Paar beim Zirkus Flic Flac in Düsseldorf Wie es ist, verheiratet zu sein – und zusammen beim Zirkus zu arbeiten

Düsseldorf · Romy Meggiolaro und Alex Michael Campos sind ein Paar – und zusammen bei Flic Flac engagiert. Für Artisten nicht selbstverständlich. Im Interview erzählen die Bühnenkünstler, wie es ist, beim Zirkus verheiratet zu sein.

 Italienerin Romy, Brasilianer Alex und ihr ganzer Stolz: Megan, fünf Monate alt und bereits jetzt weit gereist.

Italienerin Romy, Brasilianer Alex und ihr ganzer Stolz: Megan, fünf Monate alt und bereits jetzt weit gereist.

Foto: Helene Pawlitzki

Über den Fernseher im Wohnwagen von Romy Meggiolaro (30) und Alex Michael Campos (42) flimmern Bilder der ausgebrannten Kathedrale von Notre-Dame. „Es ist so verrückt“, sagt Romy. „Wir haben in Paris gearbeitet und sind dort dutzende Male vorbeigelaufen...“ Seit fünf Jahren sind die beiden Artisten ein Paar, seit zweieinhalb Jahren verheiratet – und seit fünf Monaten glückliche Eltern einer kleinen Tochter. Für Meggiolaro ist die Flic Flac-Show das erste Engagement seit der Schwangerschaft.

Wie haben Sie sich kennengelernt?

Romy Meggiolaro Im September 2014 war ich beim Zirkus Nock in der Schweiz engagiert. Alex hat sich die Show angeschaut.

Sind Sie dann direkt ein Paar geworden?

Meggiolaro Nein. Er war damals in Dänemark beim Cirkus Arena. Wir haben dann bei Facebook angefangen, uns zu unterhalten. Schließlich haben wir drei oder vier Monate lang telefoniert und uns dann getroffen. Und dann waren wir zusammen.

Für tourende Künstler ist das wahrscheinlich normal, oder?

Meggiolaro Ja, natürlich. Es ist nicht ganz einfach, einer Fernbeziehung zu entgehen. Manchmal fängt man eine Beziehung an, während man ein Engagement beim gleichen Zirkus hat – so wie wir jetzt gerade. Das endet dann aber schnell wieder.

Wie schnell?

Meggiolaro Diese Saison hier ist sehr lang – ein ganzes Jahr. Normalerweise wechseln die Zirkusse das Programm alle sechs bis acht Monate. Dann trennen sich meist die Wege der Artisten.

Wie haben Sie es geschafft, zusammenzubleiben?

Meggiolaro Alex hatte als nächstes ein Engagement beim Cirque Arlette Gruss in Frankreich. Also haben ich gesagt: Ich komme mit dir. Sie haben mich in die Show eingebaut, allerdings nur als Tänzerin und Sängerin. Wir wollten uns nicht für so lange Zeit trennen. Bei Arlette Gruss musste Alex viele Shows performen – er hätte kaum Zeit gehabt, mich zu besuchen.

Ist Ihnen das schwer gefallen?

Meggiolaro Naja, ich habe gedacht, ich werde acht Monate meine Nummern hinter mir lassen, einfach nur tanzen – und dann eben anschließend wieder das aufführen, was ich am Besten kann.

Wie ist es, ein Vater auf Tour zu sein?

Alex Michael Campos Es ist wunderbar. Wir reisen viel und das geht gut, weil unsere Tochter noch so jung ist. Wir können ihr die ganze Welt zeigen. Sie kann später auch mal unsere Kunst lernen. So sind auch wir auch aufgewachsen.

Hat ein Zirkus-Vater viel Zeit für seine Kinder?

Campos Glücklicherweise mehr als „normale“ Eltern. Wir sind den ganzen Tag mit Megan zusammen. Meine Nummer ist vier oder fünf Minuten lang, die von Romy auch – das ist die einzige Zeit, in der wir kurz keine Zeit haben.

Meggiolaro Derzeit ist meine Mutter zu Besuch und hilft uns ein bisschen, aber eigentlich sind wir den ganzen Tag mit Megan zusammen.

 Bei Flic Flac zeigt Romy im sexy Outfit Antipodentricks.

Bei Flic Flac zeigt Romy im sexy Outfit Antipodentricks.

Foto: Flic Flac

In der Manege tritt Romy als sexy Prinzessin im knappen Outfit auf, die die Jungs verzaubert. Ist das ein Problem für Sie?

Campos Nein, nein, ich weiß, dass das Teil ihrer Arbeit ist. Wie wir uns auf der Bühne benehmen, hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Auf der Bühne geht es viel um Stereotype – Frauen sind unbeschreiblich weiblich, Männer stark.

Meggiolaro Ja, das stimmt. Ich mache mich schön zurecht, bevor ich performe – natürlich. Wir treten täglich vor tausend Menschen auf. Wir versuchen, perfekt für sie zu sein. Da kann ich ja nicht so wie jetzt in Freizeitkleidung auftreten. Wir spielen eine Rolle.

 Alex läuft am Zeltdach an Schlaufen hin und her – teils kopfüber.

Alex läuft am Zeltdach an Schlaufen hin und her – teils kopfüber.

Foto: Flic Flac

Ist es schwierig, verheiratet zu sein, während man mit anderen Künstlern herumreist?

Meggiolaro Jeder hat hier sein eigenes Leben. Wir machen mal was zusammen, zum Beispiel eine Grillparty. Aber jeder hat hier auch seinen eigenen Job, auf den er sich vorbereiten muss. Manchmal hat man auch Streit mit jemandem, aber das würde ja auch unter Nachbarn passieren.

Ein bisschen stellt man sich das Leben zwischen den Wohnwagen von außen ja schon vor wie eine große Seifenoper.

Meggiolaro Ein bisschen ist das auch so. Jetzt bin ich ja verheiratet. Aber wenn man alleine ist, hängt man mehr mit den anderen herum, geht aus. Da passiert dann schon mehr.

Welche Rolle spielt Vertrauen in Ihrer Ehe?

Meggiolaro (lacht) Alex bedient den Motor, der mich am Ende meiner Show unter das Zeltdach trägt. Also muss ich ihm vertrauen. Aber er selbst arbeitet ja auch ohne Netz in 14 Metern Höhe – insofern weiß ich genau, dass er weiß, was er tut.

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