafen Köln/Bonn umgeleitet, Abflüge verspäteten sich.

Vor dem Schalter, an den sich die Betroffenen wenden konnten, wurde die Warteschlange am Morgen immer größer. Die meisten, die dort anstanden, ärgerten sich über die Aktion der Letzten Generation.

Kritik an Sicherheitslage am Flughafen

„Es ist katastrophal für die Luftsicherheit, dass es den Klimaklebern gelungen ist, auf die Startbahn des Düsseldorfer Flughafens zu gelangen“, sagte Heiko Teggatz, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft für den Bereich Bundespolizei/Flughafensicherheit unserer Redaktion.

Das hätte demzufolge nicht passieren dürfen, der Flughafenbetreiber sei in der Verantwortung. „In Zeiten wie diesen reicht es nicht aus, Flughäfen mit Zäunen und Stacheldraht zu sichern, auf die man einfach eine Matte legen und dann drüberklettern kann“, sagte Teggatz. Es sei sowohl am Hamburger als auch am Düsseldorfer Flughafen versäumt worden, nach den Attacken der Klimakleber am Airport in Berlin das Sicherheitskonzept zu überarbeiten. „Sicherheit darf nicht länger an Kosten scheitern“, sagte der Bundesvorsitzende.

SPD-Bundestagsabgeordnete Zanda Martens, die auch Mitglied im Aufsichtsrat des Düsseldorfer Airports ist, sagte unserer Redaktion: „Die Motive der Aktivist:innen – so unterschiedlich man sie auch bewerten mag – sind klar und von vielen nachvollziehbar.“

Unklar sei für sie hingegen, wie es nach mehreren Aktionen dieser Art immer noch möglich sei, dass sich Aktivisten den Zutritt zu diesem Sicherheitsbereich am Düsseldorfer Flughafen verschaffen konnten. „Wie kann verhindert werden, dass sich genauso einfach auch Menschen mit ganz anderen Absichten den Zutritt zum Flugfeld verschaffen könnten – sehen sie doch wiederholt, wie einfach das ist? Und das ist ein echtes Sicherheitsrisiko, das vom Flughafen umgehend angegangen werden muss“, sagte Martens.

Scharfe Kritik an den Aktionen kam von Bundesverkehrsminister Volker Wissing. „Diese gefährlichen Eingriffe in den Verkehr müssen ein Ende haben. Was die „Letzte Generation“ betreibt, ist kein Klimaschutz sondern Kriminalität“, sagte der FDP-Politiker dem Nachrichtenportal „t-online“. Dem Klimaschutz selbst erwiesen die Demonstranten einen Bärendienst. „Wer anderen den verdienten und lange ersehnten Jahresurlaub vermiest, trägt zur Spaltung unserer Gesellschaft bei“, so Wissing weiter. Der Rechtsstaat müsse hier hart durchgreifen.

Störung auch am Flughafen Hamburg

Am Hamburger Flughafen gab es am Donnerstag eine ähnliche Aktion. Zum dortigen Ferienstart hätten sich mehrere Menschen auf dem Rollfeld festgeklebt, teilte die Letzte Generation mit. Der Flughafen Hamburg schrieb am Morgen auf Twitter, der Flugbetrieb sei unterbrochen, weil sich unbefugte Personen Zutritt zum Gelände verschafft hätten. Auch hier gelangten die Menschen nach eigenen Angaben über den Sicherheitszaun auf das Gelände.

Der Flugbetrieb wurde um 9.50 Uhr wieder aufgenommen. Die zentrale Sicherheitskontrolle sowie die Check-in-Schalter in den Terminals waren wieder geöffnet. Nach aktuellem Stand wurden 17 Ankünfte und 19 Abflüge gestrichen. Zehn ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet.

Nach Angaben des Flughafens kann es ganztägig zu weiteren Flugstreichungen und Verzögerungen kommen. Am ersten Ferientag in Hamburg wurden am Airport eigentlich 50.000 Passagiere und 330 Starts und Landungen erwartet.

„Es ist nicht hinnehmbar, wenn die Sicherheit des Luftverkehrs gefährdet wird“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbands ADV, Ralph Beisel. „Schwerere Eingriffe in den Luftverkehr werden zurecht strafrechtlich verfolgt.“

Die Nachfrage nach Flugreisen hierzulande hat nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft zum Start der Sommersaison noch einmal gegenüber dem Vorjahr kräftig zugelegt. Damit wird in diesem Sommer ein Niveau von rund 85 Prozent von 2019 erreicht - dem Jahr vor Beginn der Corona-Krise.

Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

Anmerkung der Redaktion: Die gegenderte Schreibweise von „Aktivistinnen und Aktivisten“ wurde von Zanda Martens selbst gewählt, entsprechend geben wir sie im wörtlichen Zitat so wieder.

(mit dpa)
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