Flughafen Düsseldorf Verkehrsexperten halten Schrankensystem für Geldmacherei

Düsseldorf · Das neue Schrankensystem vor dem Abflugbereich am Flughafen Düsseldorf steht bereits nach ein paar Tagen in der Kritik. Am Wochenende staute sich der Verkehr bis auf die Autobahn. Verkehrsexperten halten das System für eine schlechte Lösung.

 Die neuen Schranken vor den Abflugterminals am Flughafen Düsseldorf.

Die neuen Schranken vor den Abflugterminals am Flughafen Düsseldorf.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Seit Samstag werden Autofahrer am Flughafen Düsseldorf direkt vor dem Abflugterminal zur Kasse gebeten - wenn sie länger als acht Minuten parken. Das regeln Schranken, wie man sie auch aus Parkhäusern kennt. Man zieht bei Einfahrt eine Karte, zahlt später an einem Automaten, fährt dann wieder raus.

Michael Schreckenberg, Lehrstuhlinhaber für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, hält nicht viel davon. „Eine Zufahrt mit einer Schranke bedeutet immer eine Zeitverzögerung von mindestens zwei Sekunden pro Auto“, sagt der Experte. Das summiere sich an einer so hoch frequentierten Stelle schnell auf. Folge: Die Autos stauen sich weit zurück, am Wochenende sogar bis zur Autobahn.

„Ich verstehe nicht, warum der Flughafen sich dafür entschieden hat“, sagt Schreckenberg. Eine gute Lösung sei das nicht. Er gehe nicht davon aus, dass die Verkehrssituation vor dem Abflugbereich dadurch besser würde, sie werde sich vielmehr verschärfen. „Ich halte das alles für Geldmacherei.“ Bislang habe der Verkehr in dem Bereich ja „einigermaßen funktioniert“.

Besser und schneller als ein Schrankensystem sei in einem solchen Bereich eine Kennzeichenerkennung, aber eigentlich sei auch die schon wieder überholt. Die Zukunft gehöre drahtlosen Transpondern, sagt Schreckenberg. Diese liegen im Auto. Fährt man in einen kostenpflichtigen Bereich hinein, wird man registriert, das Gleiche passiert bei der Ausfahrt. Das Geld wird vom Konto abgebucht. Nachteil: Nutzer müssen sich vorher registrieren. Das System könne dann laut Schreckenberg aber übergreifend genutzt werden, also auch in anderen Parkhäusern.

Der Experte hat keine Hoffnung, dass sich die Situation am Flughafen bessert. „Die meisten Leute fahren ja nur hin und wieder zum Flughafen und sie informieren sich vorher nicht über die Parksituation vor Ort.“ Einen Lerneffekt werde es also nicht geben.

Auch der ADAC kritisiert Schranken am Flughafen Düsseldorf

Ähnlich wie Schreckenberg argumentiert ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold: „Die Autofahrer werden abgezockt“, kritisiert er. Dass der Flughafen nach den chaotischen Zuständen der Vergangenheit handele, sei nachvollziehbar, aber der Betreiber dürfe aus der An- und Abfahrt kein Geschäftsmodell machen.

Flughafensprecher Christian Hinkel sagte, man sei mit dem ersten Wochenende „im Großen und Ganzen zufrieden“. Es sei normal, dass sich die Autofahrer an das neue Schrankensystem noch gewöhnen müssten. „Die Prozesse sind bereits spürbar flüssiger geworden“, so Hinkel. Man habe an den ersten Tagen Erfahrungswerte gesammelt und werde „an der einen oder anderen Stelle noch nachjustieren“.

Den Vorwurf der Geldmacherei will Hinkel nicht stehen lassen: „Das System ist nicht auf Profit ausgelegt. Die Tarife und Durchfahrtzeiten haben verkehrslenkende Wirkung.“ Wenn sich alle daran halten würden, wofür die Zone gedacht ist, müsste niemand etwas bezahlen.

Im Gegensatz zu Schreckenberg zeigt sich Hinkel zuversichtlich, „dass sich das System in den kommenden Wochen immer besser einspielen wird“.

(mit Material von dpa)
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