Neues Drehkreuz geplant Flughäfen: Berlin will konkurrieren

Düsseldorf · Nach der Mode kommt es bald auch beim Luftverkehr zum Konkurrenzkampf zwischen der Bundeshauptstadt und Düsseldorf. Die Berliner bauen Schönefeld zum Großflughafen aus und sehen sich als Drehkreuz. Damit wären sie auf Kollisionskurs mit dem größten NRW-Airport.

 Der Mann hatte in einem Ferienflieger randaliert.

Der Mann hatte in einem Ferienflieger randaliert.

Foto: Flughafen Düsseldorf, Andreas Wiese

Bis Berlin sind es von Düsseldorf aus knapp 560 Kilometer — eine weite Strecke. Dennoch kommen sich die beiden Städte nun erneut ins Gehege. Nachdem die Bundeshauptstadt — teilweise mit Erfolg — versucht hat, Düsseldorf den Rang als Modemetropole abzulaufen, tritt sie auch beim Luftverkehr bald als Konkurrent auf.

Und zwar mit dem neuen Großflughafen Berlin-Schönefeld, der international unter BBI firmiert — Berlin-Brandenburg International. Er soll ab dem Herbst 2011 die Flughäfen Tegel und Tempelhof ersetzen, Teile des Flughafens Schönefeld werden im neuen Riesen-Airport integriert.

An der Spree sieht man dieses neue Bauwerk durchaus auch als so genanntes Drehkreuz. Die Funktion solcher Drehkreuze, im Airline-Jargon "Hub" genannt: Sie locken "Feeder-Flüge" (von englisch to feed = füttern) mit kleineren Jets an, deren Passagiere dann in großen Flugzeugen zu Interkontinental-Reisen starten. Frankfurt und München haben diese Funktion, und in Düsseldorf ist sie ebenfalls für Lufthansa und Air Berlin ausgebaut worden. Voraussetzung: Die interkontinentalen Verbindungen müssen überhaupt vorhanden sein.

Sollte nun Berlin ähnliches anbieten — und diese Absicht hat man, wie Flughafen-Sprecher Ralf Kunkel betont — dann sieht man sich durchaus in Konkurrent zum Mitbewerber in der NRW-Landeshauptstadt. Denn in Düsseldorf landen eine ganze Reihe von Feeder-Flügen, die ebenso gut auch nach Berlin fliegen könnten.

300 Millionen für Terminal

Aber Berlin hat nicht annähernd so viele Langstrecken-Angebote wie Düsseldorf, sagt der hiesige Flughafen-Chef Christoph Blume. Den Erfolg des Düsseldorfer Flughafens als Drehkreuz sieht er in der Schnelligkeit, mit der man hier umsteigen kann. Laut Blume liegt man mit Tempo und Komfort für Umsteiger bundesweit an der Spitze — Vielflieger wissen so etwas zu schätzen. Zuletzt hat man 300 Millionen in den Umbau der Terminals gesteckt, um diesen Service in der Qualität leisten zu können.

Außerdem, so Blume, sei das wirtschaftliche Umfeld Düsseldorfs kaum zu toppen: 18 Millionen Menschen im 100-Kilometer-Umkreis, und dies mit einer beispiellosen Wirtschaftskraft. Andere Luftverkehrsexperten stimmen dem zu: Düsseldorf habe nicht zuletzt deshalb einen hohen Anteil an Interkontinentalverbindungen, weil die florierende Wirtschaft des Gebietes das mit sich bringe und erwarte.

Davon sei Berlin weit entfernt. Blume sieht die Konkurrenz BBI daher eher als Touristen- und Billigflieger-Flughafen. Das weist der Sprecher des Berliner Senats, Günter Kolodziej, zurück. Für ihn und den Sprecher des gerade gebauten Flughafens reicht das Einzugsgebiet bis nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und den Westen Polens.

Das bestätigt Hans-Christoph Noack, Sprecher von Air Berlin, ähnlich, und der größte Ferienflieger Deutschlands wird am neuen Flughafen auch eine eigene Halle errichten. Dennoch meint Noack, dass Berlin nach Düsseldorf für seine Gesellschaft das zweitwichtigste Drehkreuz bleiben werde. Düsseldorf zählt zur Zeit 18 Millionen Passagiere pro Jahr. Wenn Tegel und Schönefeld demnächst zusammengefasst werden, bewegen sie pro Jahr 21 Millionen Passagiere.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort