Düsseldorf Fleischlos in Düsseldorf

Düsseldorf · Die vegane Gastroszene hat an Vielfalt gewonnen. Neue Restaurants und Imbisse begeistern nicht nur überzeugte Vegetarier.

 Aber bitte ohne Sahne - Daniela Kruchen präsentiert im "CarrotCake" die veganen Kuchen.

Aber bitte ohne Sahne - Daniela Kruchen präsentiert im "CarrotCake" die veganen Kuchen.

Foto: Andreas Endermann

In Düsseldorf herrscht nicht nur ein Burger-Buden-Boom. Auch das Geschäft mit veganer Küche floriert. Vorbei sind die Zeiten, als man sich lediglich zwischen den "Sattgrün"-Kantinen, dem asiatischen "Jade Imbiss" oder den türkischen "CigköfteM"-Filialen entscheiden konnte. Innerhalb weniger Monate erweiterten das nette Bistro "Greenies", das "Carrotcake", ein Café alter Schule, das "Schnell Veg" sowie die "EisBar" das vegane Spektrum der Landeshauptstadt. Obendrein wurde die Hotelküche des Radison Blu im Medienhafen veganisiert. Das dortige Restaurant "Amano Verde" gilt seither als Düsseldorfs erste Adresse für fleischlose Festmahle in gehobenem Ambiente. Und Chefkoch Dennis Riesen ist der neue Promi-Koch für die Gourmet-Fraktion.

Die tiefen Gräben zwischen den Fleischfreunden und den Tierprodukt-Abstinenzlern scheinen mittlerweile schon ein wenig zugeschüttet. Es ist auch absolut nicht mehr nötig, sich gegenseitig den Appetit zu verderben. Als echte Rheinländer haben auch fleischeslustige Düsseldorfer längst ihren Frieden mit der rein pflanzlichen Küche geschlossen und sie in ihre Speisepläne integriert. "Ein gutes Drittel" ihrer Kundschaft im "CarrotCake" schätzt Inhaberin Daniela Kruchen als Nicht-Veganer ein. Ihr liebevoll eingerichtetes Café kommt im heimeligen Biedermeier-Charme daher. Fairtrade-Kaffee-Variationen werden mit Soja-, Hafer- oder Mandelmilch veredelt. Zwischen antiker Anrichte und Hochglanz-Broschüren serviert sie Frühstück, Snacks und ihre spektakulären Süßwaren.

Fotos der stets wechselnden hausgemachten Leckereien werden täglich ins Netz gestellt. Bei diesen Kuchen, Torten und Cup-Cakes stellt sich die Frage nicht mehr, ob Milchschaum und Sahne von der Kuh oder der Sojabohne stammen. Man schmeckt es so gut wie nicht mehr. Die Ersatzprodukte sind inzwischen dem Original geschmacklich so angeglichen, die Verarbeitung ist so exzellent, dass die Frage nach der Herkunft der Ingredienzien obsolet erscheint.

Pflanzliche Alternativen zu tierischen Produkten müssen wahrlich nicht wie Ersatzmittel schmecken. Die Burger von "Schnell Veg" zum Beispiel, aber auch die Riesengarnelen im "Amano Verde", das Currywurst-Menü in der "Fritte" und das Schoko-Sorbet der "EisBar" sind auch für Allesesser ein Genuss (ohne Reue).

Dass Fleischalternativen in Düsseldorf so gefragt wie nie sind, durfte nicht nur Max Thyson, der mit einem Partner seit dem Frühsommer das "Schnell Veg" in Pempelfort betreibt, erfahren: "Die enorme Nachfrage hat uns überwältigt, wir konnten gar nicht so viel produzieren, wie die Gäste haben wollten."

Auch Torsten Fuhrberg, Veranstalter der Messe "VeggieWorld" in Düsseldorf, laut Sebastian Zösch, Geschäftsführer des Vegetarierbunds Deutschland, "eines der wichtigsten Veggie-Events des Jahres", ist mit dem NRW-Standort mehr als zufrieden. Als er vor drei Jahren von Wiesbaden ins Congress-Center an die Rotterdamer Straße gezogen ist, war er noch skeptisch. Doch die Messe wuchs und wuchs. Und in diesem Jahr warten mehr als 75 Aussteller und Referenten am 25. und 26. Oktober auf mehr als 10 000 Besucher.

Am 7. Dezember findet im Bürgerhaus im Stadteilzentrum Bilk der erste vegane Weihnachtsmarkt mit Produzenten, Bäckern und Köchen aus der Region statt. Da leuchtet die Stadt auch im Winter grün.

(RP)
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