Rund ums Rathaus Flüchtlinge in 1a-Lage? Selbstverständlich!

Düsseldorf · In der früheren Mannesmann-Zentrale am Rhein will die Bezirksregierung eine Notunterkunft für Flüchtlinge einrichten. Manche sorgen sich nun um Düsseldorfs schöne Seite. Dabei sind diese Menschen Teil der Stadt.

Der Strom der aus Syrien, Afghanistan, aus Afrika oder vom Balkan geflohenen Menschen stellt Land und Kommunen vor besondere Herausforderungen: Manchmal müssen in Städten mit ohnehin knappem Raumangebot innerhalb von ein, zwei Tagen mehrere hundert Flüchtlinge untergebracht werden. Strenge Standards können da gar nicht mehr gelten. Und so leben Asylsuchende in Großzelten, ehemaligen Baumärkten, in Schulturnhallen, ausrangierten Bürogebäuden - all das hätte noch vor einem Jahr für Empörung gesorgt.

Doch inzwischen ist allen klar, dass es manchmal einfach nur darum geht, nach oft abenteuerlicher und lebensgefährlicher Flucht in Sicherheit zu sein und ein Dach über dem Kopf zu haben. Und diejenigen, die das organisieren, müssen unkonventionelle Wege gehen. Dazu gehört, leerstehende Immobilien auf Eignung zu prüfen. Das macht das Land, in Düsseldorf und Umgebung federführend die zuständige Bezirksregierung unter der Präsidentin Anne Lütkes, seit einiger Zeit. Das leerstehende Innenministerium, ein Hochhaus in Landtagsnähe, war ebenso im Fokus wie die nicht genutzten Gebäude im früheren Mannesmann-/Vodafone-Komplex. Die ehemalige Verwaltungszentrale des Stahlrohr- und Mobilfunkkonzerns hat sich als geeignet herausgestellt. In den nächsten Wochen werden also mehrere hundert Menschen in die als Notunterkunft hergerichteten denkmalgeschützten Gebäude nach Entwürfen der Architekten Peter Behrens und Hans Väth zwischen Mannesmannufer und Berger Allee einziehen. Unterkunft mit Rheinblick, 1 a-Lage, in einem der benachbarten Häuser ist erst vor kurzem die teuerste Wohnung der Stadt erbaut worden.

Das sorgt auch für Empörung. Die einen sorgen sich um ihre Sicherheit, die anderen um das schöne Bild, das Düsseldorf doch an dieser Stelle abgibt. Darf man das Elend, das Fremde dort sehen? Passt das zur Promenade Düsseldorf? Selbstverständlich! Oder umgekehrt gefragt: Soll das Land die Gebäude lieber leer stehenlassen und Flüchtlinge im Winter in Zelten in der Peripherie frieren lassen? Nein! Diese Menschen sind Teil der Stadt, solange sie hier leben - und die Düsseldorfer sollten auch ihre Vorzeige-Promenade dafür öffnen.

(RP)
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