Chaos am Düsseldorfer Flughafen „Solche Zustände sind in der jetzigen Zeit unverantwortlich“

Düsseldorf · Weil zu wenig Personal vorhanden war, kam es zum Ferienbeginn in Düsseldorf zu Gedränge und Tumulten. Der Airport spricht von rechtlichen Schritten, sollte sich das wiederholen.

Flughafen Düsseldorf: Chaos zum Start in den Urlaub
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Lange Schlangen und gestrichene Flüge am Flughafen Düsseldorf

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Foto: Christian Schwerdtfeger

Nach den teils heftigen Tumulten am Flughafen Düsseldorf zum Start der Sommerferien am Freitag wird nun Kritik an den Abläufen am Airport laut. „Wir machen uns schon lange für eine Neustrukturierung der Flughafenkontrollen stark und haben dazu bereits vor zwei Jahren einen Antrag in den Landtag eingebracht“, sagt Hartmut Ganzke, innenpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion NRW, unserer Redaktion. „Darin fordern wir vor allem, dass die Sicherheitschecks wieder staatliche Aufgabe werden und nicht mehr von privaten Dienstleistern durchgeführt werden.“ Die SPD schlägt dazu die Gründung einer Anstalt öffentlichen Rechts vor, die die Kontrollen übernehmen soll. „Der Wettbewerbs- und Kostendruck würde dadurch wegfallen, die Arbeitsbedingungen für das Personal besser und die Abläufe optimiert werden“, sagt Ganzke. „Dann lassen sich die langen Schlangen zum Ferienstart, die insbesondere auch bei den Sicherheitskontrollen entstehen, dauerhaft und strukturell vermeiden.“ Die Zuständigkeit für die Check-ins bliebe dabei natürlich weiterhin in der Hand der Fluggesellschaften. „Ob die langen Schlangen vor den Schaltern dabei wirklich die beste Werbung für sie sind, müssen sie selbst wissen.“

Am Freitagabend hatten vor allem vor den Check-in-Schaltern der türkischen Airline Pegasus hunderte Menschen in Schlangen gestanden, viele von ihnen über Stunden. Nur wenige Schalter waren besetzt, die wenigen Mitarbeiter des Dienstleisters Global, den Pegasus zur Passagierabfertigung eingesetzt hatte, konnten den Andrang nicht bewältigen. Bundes- und Landespolizei mussten dafür sorgen, dass die Situation nicht eskalierte. Einige Mitarbeiter vom Check-in mussten von Polizisten nach Feierabend nach draußen gebracht werden, um nicht von frustrierten und wütenden Fluggästen angegriffen zu werden.

Ein Sprecher des Düsseldorfer Flughafens betonte: „Die Zuständigkeit für sämtliche Check-in-Prozesse liegt allein bei der Airline und ihren Dienstleistern.“ Der Flughafen könne keinen Einfluss auf die Entscheidungen und Abläufe der Airline nehmen. Zu wenig Personal an den Schaltern und beim Boarden hätten dazu geführt, dass letztlich einige Flüge der Airline Pegasus auf den kommenden Tag verschoben werden oder auf andere Flughäfen verlegt werden mussten. „Sollten die Unregelmäßigkeiten im Passagier-Handling der Pegasus-Flüge andauern, behält sich der Airport Schadensersatzforderungen und rechtliche Schritte vor“, sagte der Sprecher. Der Start in die Sommerferien sei ansonsten am Düsseldorfer Airport trotz Corona-Bedingungen reibungslos verlaufen.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) teilte auf Anfrage mit: „Wir alle freuen uns auf eine unbeschwerte Urlaubszeit. Aber die Pandemie ist noch nicht vorbei. Wir müssen deshalb auch weiterhin besonders achtsam miteinander umgehen.“ Von den Airlines und ihren Dienstleistern erwarte er, dass sie vorausschauend arbeiten und solche Situationen wie am Wochenende in Düsseldorf gar nicht erst entstehen lassen.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sagte unserer Redaktion: „Die Probleme am Flughafen Düsseldorf sind kein generelles Problem des Flughafens, sondern ausschließlich Folge des Missmanagements einer einzelnen Airline.“ Die Passagierabfertigung sei nicht Aufgabe des Flughafens. „Die Geschäftsführung des Flughafens hat versichert, dass ihre Prozesse einwandfrei funktionieren“, sagte Keller. „Ich erwarte, dass die Airline, die hier verantwortlich ist, für einen einwandfreien Ablauf sorgt und dem Flughafen den Schaden ersetzt, der durch ihr Missmanagement entstanden ist.“

Hartmut Ganzke hält Zustände wie am Freitag während der Corona-Pandemie für „unverantwortlich“. „Und wie man dabei den Andrang unterschätzen kann, erschließt sich mir auch nicht“, sagte der SPD-Abgeordnete. „Vielmehr scheint hier massiv beim Service gespart worden zu sein. Ein Beispiel, das zeigt: Wer billig bucht, bekommt auch billig.“

Ein Unternehmenssprecher des Dienstleisters Global wies darauf hin, dass sowohl Airlines auch Dienstleister-Unternehmen eine schwierige Phase hinter sich hätten. Das Personal sei in der Corona-Krise ausgedünnt worden. „Wir mussten innerhalb weniger Tage alles von 20 auf 120 Prozent hochfahren“, sagte er. Dazu komme, dass der Eincheckvorgang viel komplizierter geworden sei durch Corona. „Wir arbeiten jetzt an einer Pool-Lösung mit anderen Dienstleistern und fahren das Personal hoch – bis dahin bitten wir unsere Mitarbeiter, früher zu kommen, länger zu bleiben oder Doppelschichten zu fahren.“ Er gehe aber davon aus, dass die Situation sich bald wieder entspanne.

Die Airline Pegasus war am Wochenende für Stellungnahmen nicht erreichbar.

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