Blockade am Düsseldorfer Flughafen „Die Klimaaktivisten nerven nur noch“
Düsseldorf · Es ist kurz vor sechs Uhr am Donnerstagmorgen, als sieben Klimaaktivisten einen Sicherheitszaun mit Stacheldraht am Düsseldorfer Flughafen überwinden. Sie laufen auf die Rollbahn und kleben sich am Boden fest. Für zahlreiche Urlauber geht dann über Stunden nichts mehr – die Nerven liegen blank.

Festgeklebt — Aktivisten blockieren Airport Düsseldorf
In einem internen Vermerk zur Lage heißt es bei der Polizei kurz danach, dass die Aktivisten um 5.59 Uhr eingedrungen sind. Annette (53) und ihre Tochter (16) haben zu diesem Zeitpunkt gerade ihr Gepäck in der Maschine verstaut und wollen sich auf ihre Plätze setzen. Ihr Flugzeug nach Zürich steht auf dem Rollfeld bereit zum Abflug. Dann ertönt die Stimme des Kapitäns durch die Lautsprecher. Er teilt mit, dass die Maschine aufgrund von Klimaaktivisten nicht abheben kann und alle wieder aussteigen müssen. Die Reisenden sind genervt, enttäuscht und auch wütend. „Die Klimaaktivisten nerven nur noch“, sagt Annette.

Klimaaktivisten blockieren Flughafen - Passagiere genervt
Die Aktivisten veröffentlichen auf Twitter ein Video, das sie bei der Aktion in Düsseldorf zeigt: „Ich bin Regi, ich bin 21, und wir blockieren hier heute den Flughafen in Düsseldorf“, sagt die Aktivistin. „Wir können nicht länger zusehen, wie unsere Erde brennt und die Bundesregierung jeden Tag mit ihrem fossilen Wahnsinn weiter Öl ins Feuer gießt. Deshalb blockieren wir heute hier den Flughafen Düsseldorf“, heißt es darin.
Der Polizei gelingt es schnell, drei der sieben Aktivisten wieder vom Boden zu lösen und abzutransportieren. Bei den anderen ist es deutlich schwerer, sie vom Asphalt zu trennen. „Wir sind noch dabei“, heißt es um 8.25 Uhr aus Sicherheitskreisen. Bis dahin sind bereits sehr viele Maschinen nicht gestartet, insbesondere Passagiere der Airline Eurowings sind betroffen. Wie viele Maschinen betroffen sind, kann der Flughafen auf Anfrage gern kurz vor neun Uhr nicht beantworten.
Während auf dem Rollfeld versucht wird, die letzten vier Aktivisten vom Boden zu trennen, wächst im Terminal der Unmut der Betroffenen. Ein einziger Schalter ist geöffnet, an dem sie sich anstellen können, um einen Ersatzflug zu bekommen. Die Warteschlange wächst minütlich. „Wir wollten gerade in den Bus steigen, der uns auf dem Rollfeld zur Maschine fahren sollte, als wir informiert wurden“, sagt Alexandra aus Borken, die mit mehreren Freunden nach München fliegen wollte. „Mit so einer Aktion wird viel mehr Schaden angerichtet - und es trifft dazu noch die Falschen. Wir fliegen seit Jahren zum ersten Mal wieder und sind keine Vielflieger“, sagt sie.
Die Reisegruppe aus Borken und viele andere in der Warteschlange kritisieren zudem, dass sie kaum Informationen über die Lage erhielten - weder vom Flughafen noch von der Airline. „Es gibt keine Durchsagen, keiner hilft uns hier weiter. Das ist alles sehr schlecht hier“, sagt ein weiterer Betroffener. Ein anderer Mann in der Warteschlange sagt: „Heute sitzen sie hier auf der Startbahn und nächste Woche sitzen sie wieder selbst im Flieger nach Indonesien. Man kennt das doch von denen.“
Neben ihnen in der Warteschlange steht Andrej Bill von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, der sich unter anderem für Interessen der Mitarbeiter im Gepäckbereich des Airports einsetzt. „Fast alle Eurowings-Maschinen sind am Morgen annulliert worden. Das Ergebnis sieht man jetzt in der Warteschlange“, sagt er, der einen Grund für die Misere auch in fehlenden Kräften sieht. „Die Personaldecke der Sicherheitsfirma ist sehr niedrig. Mehr Personal bedeutet auch mehr Sicherheit“, so Bill weiter.
Auch Annette steht mit ihrer Tochter in der Warteschlange. Sie brauchen einen neuen Flug nach Zürich. „Verständnis für die Aktion habe ich nicht. Und die meisten anderen im Flugzeug auch nicht. Es herrschte Enttäuschung im Flugzeug. Viele wollten schließlich in den Urlaub“, sagt sie. Sie selbst wollte mit ihrer Tochter nach Zürich. „Jetzt versuchen wir, schnell einen neuen Flug zu bekommen“, so die 53-Jährige.
Mittlerweile ist es kurz vor 11 Uhr. Noch immer hat sich die Warteschlange nicht aufgelöst. „Danke dafür, ihr Klimaaktivisten“, sagt eine Frau ironisch.