Flughafen Düsseldorf Streik bei der Abfertigung – ein Drittel aller Flüge fällt aus

Düsseldorf · Seit Freitagmorgen 3.30 Uhr haben Mitarbeiter des Gepäck- und Flugzeugabfertigers Aviapartner ihre Arbeit am Düsseldorfer Flughafen niedergelegt – und damit den angekündigten ganztägigen Warnstreik begonnen. So ist die Situation vor Ort.

 Reisende warten am Flughafen Düsseldorf auf ihren Flug, viele Flüge fallen durch den Streik aus.

Reisende warten am Flughafen Düsseldorf auf ihren Flug, viele Flüge fallen durch den Streik aus.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Es ist kurz vor sechs Uhr am Düsseldorfer Flughafen, als einige wenige Passagiere vor einer Anzeigentafel im Terminal stehen, auf denen die Abflugzeiten digital angeschlagen stehen. „Glück gehabt“, sagt einer. „Unser Flug ist nicht betroffen vom Streik.“ Andere haben an diesem Freitagmorgen nicht so viel Glück; eine Reihe von Maschinen ist gestrichen worden – etwa der 6.20-Uhr-Flug mit Eurowings nach Berlin oder der Flug derselben Airline nach Hamburg um 7 Uhr. Nach Angaben des Flughafens waren für Freitag insgesamt rund 290 Flüge geplant. Davon seien 101 – also etwa ein Drittel – annulliert worden, sagte Flughafensprecher Marcus Schaff.

 Beschäftigte der Abfertigung des Flughafens streiken seit Freitagmorgen.

Beschäftigte der Abfertigung des Flughafens streiken seit Freitagmorgen.

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Flughafen-Streik: Diese Rechte haben Passagiere bei Flugausfall & Co.
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Diese Rechte haben Passagiere bei einem Flughafen-Streik

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Seit Freitagmorgen 3.30 Uhr haben Mitarbeiter des Gepäck- und Flugzeugabfertigers Aviapartner ihre Arbeit am Düsseldorfer Flughafen niedergelegt – und damit den angekündigten ganztägigen Warnstreik begonnen, der am Samstagmorgen um 0.30 Uhr enden soll. Die Streikenden rechnen mit erheblichen Auswirkungen auf den Flugverkehr. Eurowings rechnet damit, dass Dutzende Maschinen am Freitag nicht starten können ab Düsseldorf.

Am Freitagmorgen ist die Lage am Airport aber noch entspannt. Offenbar haben viele betroffene Passagiere noch rechtzeitig erfahren, dass ihr Flug ausfallen wird und sind zuhause geblieben oder auf die Bahn umgestiegen.

Bei einigen Passagieren, die an diesem Morgen von Düsseldorf fliegen wollen, ist eine gewisse Verunsicherung durchaus vorhanden. Manche fürchten, dass ihre Koffer wegen des Streiks nicht mitgenommen werden können – so wie das Ehepaar Iris und Bernd Metzner. „Wir hoffen, dass unser Gepäck mitkommt. Unser Flug geht auf jeden Fall, wurde uns gesagt. Wäre ja schlimm, wenn wir im Flieger sitzen, unsere Koffer aber nicht.“

Vor dem Check-in-Schalter der Airline Condor stehen um kurz nach halb sieben morgens viele Fluggäste an. Ein Mitarbeiter der Fluglinie stellt sich vor sie. „Der Check-in ist geöffnet. Unsere Flüge gehen raus. Auch das Gepäck geht mit“, sagt er. Ähnliches sagt eine Frau, die am Check-in das Gepäck der Passagiere annimmt, die mit Eurowings fliegen. „Wenn Sie ihr Gepäck hier aufgeben, kommt es auch mit“, sagt sie.

Flughafen Düsseldorf – Lizenzvergabe ist der Grund für den Streik

Verdi hatte zu dem Streik infolge der Neuvergabe der Abfertigungsaufgaben am Düsseldorfer Airport aufgerufen, weil Aviapartner nach vielen Jahren keine neue Lizenz für diese Aufgaben erhalten hat. Demnach sind dadurch mindestens 700 Arbeitsplätze gefährdet.

Nach Angaben des Flughafens sind 101 Starts und Landungen annulliert, sechs Flüge weichen auf den Flughafen Köln/Bonn aus, und zwei sind auf den Folgetag verschoben. Insgesamt waren laut Flughafen im Streikzeitraum rund 290 Flugbewegungen geplant.

Kurz vor Weihnachten hatte das Verkehrsministerium bekannt gegeben, dass das aktuell am Düsseldorfer Airport größte Unternehmen in der Bodenabfertigung zum 31. März 2023 seine Lizenz verliert. Die Lizenzen werden alle sieben Jahren neu vergeben. Am Mittwoch habe die Geschäftsführung bei einer Betriebsversammlung aber erklärt, Widerspruch gegen die Entscheidung des Ministeriums einzulegen.

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Foto: Christoph Schroeter

Von den neuen Lizenzinhabern, der Wisag Aviation Contracting Düsseldorf GmbH sowie der AAS Deutschland GmbH, gibt es laut Verdi-Gewerkschaftssekretär Andrej Bill bislang noch keine generelle Aussage darüber, alle Mitarbeiter übernehmen zu wollen. „Bis zum 1. April müssen die Unternehmen aber ein funktionierendes Team haben“, sagt Bill, „denn am 3. April beginnen die Osterferien.

Die Beteiligungsquote am Warnstreik lag am Morgen nach Verdi-Angaben bei etwa 90 Prozent. „Die Beteiligung ist sehr gut, die Auswirkungen sind wie geplant“, so der Verdi-Sprecher. Aviapartner habe am Düsseldorfer Flughafen einen Marktanteil von rund 75 Prozent. Insgesamt seien normalerweise am Freitag bis zu 350 Beschäftigte im Dienst. Für 10.30 Uhr sind Aktionen vor dem NRW-Verkehrsministerium geplant.

Bereits am Mittwoch hatten in Berlin Warnstreiks der Beschäftigten der Flughafengesellschaft, der Bodenverkehrsdienste und der Luftsicherheit den Passagierverkehr am Flughafen BER zum Erliegen gebracht. Verdi wollte mit der Aktion den Druck auf die Arbeitgeberseite vor den nächsten Verhandlungen erhöhen.

„Offensichtlich hat Verdi die deutschen Flughäfen als medienwirksame Schaubühne für Streikaktionen entdeckt“, sagte Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer vom Flughafenverband ADV, am Freitag. Es sei unverantwortlich, wenn innerhalb einer Woche der zweite Großflughafen in Deutschland einem ganztägigen Streik ausgesetzt wird. „Wenn eine ganze Region vom internationalen Luftverkehr abgehängt wird, hat dies nichts mehr mit einem Warnstreik zu tun“, so Beisel.

Der Flughafen Düsseldorf erklärte: „Der Streik kommt zu einer Zeit, in der der Schulterschluss aller Partner am Düsseldorfer Airport Wirkung zeigt. Die intensiven Gespräche zwischen dem Flughafen und seinen Partnern bei den Bodenverkehrsdienstleistungen verlaufen erfolgreich, und es zeichnen sich bereits positive Ergebnisse ab“, so der Airport.

(mit dpa)
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