Ferienprogramm Flüchtlingskinder entdecken Düsseldorf

Düsseldorf · Der Jugendmigrationsdienst der Diakonie organisiert mit Studenten ein Ferienprogramm für Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien. Die Teilnehmer besuchen den Aquazoo, machen eine Stadtrallye und verbessern ihr Deutsch.

 Die Flüchtlingskinder lassen sich die Bewohner der Aquarien im Aquazoo zeigen.

Die Flüchtlingskinder lassen sich die Bewohner der Aquarien im Aquazoo zeigen.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Langsam gleitet der große Rochen durchs Wasser, schwimmt eine Kurve und verschwindet dann hinter einer Felsformation. An der Gruppe junger Besucher, die jede seiner Bewegungen genau beobachten, stört er sich nicht, schließlich gehören Zuschauer für ihn im Aquazoo zum Alltag. Für die Kinder und Jugendlichen hinter der dicken Glasscheibe ist der Moment dagegen ein kleines Ereignis. Viele von ihnen kommen aus Flüchtlingsfamilien und leben mit ihren Eltern und Geschwistern erst seit wenigen Jahren in Deutschland. Die finanziellen Probleme, die aus ihrer Flucht resultieren, schränken den Alltag ebenso ein wie die Freizeitgestaltung in den Ferien. „Viele geflüchtete Familien können es sich nicht leisten, in Urlaub zu fahren oder Ausflüge zu machen“, berichtet Kamil Basergan vom Jugendmigrationsdienst der Diakonie Düsseldorf.

Damit die Sommerferien für die Schüler dennoch einige Erlebnisse bereithalten, organisiert Basergan seit 2012 ein kostenloses Sommerferienprogramm für Flüchtlingskinder. Das zweiwöchige Angebot umfasst ein Frühstück, unterschiedliche Ausflüge und Lerngruppen für Deutsch und Englisch. Wie gut das Programm des Jugendmigrationsdienstes angenommen wird, zeigt der Besuch im Aquazoo. Neugierig laufen die Kinder und Jugendlichen aus neun Nationen von Scheibe zu Scheibe, stellen Fragen und machen Fotos.

„Ich fand die Betreuung bisher super, aber dieser Ausflug gefällt mir am besten. Schon allein wegen denen da“, sagt Hazha und zeigt auf eine Gruppe pelziger Nagetiere, den sogenannten Gundis. Der 13-jährigen Schülerin ist die Begeisterung für den Ausflug deutlich anzumerken. Im Flüchtlingsheim wohnt sie mit ihrer siebenköpfigen Familie in einer Zweizimmerwohnung – und das bereits seit drei Jahren. „Zu Hause langweile ich mich nur, aber hier lerne ich andere Kinder kennen und kann sogar mein Deutsch verbessern“, berichtet sie. Annika Schulz, die neben ihr steht, nickt zustimmend. „Die Kinder sprechen alle schon sehr gut Deutsch, obwohl sie noch nicht lange hier leben. Die Ferienfreizeit hilft ihnen, letzte Hemmschwellen abzubauen“, erzählt die Studentin. Sie ist als Betreuerin für die insgesamt 20 Flüchtlingskinder mit dabei. Ursprünglich nahm Schulz an einem Seminar der Heinrich-Heine-Universität zum Thema Service-Learning teil, das sich mit den Themen Flucht, Asyl und Integration auseinandersetzte. „Im Zuge des Kurses kam die Idee auf, diese Ferienbetreuung zu unterstützten. Hier wird großartige Integrationsarbeit geleistet, weil sich den Kindern die Chance bietet, am Stadtleben teilzuhaben“, berichtet Danielle Ebers, die Dozentin des Kurses. „Die Studierenden sind wirklich mit Herzblut dabei. Eigentlich ist der Kurs ja schon vorbei, aber sie helfen jeden Tag beim Programm mit.“

Von einer Rallye durch die City bis zu einem Besuch in Kaiserswerth wurden viele Orte in das Programm mit einbezogen. Der Bildungsaspekt kam dabei nicht zu kurz: Vor jedem Ausflug bekamen die Jugendlichen die Aufgabe, sich im Internet über das jeweilige Ziel zu informieren. Auch beim Aquazoo. „Ich liebe die Haie im Aquarium“, sagt Ehsan, der bereits zum zweiten Mal am Ferienprogramm teilnimmt. „Biologie ist eins meiner Lieblingsfächer und deshalb finde ich es hier großartig.“

Eine Ferienfreizeit für das nächste Jahr ist bereits in Planung. Für Kamil Basergan ist die Weiterführung des Projektes unerlässlich: „Jeder braucht eine richtige Auszeit und etwas Abwechslung“, sagt er. „Die Kinder wissen wirklich zu schätzen, dass wir uns um sie kümmern. Viele würden am Ende des Tages gerne noch länger bleiben.“

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